Prisma

Massage für Mäusebeinchen

Verletzte Muskeln heilen besser

Foto: Vasiliy Koval/AdobeStock

dab | Was ziemlich unglaublich klingt, haben Wissenschaftler der Harvard Universität, Cambridge (USA), tatsächlich in einer Studie durchgeführt. Mäuse mit Verletzungen der Skelettmuskelfasern in den Hinterbeinen wurden von einem Roboter zweimal täglich für zwei Wochen massiert. Doch wie kommt man auf diesen Ansatz? Bereits vor ein paar Jahren konnte beobachtet werden, dass Mechanotherapie die Heilung von Skelettmuskelfasern verbessern kann. Die Forscher um Bo Ri Seo wollten nun herausfinden, ob dies durch eine Veränderung der Entzündungsreak­tion zustande kommt. Denn bei einem Gewebe­schaden treten Neutrophile und proinflammatorischen Zytokine auf, die die Regeneration behindern können. Durch die mechanische Stimulation konnte ihre Konzentration im Gewebe innerhalb von drei Tagen vollständig reduziert werden. Dies erklärt zumindest einen Teil des positiven Effekts der Massage. Denn bei allen Mäusen, unabhängig ob behandelt oder nicht, konnte beobachtet werden, dass die Zahl an verletzten Skelettmuskelfasern abnahm und die Muskelkraft nach drei Wochen ähnlich war. Aber die Regeneration war bei den massierten Mäusen insgesamt stärker ausgeprägt. So wiesen sie vermehrt Muskeln des Fasertyps IIX auf, die stärker sind als Muskeln des Typs IIA, die bei den unbehandelten Mäusen gehäuft auftraten. In Abhängigkeit von ihrer Intensität führte die Massage zu stärkeren Muskeln.

Diese Erkenntnisse sollen in weiteren Studien mit größeren Tieren und schließlich Menschen bestätigt werden. Es ist denkbar, die Mechanotherapie für unterschiedliche Therapieziele einzusetzen, beispielsweise auch zur Verbesserung der Muskelleistung bei altersbedingtem Muskelschwund. |

Literatur

Seo BR, Payne CJ, McNamara SL. Skeletal muscle regeneration with robotic actuation-mediated clearance of neutrophils. Science Translational Medicine 2021;13(614): eabe8868 DOI: 10.1126/scitranslmed.abe8868

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