DAZ aktuell

Benkert: Klare Absage an PTA-Vertretung

BAK-Präsident hält auch stundenweise Vertretung für gefährlich

ks | Ob Approbierte, PTA oder PKA – viele Apotheken suchen hände­ringend nach Personal. Woran liegt es, dass der Nachwuchs schwer für die öffentliche Apotheke zu gewinnen ist? Und wie ist einem drohenden „Personal-Kollaps“ zu entgehen? Dies war diese Woche Thema einer Diskussionsrunde bei der digitalen Expopharm impuls. Zur Sprache kam dabei auch die umstrittene PTA-Vertretungsbefugnis. Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer, (BAK) machte erneut klar: Selbst eine stundenweise Vertretung ist für die Standesvertretung undenkbar.

Bei der Diskussionsrunde, an der neben Benkert auch die Vorsitzende des Saarländischen Apothekerverbands Susanne Koch, Adexa-Chef Andreas May und Bianca Partheymüller vom Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) teilnahmen, waren sich in einem Punkt alle einig: Studierenden und Berufsanfängern muss ein positiveres Bild von der Arbeit in den Apotheken vermittelt werden. Und die Inhaber sollten ihren Mitarbeitenden auch etwas bieten, z. B. flexible Arbeits­zeitmodelle oder klare Überstundenregeln. In den Universitäten sollte überdies das elitäre Denken nicht befördert werden, indem Professoren vermitteln, nach einem so anspruchsvollen Studium sei die Arbeit in der öffentlichen Apotheke ein Abstieg. Auch an der Approbationsordnung muss gefeilt werden, um sie mehr an der praktischen Arbeit in der Apotheke auszurichten.

Doch gibt es auch Möglichkeiten, Apotheken Luft zu verschaffen, die einen kurzfristigen Engpass haben? Der CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Krauß hatte im August vorgeschlagen angesichts sich verschärfender Personalengpässe berufserfahrenen PTA die kurzfristige Vertretung eines Approbierten zu erlauben. Die BAK hat sich schnell dagegen positioniert. Susanne Koch, selbst vierfache Mutter und Inhaberin von drei Apotheken, zeigte sich hingegen offen für eine stundenweise Vertretungsmöglichkeit: Gerade mit Kindern könne es passieren, dass man als Leiterin die Apotheke kurz verlassen müsse – dann wäre es aus Kochs Sicht sehr hilfreich, wenn es ihr rechtlich erlaubt wäre, einer PTA für eine kurze Zeit die Apotheke zu überlassen. Selbstverständlich derart, dass sie selbst noch erreichbar wäre. Eine Urlaubsvertretung durch PTA kann sich auch Koch nicht vorstellen.

Ähnlich sieht es May: Über eine stundenweise Vertretung müsse man reden können. Benkert zeigte sich in diesem Punkt allerdings unnachgiebig: Der Hochschulberuf lasse sich nicht durch PTA vertreten. „Kein Arzt würde auf die Idee kommen, sich in der Praxis von seiner Medizinischen Fachangestellten vertreten zu lassen.“ Es könne auch nicht kontrolliert werden, wann eine PTA da und ob die Chefin wirklich erreichbar sei. Er sieht die Gefahr, dass hier der Weg geebnet würde für Modelle, in denen der Apotheker in einem Büro erreichbar wäre und Arzneimittel über ein Distributionszentrum im Supermarkt ausgegeben werden.

Nicht zuletzt fürchtet Benkert: Sehe die Politik, es gehe auch mit zwei­jähriger Berufsfachschulausbildung, könne der akademische Heilberuf des Apothekers ganz infrage gestellt werden. |

1 Kommentar

PTAs mit ApothekerInnen-Vertretungsbefugnis?

von Matthias H. Arlt, MSc am 16.09.2021 um 14:12 Uhr

Für mich ist es ganz einfach:
Erst fahren wir über Dekaden modernisierungsindolent das teils sehr praxisferne Studium der Pharmazie an die Wand und dann öffnen wir die Büchse der Pandora mit den "ApothekerInnen light", also PTAs mit Vertretungsbefugnis?!
Das Studium muss grundlegend modernisiert und an die Anforderungen der Neuzeit angepasst werden und ganz nebenbei: Wer kompetent, verantwortungsvoll und rechtlich abgesichert vertreten will, muss studieren!

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