DAZ aktuell

Alle zehn Minuten eine Apotheke

SPD-Vorstoß für Bremen und Bremerhaven

ih/ral | In Bremen und Bremerhaven will die SPD es jedem ermöglichen, innerhalb von zehn Gehminuten eine Apotheke zu erreichen. Um dies zu erreichen, sollen Apotheken mit finanziellen Anreizen dazu motiviert werden, sich in bestimmten Stadtteilen anzusiedeln.

Die Pläne einer „10-Minuten-Stadt“ als Modellprojekt zur besseren Nahversorgung stammen von der Bürgerschaftsfraktion der SPD. Vorgestellt hatte die Fraktion die Pläne vor wenigen Tagen auf ihrer Klausurtagung. Das städteplanerische Programm lehnt sich an das Konzept der 15-Minuten-Stadt an, das bereits in Paris, Oslo und Madrid schrittweise umgesetzt wird. In all diesen Städten sollen wichtige Anlaufstellen des täglichen Lebens in Zukunft innerhalb von 15 Minuten ohne Auto erreichbar sein. „Der Gang zum Supermarkt, zur Apotheke oder zur Post ist fester Bestandteil unseres alltäglichen Lebens und sichert auch insbesondere älteren Menschen neben der Daseinsvorsorge wichtige soziale Teilhabe im Quartier“, heißt es in der Projektbeschreibung. Deshalb werde das Ziel festgelegt, dass innerhalb von zehn Minuten alle Bewohner von Bremen und Bremerhaven „Güter des täglichen Bedarfs einkaufen sowie eine Apotheke oder eine Postannahmestelle erreichen können.“ Im Antrag wird der Bremer Senat aufgefordert, zu prüfen, wo eine solche Versorgung der Quartiere mit Gütern des täglichen Lebens gesichert ist. Und überall dort zu handeln, wo das noch nicht der Fall ist. „Ist vor Ort kein entsprechendes Angebot eines Lebensmittelhandels, einer Apotheke oder einer Post vorhanden, so ist die Politik in der Verantwortung und sollte einen Prozess initiieren, um Anbieter für eine gute Nahversorgung mit Gütern des täglichen Lebens im Quartier zu gewinnen“, so der Antrag im Wortlaut. Dabei sollen „unterschiedliche Unterstützungsmaßnahmen“ für Gebiete mit mangelnder Nahversorgung geprüft werden, darunter ein Landesförderprogramm, das Anbietern finanzielle Anreize zur Ansiedlung zusichern soll sowie steuerliche Begünstigungen. Wie genau finanzielle Anreize aussehen könnten, die Apotheken zur Ansiedelung bewegen sollen, ist bislang aber noch offen. Konkret sei noch nichts beschlossen, sagte Andreas Reißig, Pressesprecher der Bremer SPD-Fraktion auf Nachfrage der DAZ. Man befinde sich noch in der Startphase des Projekts. Denkbar seien aber Prämien bei der Niederlassung in einem bestimmten Quartier oder die Vermietung von günstigen Gewerberäumen sowie eben steuer­liche Vorteile.

Bürgerdialog geplant

In einem nächsten Schritt werde die SPD nun die Anträge zur 10-Minuten-Stadt mit den Koalitionspartnern (die Grünen und die Linke) beraten, so Reißig. Am 20. Oktober startet außerdem per Facebook ein Bürgerdialog, bei dem alle Bremer ihre Wünsche einbringen können. Kann sich Reißig vorstellen, dass ähnliche Projekte auch auf Bundesebene umgesetzt werden könnten? Zumindest glaubt er, dass andere Regionen nachziehen werden: „Dass die 10-Minuten-Stadt ein Thema für immer mehr Städte in Deutschland und Europa werden wird, ist aus unserer Sicht zwangsläufig der Fall.“

AK Bremen noch nicht involviert

Die Bremer Apothekerkammer hat ­gegenüber der DAZ mitgeteilt, sie sei „bislang noch nicht“ in das Projekt eingebunden. Man habe sich zu den Überlegungen der SPD noch keine abschließende Meinung bilden können. Grundsätzlich unterstütze man aber „Initiativen, welche die Vor-Ort-Apotheken stärken und als wesentlichen Bestandteil der Gesundheitsversorgung anerkennen“. |

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