Die Seite 3

Hinter verschlossenen Türen

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Corona-Infektionen in bislang noch nicht dagewesenem Ausmaß auf der einen Seite – auf der anderen Seite eine verzweifelte Ideensuche, wie abgebaute Impf- und Testkapazitäten wieder hochgefahren werden können. So sieht der Pandemie-Herbst im Jahr 2021 aus. Die Politik, die Deutschland sehenden Auges in diese ausufernde vierte Welle hat schlittern lassen, wacht langsam auf und scheint sich jetzt tatsächlich daran zu erinnern, dass die Apotheken doch schon einiges geschultert haben. Sicher können sie auch jetzt wieder zur Schadensbegrenzung beitragen. Entsprechend äußerte sich die Grünen-Politikerin Kathrin Göring-Eckardt in der ARD-Talkshow bei Anne Will am 7. November 2021: „Es kann in den Apotheken geimpft werden, das ist ja alles kein Zauberwerk!“

Das mag ja sein, und einige Apotheken sind dazu bereit (s. a. S. 15). Aber ist das wirklich die Kernkompetenz der Apothekerinnen und Apotheker? Impfen ist erst einmal keine pharmazeutische Leistung! Die Apotheke ist an dieser Stelle lediglich aufgefordert, die Bevölkerung sicher mit Impfstoffen zu versorgen. Hier kommt die Rekonstitution ins Spiel, die gerade bei so anspruchsvollen Impfstoffen wie den mRNA-Impfstoffen beim pharmazeutischen Personal in den besten Händen (gewesen) wäre. So gesehen könnten die Menschen, die sich in der Apotheke gegen Corona impfen lassen dürften, dann tatsächlich von pharmazeutischer Kompetenz profitieren.

Doch das haben unsere Politikerinnen und Politiker so nicht auf dem Schirm. Wer von den Verantwortlichen hat sich eigentlich einmal ernsthaft mit der Frage beschäftigt, ob die Impfdurchbrüche vor allem nach Comirnaty®-Impfung vielleicht nicht doch die Folge eines nicht ordnungsgemäß rekonstituierten Impfstoffs sein könnten? Immer noch fehlen befriedigende Antworten auf die Frage, was mit einem zu sehr geschüttelten Impfstoff passiert. Wird er unwirksam, ist er nur schlechter wirksam? Wer geht dem nach, wer erfasst hier Daten, wer erforscht dieses Feld?

Damit sind wir bei einem ungemein wichtigen Aspekt: Ein Arzneimittel kann nur sicher wirken, wenn seine Qualität bis zur Anwendung garantiert ist. Das liegt zum einen in der Verantwortung der Hersteller, der Zulassungs- und der Überwachungsbehörden, zum anderen aber ganz entscheidend auch in der Verantwortung der Apothekerinnen und Apotheker. Denn sie sind für den letzten Versorgungsschritt zuständig. Hier ist die ganze pharmazeutische Kompetenz gefordert! Hier beginnt das zukunftsweisende Feld der pharmazeutischen Dienstleistungen, mit denen unser Berufsstand zur Verbesserung der Arzneimitteltherapie beitragen kann und muss.

Die Politik hat das nicht wirklich verstanden. Und ganz ehrlich: Wie sollte sie auch? Wenn über pharmazeutische Dienstleistungen nur hinter verschlossenen Türen diskutiert wird, wenn selbst jetzt nach den gescheiterten Gesprächen von DAV und GKV-Spitzenverband die Apothekenbasis erst nach der Schiedsstellenentscheidung erfahren darf, was sie dann an Dienstleistungen anzubieten hat? Das immer wieder auch von der ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bemühte Argument, dass eine öffentliche Diskussion der potenziellen Dienstleistungen die Position der Apothekerseite schwächen würde bzw. geschwächt hätte (s. S. 9), ist dabei so unverständlich wie falsch.

Wer überzeugen und die Basis mitnehmen will, – was ja auch ein erklärtes Ziel der ABDA-Präsidentin ist – der muss offen mit der Basis diskutieren und sie so begeistern, dass sie die Ideen in die breite Öffentlichkeit tragen kann. Nur so lässt sich Aufbruchstimmung erzeugen, nur so können auch die für Entscheidungen verantwortlichen Politiker­innen und Politiker verstehen, was die Apotheke für die Bevölkerung leisten kann. Hinter verschlossenen Türen diskutieren und dann der Basis sagen, was zu tun ist – das kann einfach nicht funktionieren.

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