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Corona-Krise zeigt Nachteile von Minijobs in aller Deutlichkeit

Neue Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung

Minijobs sind beliebt, gerade in öffentlichen Apotheken, haben jedoch ihre Schwächen. Angestellte sind nicht gegen Arbeitslosigkeit versichert – und erhalten kein Kurz­arbeitergeld. Besonders deutlich zeigt sich dies in COVID-19-Zeiten.

In Deutschland gab es am 30. Juni 2020 knapp 7,1 Millionen Beschäftigte, die einen 450-Euro-Minijob hatten. Das geht aus Analysen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Forscherinnen und Forscher zeigen, wie problematisch dieser Trend ist.

Foto: marco2811/AdobeStock

Mehr Frauen als Männer unter Minijobbern

Ein Blick auf Details: Bei etwa 2,8 Millionen Personen war die geringfügig entlohnte Beschäftigung ein Nebenjob. Sie hatten laut WSI noch eine weitere Tätigkeit, bei der sie und ihre Arbeitgeber in die Arbeitslosenversicherung einzahlen mussten. Jedoch übten 4,25 Millionen Angestellte nur einen Minijob aus. Wenig überraschend ­waren darunter mehr als 60 Prozent Frauen. Sie nutzen Minijobs etwa, um nach Familienpausen wieder in den Beruf einzusteigen – auch in öffent­lichen Apotheken.

Darüber hinaus fanden die WSI-Forschenden regionale Unterschiede. Im Westen ist diese Form der Anstellung verbreiteter als im Osten. Der Unterschied lag bei 12,0 Prozent gegenüber 8,0 Prozent. Als Erklärung führt das WSI-Team deutlich höhere Vollzeit-Erwerbstätigkeiten im Osten an.

Minijobs – aus Sicht von ADEXA kein praktikables Modell

„Die Nachteile von 450-Euro-Minijobs überraschen nicht“, sagt ADEXA-Vorstand und Tarifexpertin Tanja Kratt. Weil Angestellte und Arbeitgeber keine Beiträge zur Arbeitslosenver­sicherung entrichten, fehle nicht nur der Anspruch auf Arbeitslosenversicherung, sondern auch der Anspruch auf Kurzarbeitergeld.

Allein zwischen Ende Juni 2019 und Ende Juni 2020 sind laut WSI bundesweit rund 516.000 Minijobs weggefallen. Darunter waren 386.000 Angestellte, die außer ihrem Minijob kein weiteres Beschäftigungsverhältnis hatten.

„Aber auch in normalen Zeiten sind Minijobs aus unserer Sicht problematisch, weil in der Regel keine oder nur sehr geringe Rentenversicherungs­ansprüche entstehen“, ergänzt Kratt. |

Literatur
Corona-Krise zeigt Prekarität von Minijobs. Hans-Böckler-Stiftung, 22. Juni 2021, www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-33745.htm

Michael van den Heuvel

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