Gesundheitspolitik

Kommentar: Fünf Jahre sollten reichen

Dr. Christine Ahlheim

Der Mai 2022 ist ein guter Monat für die Apotheker: Die Grippeschutzimpfung in der Apotheke wird zur Regelleistung und die pharmazeutischen Dienstleistungen rücken in greifbare Nähe. Dadurch gewinnt der Apothekerberuf erheblich an Attraktivität. Das sollte auch dazu führen, dass mehr Absolventen des Studiengangs Pharmazie den Weg in die öffentliche Apotheke finden, denn dort werden Approbierte dringend gesucht.

Doch ob das wirklich der Fall sein wird, ist fraglich. Denn vor Kurzem hat sich die Bundesapothekerkammer dafür ausgesprochen, das Pharmaziestudium auf zehn Semester zu verlängern. Mit einer dann sechsjährigen Ausbildung würden die Apotheker mit den Ärzten gleichziehen und müssten ein Jahr mehr absolvieren als die Masterstudenten. Das mag angesichts des breiten Spektrums an Wissen, das ein Pharmazeut haben sollte, sinnvoll sein. Jedoch könnten sich viele frischgebackene Apotheker durch das verlängerte Studium dazu ermuntert fühlen, ihren Berufseinstieg in der Industrie oder im Krankenhaus zu suchen, wo Bezahlung und Aufstiegschancen besser sind als in der Apotheke vor Ort. Zudem ist nicht zu erwarten, dass die dringend notwendige Erhöhung der Zahl an Pharmaziestudienplätzen noch erfolgt, wenn das Studium aufgrund der Verlängerung höhere Kosten verursacht.

Abgesehen davon, dass die Politik dem ohnehin noch zustimmen muss – die Apothekerschaft wäre gut beraten, bei der Reform auf eine weiterhin fünfjährige Ausbildung zu setzen. Dazu muss sie allerdings den Mut aufbringen, beherzt Inhalte im Studium zu kürzen und/oder ins Praktische Jahr bzw. in die Weiter­bildungen zu verlagern.

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