Rezension

Werkzeugkasten für die Apotheke vor Ort

„Allgemeinpharmazie“ als Lehrbuch für PhiPs und Nachschlagewerk im Backoffice

Aller Anfang ist schwer. Doch besonders hart ist es für viele Pharmazeuten im Praktikum (PhiPs), sicher in der Apothekenpraxis zu werden. Für den Einstieg ist die „Allgemeinpharmazie“ der ideale Leitfaden – und darüber hinaus als Nachschlagewerk nützlich.

Kommen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten „frisch von der Uni“ in die Apotheke, hören sie von Kollegen häufig, dass nun das Lernen von Neuem beginnt. Zwischen Studium und Praxis klafft eine Wissenslücke. Diese erschwert für Neulinge den Einstieg und fordert von ausbildenden Apothekern Geduld. Erst nach ein paar Monaten merken viele Nachwuchs-Apotheker: Sitzt einmal das wichtigste Know-how, können sie wieder auf ihr Wissen aus dem Studium zurückgreifen. Gibt es nichts, womit man diese Lücke schneller schließen könnte? Das gibt es: die „Allgemeinpharmazie“. Der Heraus­geber Patrick Schäfer machte sich zum Ziel, diese Brücke zu schlagen. Im Sommer 2021 erschien die zweite Auflage bei der wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart, in der alle Kapitel des „Prototyps“ aus dem Jahre 2017 überarbeitet wurden. Für jedes Kapitel suchte und fand Schäfer einen Experten oder eine Expertin. Insgesamt steuerten 35 Autoren ein oder mehrere Kapitel bei.

Ab dem ersten Tag in der Apotheke kann das Buch eine helfende Hand sein. Denn kurz und prägnant schildern die Autoren, wie ein Beratungsgespräch auszusehen hat und wie mit einem Rezept umzugehen ist. Doch nicht nur für Einsteiger taugt das Buch. Denn es bildet jedes für die Praxis relevante Feld ab. Egal ob in pharmazeutischen Kapiteln oder Themen aus dem „Backoffice“: Das Werk stützt sich auf neueste Studien und zeigt, welche nützlichen Tools es gibt. Die „Allgemeinpharmazie“ taugt dadurch als Nachschlagewerk für Apotheker, die sich in Weiterbildung befinden, oder Kollegen, die ihr Praxiswissen auf den neuesten Stand bringen wollen.

Mit Liebe fürs Detail

Die Autoren widmen sich allen relevanten Indikationsgebieten und der Versorgung spezieller Patientengruppen. Fallen, die zu vermeiden sind, stechen in roten „Cave“-Kästen hervor. Gibt es frei zugängliche Online-Datenbanken, die mir eine schnelle Übersicht liefern? Dann finden sich im Buch QR-Codes, die Leser mit dem Smartphone scannen können. Auch Patientenfälle ergänzen die Autoren auf das Wesentliche reduziert. Welchen Hinweis könnte ich meinem Patienten zusätzlich mit auf dem Weg geben? Auch dies listet die „Allgemeinpharmazie“ übersichtlich auf. Die folgenden Kapitel widmen sich der „Pharmazie für Fortgeschrittene“: Arzneimittelinformation, Bewertung klinischer Studien, Medikationsmanagement, Pharmakovigilanz und Adhärenz­förderung. Auch die Technologie kommt nicht zu kurz. Ein Abschnitt dreht sich um beratungsintensive Arzneiformen. Das Kapitel wirkt durch viele Abbildungen und Links zu erklärenden Videos besonders anschaulich – genau wie im Folgenden die „Arzneimittelherstellung“.

Patrick Schäfer (Hrsg.)
Allgemeinpharmazie
Ein Lehrbuch für Praktisches Jahr, Weiterbildung und ­Apothekenpraxis

847 S., 212 farb. Abb., 310 farb. Tab.
2. Auflage 202189,00 Euro
ISBN 978-3-8047-4120-1

Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart

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Nicht nur Pharmazie

Wie jeder Apothekeninhaber weiß, geht es in der Apotheke nicht nur um Pharmazeutisches. Neben der Dokumentation und Qualitätssicherung stellen sich Fragen, die im Studium keine Rolle spielen. Diese Fragen gehen weit über die Arzneimittel-Logistik hinaus. Wie führe ich einen Betrieb wirtschaftlich? Wie vermarkte ich meine Offizin? Wie gehe ich mit meinen Mitarbeitern um, wie kommuniziere ich im Team und mit Patienten? In der „Allgemeinpharmazie“ wird jede Frage beantwortet, die sich stellen könnte – bis auf die Herausforderungen, die sich während der SARS-CoV-2-Pandemie häuften. Das Buch ordnet also alle Aufgaben, die Apotheker normalerweise tun oder tun sollten. Wer die Offizin vor lauter Pandemie nicht mehr sieht, wird dankbar sein, diesen Werkzeugkasten für die Apotheke in der Hinterhand zu haben. Und wer einen Pharmazeuten im Praktikum ausbildet, wird dem Nachwuchs nicht schaden, indem er ihm das für diesen Zweck vollständigste und aktuellste Lehrbuch an die Hand gibt. |

Marius Penzel

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