Arzneimittel und Therapie

Melatonin hilft ängstlichen Patienten

Schlafhormon vor allem bei präoperativen Angstzuständen wirksam

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mab | Operationen sind psychisch belastende Ereignisse. So treten bei bis zu 80% der Menschen, die operiert werden müssen, Angstzustände unmittelbar vor oder nach dem Eingriff auf. Neben einem ausführlichen Aufklärungsgespräch und Entspannungsmusik werden häufig Benzodiazepine als medikamentöse Maßnahme eingesetzt. Diese gehen jedoch selbst nach einmaliger Dosierung häufig mit Nebenwirkungen wie Tagesschläfrigkeit sowie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen einher. Studien in der Vergangenheit konnten eine anxiolytische Wirkung von Melatonin zeigen. In einem aktuellen Cochrane-Review wollten Forscher nun der Frage nachgehen, ob Melatonin auch zur prä- und postoperativen Angstreduzierung eingesetzt werden kann. Insgesamt wurden 27 randomisierte Studien mit 2319 Patienten in die Analyse eingeschlossen. In elf Studien wurde die Einnahme von Melatonin mit Benzodiazepinen verglichen, in 24 mit Placebo. Alle Patienten hatten entweder Melatonin (3 bis 10 mg oder 0,05 bis 0,4 mg/kg), Placebo oder ein Benzodiazepin ­(Midazolam, Oxazepam, Alprazolam; 0,25 mg bis 15 mg oder 0,05 bis 0,2 mg/kg) vor dem Eingriff zur Angstreduzierung eingenommen. In 18 Studien konnte etwa 50 bis 120 Minuten nach der Einnahme ein klinisch relevanter Effekt von Melatonin im Vergleich zu Placebo festgestellt werden. Der anxiolytische Effekt war dabei ähnlich wie der der Benzodiazepine. Zwar war auch im Aufwachraum sowie sechs Stunden nach der Operation ein Effekt nachweisbar, dieser fiel jedoch wesentlich geringer aus. Die Autoren schlussfolgern, dass Melatonin eine ähnliche Wirkung wie Benzodiazepine bei der Reduktion von prä- und postoperativen Ängsten bei Erwachsenen haben könnte. |

Literatur

Madsen BK et al. Melatonin for preoperative and postoperative anxiety in adults. doi: 10.1002/14651858.CD009861.pub3

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