Aus den Ländern

Zambo: „Müssen wieder zu einem fairen und verlässlichen Miteinander kommen“

Mitgliederversammlung des LAV / Präsidentin übt Kritik an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

cm | Die Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV), Tatjana Zambo, kritisierte am 21. Juli bei der Mitgliederversammlung ihres Verbands Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für seine Informationspolitik und die nachträglichen Kürzungen der Vergütung der Apotheken für besondere Dienste in der Pandemie. Positiv hob sie hingegen hervor, wie der Berufsstand in schwierigen Zeiten zusammengestanden hat. Diese Geschlossenheit brauche es, um auch künftige Herausforderungen gemeinsam meistern zu können.
Foto: LAV BW

Unzufrieden mit Spahn: Tatjana Zambo

Das Verhältnis der Apothekerschaft zum Bundesministerium für Gesundheit ist derzeit nicht das beste. Das muss sich schnellstmöglich wieder ­ändern, meint die Präsidentin des LAV, Tatjana Zambo, man müsse wieder zu einem fairen und verlässlichen Miteinander kommen, forderte sie bei der Mitgliederversammlung ihres Verbands. Sie kritisierte u. a., dass Apothekerinnen und Apotheker während der Pandemie oft sehr kurzfristig in Pressekonferenzen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erfahren hätten, „was sie am nächsten Tag umsetzen sollen“. Auch nachträg­liche Kürzungen der eigentlich bereits per Verordnung festgelegten Vergütungen der Apotheken für besondere Aufgaben sorgten für Ärger unter den Pharmazeuten. Dabei seien die Apotheken in Krisenzeiten eine wichtige Säule in der Pandemiebekämpfung gewesen, betonte Zambo. „Wir sind an keinem einzigen Tag unserem Versorgungsauftrag nicht nachgekommen.“ Dass die Offizinen aktuell in der Öffentlichkeit als Krisengewinner gelten, sei ein Irrtum. Die Apotheken hätten bewiesen, dass sie „mehr sind als Abgabestellen für Arzneimittel“. Nun gelte es, das Vor-Ort-System zu stärken. „Ein ‚Weiter so‘ reicht nicht“, sagte sie. „Wir brauchen einen klaren politischen Willen.“

Zusammenhalt des Berufsstands ist „beeindruckend“

Neben pandemiebedingten Problemen hatte eine Vielzahl von Apotheken zudem mit der Pleite des Apotheken­abrechners AvP zu kämpfen. „Das war ein Hammerschlag für den Berufsstand“, erinnerte Zambo. „Es hätte sich nie jemand vorstellen können, dass so eine Situation je eintreten würde.“ Dieser Skandal werde noch lange nachhallen, glaubt die Präsidentin. Doch eine positive Nebenwirkung sei zu beobachten gewesen: „Es war beeindruckend, wie der Berufsstand zusammengehalten hat. Dieses Zusammenstehen brauchen wir, um auch die bevorstehenden Herausforderungen zu bewältigen.“

Zu diesen Herausforderungen zählt auch die Einführung des E-Rezepts. „Wir bereiten unsere Betriebe seit Monaten darauf vor“, so die LAV-Chefin. Es gelte zum Beispiel, die Arbeitsab­läufe im Backoffice anzupassen und vor allem auch Kundinnen und Kunden mitzunehmen. Die Präsenzapotheken müssen laut Zambo auch in Zeiten digitaler Verordnungen die erste Anlaufstelle bleiben. Ein wichtiger Baustein hierfür sei das Apothekenportal des DAV. Die Präsidentin riet ihren Kolleginnen und Kollegen, die dort hinterlegten Daten stets auf dem neuesten Stand zu halten und regelmäßig zu überprüfen. Denn diese Daten werden Zambo zufolge auch in die E-Rezept-App der Gematik eingespeist.

Portal-Beitrag wird über Sonderumlage finanziert

Auch die Hauptgeschäftsführerin des LAV, Ina Hofferberth, stellt sich hinter das Apothekenportal. Denn die DAV-Lösung stünde jedem Apotheker und jeder Apothekerin offen – ganz ohne eigene kommerzielle Interessen, hob Hofferberth hervor. Finanziert wird es aus den Mitteln der Landesverbände. Um den baden-württembergischen Anteil von 700.000 Euro im Jahr 2021 schultern zu können, habe sich der Verband entschieden, von seinen Mitgliedern eine Sonderumlage von 300 Euro pro Betriebsstätte einzuziehen. Für 2022 wird ein ähnlich hoher Investitionsbedarf erwartet, der im darauffolgenden Jahr jedoch bereits geringer ausfallen dürfte. Hofferberth warb um Verständnis für diesen Schritt und bat die Inhaber, ihn mitzutragen.

Erfreuliches gab es aus der Abteilung Taxation zu berichten. Insgesamt konnte der LAV für seine Mitglieder 937.533 Euro zurückholen, die Krankenkassen unrechtmäßig retaxiert hatten. Dafür prüfte die Abteilung mehr als 12.300 Rezepte, bei der Taxationshotline gingen mehr als 62.000 Anrufe ein. |

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