DAZ aktuell

Gefälschte Corona-Impfzertifikate „aus der Apotheke“

Apothekenmitarbeiterin in U-Haft

jb/ral | Der digitale Nachweis über einen vollständigen Corona-Impfschutz wird angesichts steigender Fallzahlen und drohender Einschränkungen für Ungeimpfte zunehmend attraktiv. Manch einer, der sich nicht impfen lassen will, wird daher zum Betrüger und kauft sich einen gefälschten Nachweis – der Handel mit solchen Fälschungen boomt. In München ist Ermittlern nun ein Schlag gegen eine Bande von Impfpassfälschern gelungen. In den Fall verwickelt ist auch eine Apothekenmitarbeiterin, die derzeit in U-Haft sitzt.

Hunderte gefälschte QR-Codes für den digitalen Corona-Impfausweis soll die Fälscherbande erstellt und im Internet verkauft haben. Sie nutzte dafür die IT-Infrastruktur einer Münchner Apotheke. Am vergangenen Freitag wurde diese Apotheke durch die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) und das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) durchsucht, im Anschluss daran auch mehrere Wohnungen. Bei der Aktion wurden Geld und Kryptowährungen im Wert von fast 100.000 Euro sichergestellt, es gab zwei Verhaftungen. Auf die Sache aufmerksam geworden ist das Bundes­kriminalamt (BKA), Abteilung Cybercrime, im Rahmen von Recherchen im Darknet. Das Verfahren wurde von dort an das Bayerische LKA abge­geben.

Seit Mitte August sollen die Betrüger Fake-Codes auf einem deutschsprachigen Cybercrime-Forum unter einem Pseudonym angeboten haben, wie die zuständigen Ermittler der ZKG mit­teilten. Allein im Oktober sollen die Fälscher mehr als 500 Impfzertifikate ausgestellt haben. Sie sollen durch unberechtigten Online-Zugriff die IT-Infrastruktur der Münchner Apotheke genutzt haben – dass der Zugriff zu einfach möglich ist, weil es keine Zweifaktor-Authentifizierung oder Ähnliches gibt, hatten IT-Sicherheitsexperten im DAZ-Interview bereits bemängelt, als im Juli Sicherheitslücken im Verbändeportal bekannt wurden (DAZ.online-Meldung vom 23.07.2021: „‚Das Zertifikate-Modul zu sperren, war allein die Entscheidung des DAV‘“).

Apotheker nicht unter Verdacht

Der Apothekeninhaber selbst sei nicht beschuldigt, betonen die Ermittler. Eine Apothekenmitarbeiterin und ein Komplize kamen aber wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr in Untersuchungs­haft. Ihnen wird die unzu­treffende Bescheinigung einer COVID-19-Schutzimpfung und Fälschung technischer Aufzeichnungen vorgeworfen. Weitere Auskünfte sind laut Oberstaatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht möglich.

Gefälschte Zertifikate nicht ermittelbar

Die Namen derer, die sich von der Bande gefälschte Impfzertifikate haben ausstellen lassen, können laut dem bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg angesiedelten ZKG nicht ermittelt werden. Unklar ist, ob ihre gefälschten Impfausweise gelöscht oder ungültig gemacht werden können. Und selbst wenn, wäre das Problem damit kaum gelöst. Denn die Polizei in Bayern registriert – wie die Polizei bundesweit – immer mehr Impfausweise mit gefälschten Corona-Zertifikaten. Unabhängig von dem Schlag gegen die Fälscherbande vom Freitag hat die Bayerische Polizei demnach 440 Fälle registriert, die im Zusammenhang mit der Fälschung von Impfpässen, Impfzertifikaten oder Impfstoffetiketten stehen. Anfang September waren es gerade erst 110 Fälle gewesen. |

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.