Prisma

Im Rausch der Katzenminze

Haustiger nutzen Terpen als Repellent

Foto: paulinka41 – stock.adobe.com

us | Katzenminze (Nepeta cataria) wirkt wie eine Droge auf Katzen. Sie rollen sich in den Blättern und wirken danach wie berauscht. Eine ähnliche Wirkung löst der in Ostasien verbreitete Silberwein Actinidia polygama aus. Beide Pflanzen enthalten verwandte Terpene. Den Katzen geht es bei ihrem seltsamen Verhalten jedoch nicht nur um den Rausch, wie japanische Wissenschaftler herausfanden. Die Biochemiker um Dr. Tamako Miyazaki extrahierten zunächst Blätter des Silberweins. Im Extrakt fanden sie verschiedene Terpene aus der Klasse der Iridoide, die als aktive Substanzen der Katzenminze bekannt sind. Am höchsten konzentriert war das Iridoid Nepetalactol. Für weitere Untersuchungen am lebenden Objekt synthetisierten die Forscher die Substanz. Und tatsächlich: Katzen, denen das Produkt auf einem Filterpapier präsentiert wurde, begannen sich daran zu reiben. Nicht nur die Laborkatzen reagierten derart auf den Wirkstoff, sondern auch Leoparden, Jaguare und Luchse in einem japanischen Zoo. Da Katzen oft einen berauschten Eindruck machen, nachdem sie mit Silberwein Kontakt hatten, nahmen die Wissenschaftler den Tieren im nächsten Versuch fünf Minuten vor und nach der Exposition gegenüber Nepetalactol Blut ab. Sie konnten beobachten, dass die β-Endorphin-Level deutlich anstiegen. Die Katzen erfahren also eine euphorisierende Wirkung durch die Substanz. Katzen, denen vor dem Versuch der Opioid-Antagonist Naloxon verabreicht worden war, rieben sich signifikant kürzer an dem präparierten Papier. Nepetalactol hatte aber nicht nur eine belohnende Wirkung auf die Tiere. Katzen, die sich darin gewälzt hatten, wurden von Moskitos gemieden. So fällt es dem leisen Jäger auf Samtpfoten sicher leichter, sich geduldig an seine Beute anzuschleichen, wenn er nicht ständig in die Nase gestochen wird. Und sollte er doch einmal einen Stich kassieren, helfen ihm die schmerzlindernden Endorphine dabei, ruhig zu bleiben. |

Literatur

Uenoyama R, Miyazaki T, Hurst JL et al. The characteristic response of domestic cats to plant iridoids allows them to gain chemical defense against mosquitoes. Science Advances 2021. doi:10.1126/sciadv.abd9135

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