Prisma

Wirkstoff frei!

Ultraschall ermöglicht gezielte Freisetzung

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Eine zielgenaue Wirkstofffreisetzung verspricht die neue Sonopharmakologie-Technologie.

us | Um an ihren Wirkort zu gelangen, müssen viele Arzneimittel systemisch verabreicht werden. Das hat mehrere Nachteile. Zum einen sind häufig große Substanzmengen notwendig, um am Wirkort die erforderliche Konzentration zu erreichen. Dadurch gelangen auch große Mengen an Arzneimitteln und deren Metaboliten ins Abwasser und die Umwelt. Zum anderen treten unabhängig vom Wirkort Nebenwirkungen auf. Bei aggressiven Medikamenten wie Zytostatika ist das besonders problematisch. Es wäre also in mehrerer Hinsicht ein großer Gewinn, wenn es gelingen könnte, die Medikamente nur im Zielorgan freizusetzen. Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Interaktive Materialien in Aachen könnte dies mit ihrer „Sonopharmakologie“ gelingen. Dabei wird der Wirkstoff an ein Trägermolekül gebunden. Die Kopplung kann sowohl mit kovalenten Bindungen wie Disulfidbrücken, als auch mit nicht-kovalenten Bindungen wie Wasserstoff-Brückenbindungen erfolgen. Als Trägermaterialien dienen beispielsweise Nanopartikel oder RNA. Im Körper wollen die Forscher den Komplex dann mittels Ultraschallwellen aktivieren. Bestimmte, mechanochemisch instabile Bindungen brechen durch die Beschallung. Der Wirkstoff kann so räumlich und zeitlich ­gezielt freigesetzt werden. Ihr neues System der Pharmakotherapie stellten die Chemiker um Prof. Andreas Herrmann und Dr. Robert Göstl kürzlich in dem Wissenschaftsmagazin „Nature“ vor. Dass ihre Methode im Prinzip funktioniert, zeigten die Wissenschaftler bisher nur in der Zellkultur. Doch die Idee erscheint vielversprechend für den effektiveren und präzisen Einsatz von Arzneimitteln. |

Literatur

Huo S, Zhao P, Shi Z et al. Mechanochemical bond scission for the activation of drugs. Nat. Chem. 2021;13:131–139; doi:10.1038/s41557-020-00624-8

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