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E-Rezept: Was passiert in der Fokusregion?

Seit über zwei Monaten läuft das Modellprojekt in Berlin/Brandenburg – doch keine Rezepte in Sicht

jb | Seit Anfang Juli können in teilnehmenden Arztpraxen in Berlin und Brandenburg, der sogenannten Fokusregion, E-Rezepte ausgestellt werden. Die können dann in teilnehmenden Apotheken eingelöst werden. Nach mehr als zwei Monaten haben wir versucht eine Zwischenbilanz zu ziehen. Doch auf die Frage, wie viele E-Rezepte bereits ausgestellt wurden, will von offizieller Stelle niemand antworten.

Ab 2021 sollen E-Rezepte die „normalen“ rosa Rezepte – das Muster 16, wie es offiziell heißt – ersetzen. Bevor es ernst wird, soll natürlich getestet werden. Berlin und Brandenburg wurden zur Fokusregion erklärt, seit 1. Juli können sich Patienten in teilnehmenden Arztpraxen theoretisch elektronische Rezepte ausstellen lassen und sie in teilnehmenden Apotheken einlösen. Ab dem 1. Oktober, so hieß es, soll das Ganze bundesweit ausgerollt werden, zunächst noch freiwillig, ab dem 1. Januar 2022 dann verpflichtend. Ein durchaus ambitionierter Zeitplan.

Beteiligte Verbände halten sich bedeckt

Doch darüber, wie es in der Fokus­region bislang läuft, sind die Informationen spärlich. Auf unsere Fragen, wie viele E-Rezepte bislang ausgestellt wurden und wie viele Arztpraxen und Apotheken eigentlich mitmachen, wollten die beteiligten Apothekerverbände Berlin und Brandenburg lieber nichts Konkretes sagen. Es sind wohl mittlerweile durchaus einige Apotheken – doch E-Rezepte laufen bei ihnen offenbar kaum bis gar nicht ein. Die ABDA verweist auf Nachfrage an die Gematik. Dort wiederum lässt man wissen, dass die Testphase momentan noch laufe. Diese werde wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Nach Beendigung könne man Auskunft zu den Teilnehmenden und Ergebnissen geben.

Weiter heißt es von der Gematik: „Aktuell finden die Tests planmäßig noch in einer begrenzten Anzahl von Arztpraxen und Apotheken statt. Dieses Vorgehen wurde bewusst gewählt, um in einem abgesteckten Rahmen alle Funktionalitäten des E-Rezepts – von der Verordnung in der Arztpraxis über die Medikamentenausgabe in der Apotheke bis zur Abrechnung bei der Krankenkasse zu überprüfen und zu testen. Nun wird die Anzahl der Praxen und Apotheken, die an der Testphase teilnehmen, nach und nach erhöht, um die bundesweite Einführung des E-Rezepts vorzubereiten. Im bisherigen Verlauf der Testphase konnten schon wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, Anpassungsbedarfe wurden identifiziert, entsprechende Änderungen direkt erfolgreich vorgenommen.“ Konkrete Zahlen, wie viele Rezepte ausgestellt wurden und wie viele Ärzte und Apotheken teilnehmen, sind also auch von der Gematik nicht zu erfahren.

An teilnehmenden Apotheken scheint es auf jeden Fall nicht zu mangeln, da listet die Gematik-App so einige in der Region. Eine, die bereits ein E-Rezept erhalten hat, konnte die DAZ-Redak­tion jedoch noch nicht ausmachen.

Auf der technischen Ebene scheint es wohl zumindest in der Testumgebung an der einen oder anderen Stelle noch zu haken, wie aus informierten Kreisen zu erfahren ist – aber angeblich nichts, was sich nicht lösen lässt. Bleiben die Verordner bzw. ihre Praxisverwaltungssysteme als Knackpunkt – offenbar hakt es bereits an der Ausstellung der E-Rezepte.

Bei all dem werden unweigerlich Erinnerungen an GERDA, das baden-württembergische E-Rezeptmodell-Projekt, wach. Wie viele Rezepte dort ausgestellt wurden, darüber äußerten sich die Verantwortlichen in der Öffentlichkeit stets ungern. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bezifferte eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung irgendwann, dass es sich um rund 50 E-Rezepte handelt, die von November 2019 bis zum (vorläufigen) Ende des Pilotprojekts im April 2020 ausgestellt wurden. |

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