Aus den Ländern

Gutes Image in der Krise

Kammerversammlung der AK Bremen / Optimismus für die Zukunft – Kritik an zu viel Bürokratie

BREMEN (tmb) | Bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Bremen am 31. Mai betonte Kammerpräsident Klaus Scholz das gute Image der Vor-Ort-Apotheken. Im Rückblick auf mehr als ein Jahr Arbeit in der Pandemie interessierte aus Bremer Sicht besonders die dortige Maskenaktion vor der bundesweiten Verteilung. Für die Zukunft zeigte sich Scholz optimistisch für die Vor-Ort-Apotheken, kriti­sierte aber die Bürokratie, die viel Zeit koste.

In seinem Bericht zur Kammerversammlung, die als Präsenzveranstaltung stattfand, betonte Scholz die Maskenaktion des Bremer Senats. Dabei wurden noch vor der bundesweiten Aktion Masken vom Land an die Apotheken geliefert, die diese unentgeltlich und ohne Honorar abgaben. Scholz erklärte dazu, diese Aktion sei den Apothekern in Bremen wohl am meisten in Erinnerung geblieben. Es habe viel Kritik, aber auch nur eine kurze Entscheidungszeit gegeben. Viele Vorschläge hätten in der Kürze der Zeit nicht umgesetzt werden können. Einen wesentlichen Anteil am „Sturm auf die Apotheke“ hätten die Medien gehabt. Doch die Apotheken hätten damit ein sehr gutes Image aufgebaut. Die Kritik an der Maskenqualität sei dem Land Bremen und nicht den Apotheken angelastet worden. Bremen habe mit der Aktion ein Zeichen für die anschließende Gutscheinaktion des Bundes gesetzt.

Persönliches Gespräch als Trumpf

Später habe die Kammer den Wunsch des Bürgermeisters auf die kostenlose Verteilung von Corona-Schnelltests durch die Apotheken abgelehnt, erklärte Scholz. Denn die Apotheken seien damals noch mit den Masken beschäftigt gewesen. Es habe sich auch keine andere Organisation dafür gefunden. „In der Summe haben sich die Apotheken ein sehr gutes Image erarbeitet“, meinte Scholz. Nie sei das Wort „Apotheke“ so oft in den Medien zu finden gewesen. Dies könnten nur die Vor-Ort-Apotheken leisten. Die „Krönung“ erfolge jetzt mit der Impfstoffverteilung, die sehr gut gelinge. „Für die Zukunft sehe ich unser Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit als sehr positiv“, erklärte Scholz. Doch die Krise treffe auch Apotheken. Dass fast täglich eine Apotheke in Deutschland schließe, werde in der Politik nur als kritisch gesehen, wenn die Apotheke versorgungs­relevant ist.

Foto: DAZ/tmb Archivbild

Kammerpräsident Klaus Scholz ist fest überzeugt, dass sich die Vor-Ort-Apotheken gegenüber dem Versand behaupten werden.

Scholz prognostizierte, bei der Honorargestaltung werde es sicher nicht mehr Geld für Packungen geben, weil davon auch der Versand profitiere, sondern für Dienstleistungen oder Notdienste. Die Politiker hätten eingesehen, dass die Apotheken nicht nur in der Krise unverzichtbar sind. Scholz sei fest überzeugt, dass sich die Vor-Ort-Apotheken gegenüber dem Versand behaupten werden. Denn „wir haben den Trumpf des persönlichen und auch geschätzten Gesprächs in der Hand und die bequeme Logistik können wir sowieso“, erklärte Scholz.

Kritik an Bürokratie

Auch mit der Digitalisierung der Impfausweise würden die Vor-Ort-Apotheken ein positives Image gewinnen und ihre Unverzichtbarkeit zeigen, „diesmal mit einer vernünftigen Vergütung“. Zugleich kritisierte Scholz die Bürokratie und berichtete, dass der Großhandel die für Desinfektionsmittel benötigte Menge Isopropanol nicht lagern durfte und Abfüllungen in Kleingefäße dem Amt für Risikobewertung gemeldet werden sollten. Scholz erklärte: „Es gibt sehr viele ­Beispiele. Hoffentlich werden es nach der Krise weniger. Durch all diese ­Verordnungen wird kein Menschenleben gerettet und uns wert­volle Zeit, die wir anders einsetzen könnten, genommen.“

Viel Arbeit für die Kammer

Als Herausforderungen für die Arbeit der Kammer nannte Scholz einen Mitarbeiterwechsel in der Geschäftsstelle, das Telefonaufkommen durch die Pandemie und die Ausgabe der Heilberufeausweise und Institutionenkarten. Auch der Geschäftsbericht von Kammergeschäftsführerin Dr. Isabel Justus war durch die Pandemie geprägt. Sie hob die Maskenaktionen und das Echo in den Medien hervor. Außerdem berichtete Justus, dass Ende 2020 in Bremen 140 Apotheken arbeiteten, ein Jahr zuvor waren es 143. Die Zahl der Filialen und der Apothekerinnen und Apotheker sei dagegen weiter gestiegen. Dabei seien 36 Prozent der Apothekeninhaber in Bremen über 60 Jahre alt.

Neues Vorstandsmitglied

Die Satzung wurde mit Blick auf die Digitalisierung angepasst und in der Weiterbildungsordnung wurden begrenzte Möglichkeiten für Online-Veranstaltungen eingeführt. Außerdem wählte die Kammerversammlung Imke Kurth als neues Mitglied in den Kammervorstand. Sie ist als angestellte Apothekerin in einer öffent­lichen Apotheke tätig und im Athina-Projekt zur Arzneimitteltherapie­sicherheit engagiert. Die Nachwahl war nötig, weil Uta Ense nach lang­jähriger Vorstandstätigkeit den Kammerbereich verlassen hat. Bei der Kammerversammlung wurde außerdem die langjährige Mitarbei­terin der Geschäftsstelle, Sybille Petersen, feierlich verabschiedet. |

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