Prisma

Blinde Täter

Wenn Moskitos die Sehkraft genommen wird

Foto: olly/AdobeStock

mab | Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem Raum voller Stechmücken und keine sieht Sie. Was sich abstrus anhört, könnte vielleicht bald Realität sein. Doch von vorne: Um das Opfer ihrer Blutlust zu erreichen, nutzen Moskitos der Species Aedes aegypti, die über die Übertragung von Flavi­viren jährlich mehrere Millionen Menschen mit Denguefieber, Gelbfieber und Zika infizieren, in der Regel sämtliche ihr zur Verfügung stehenden Sinne. Auch aus mehreren Metern Entfernung können sie das CO2 aus der Atemluft eines Lebewesens wahrnehmen, und sie suchen dann nach weiteren Stimuli, die ihnen den Weg zum nährstoffreichen Blut weisen. So nehmen sie neben der Konvektionswärme und verschiedenen Duftstoffen der Haut auch vor allem dunkle Kleidungsstücke wahr. Aufgrund ihrer schlechten Sehschärfe reicht dabei schon ein dunkler Fleck, der die Moskitos magisch anzieht. Forscher haben versucht, die Sehkraft von Aedes aegypti zu manipulieren. Mittels CRISPR-Cas9 schalteten die Wissenschaftler zunächst gezielt das Gen Op1 aus, welches das am häufigsten vorkommende Rhodopsin im Auge von Aedes aegypti codiert. Anschließend setzten sie die Stechmücken CO2 aus und testeten, ob sie den Weg zu einem dunklen Fleck auf weißem Hintergrund finden. Kein Problem für die Stechmücken. Gleiches zeigte sich bei der gezielten Ausschaltung von Op2, dem Rhodopsin, das Op1 am ähnlichsten ist. Erst als beide Gene mittels Genschere ausgeschaltet waren, hatten die Stechmücken kein Bedürfnis mehr, das dunkle Ziel anzufliegen. Komplett erblindet waren die Blutsauger jedoch nicht, da sie weiterhin auf Lichteinstrahlung reagierten. Um per Gen-Knock-out künftig vor den Plagegeistern geschützt zu sein, muss das Verfahren jedoch noch optimiert werden: Gerüche konnten die Moskitos nämlich weiterhin wahrnehmen. |

Literatur

Zhan Y et al. Elimination of vision-guided target attraction in Aedes aegypti using CRISPR. Current Biology 2021. doi: 10.1016/j.cub.2021.07.003

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