Aus den Ländern

Perspektive „Selbstständigkeit“ verlockend

Baden-Württemberg: Eintägiger Workshop mit besonders hoher Teilnehmerzahl

Mit rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stieß das diesjährige Angebot eines eintägigen Existenzgründer-Seminars auf besonders hohes Interesse – und das, obwohl oder gerade weil diese Veranstaltung im Online-Format durchgeführt wurde. Eingeladen hatten Landesapothekerkammer (LAK) und Landesapothekerverband (LAV) Baden-Württemberg gemeinsam mit der Treuhand Hannover und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank.
Foto: DAZ /  Alex Schelbert

Hat man mit einer eigenen Apotheke in einem wandelnden Markt überhaupt eine Perspektive? Um diese und weitere Fragen drehte sich das Existenz-Gründer-Seminar von LAK und LAV Baden-Württemberg, Treuhand Hannover und Apobank.

Aus allen vier Häusern – LAK und LAV Baden-Württemberg, Treuhand Hannover und Deutsche Apotheker- und Ärztebank – referierten Experten am 21. April 2021 zu den wichtigsten Themenfeldern rund um die Apothekenübernahme oder die Neugründung und gingen dabei den Fragen nach: Wie finde ich das richtige Objekt? Wie finanziere ich mein Vorhaben? Worauf muss ich abseits der Finanzierung achten und gibt es rechtliche Fallstricke? Und: Hat die eigene Apotheke in einem sich wandelnden Markt überhaupt eine Zukunftsperspektive?

Wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen

Die Veranstaltung wurde durch Patrick Schäfer, Leitung Aus-, Fort-, Weiterbildung der LAK, versiert geleitet und moderiert. Er band geschickt die vielen im Chat zusammengelaufenen Fragen der Teilnehmer zu den Einzelvorträgen ein. Der Tag startete mit einem kursorischen Überblick über die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der öffentlichen Apotheke, vorgetragen durch den stellvertretenden Geschäftsführer des LAV Frank Eickmann. Macht die Selbstständigkeit perspektivisch überhaupt noch Sinn? Klare Antwort: Ja, denn die Perspektiven sind besser als oft behauptet! Danach entfaltete LAV-Jurist und stellvertretender Geschäftsführer Frank Dambacher die sozial-, vertrags- und arbeitsrechtlichen Grundfragen, die sich den zukünftigen Jungunternehmerinnen und Jungunter­nehmern stellen und wies auf leicht zu über­sehende Fallstricke hin.

Diplom-Ökonom Stephan Gommert von der Treuhand Hannover ging der Frage nach, wie man die „richtige“ Apotheke für sich findet. Er machte klar, dass der Blick allein auf den Umsatz viel Potenzial für Fehlinterpretationen liefert und erklärte exemplarisch, welche weiteren Faktoren besonderer Beachtung bedürfen. Auch sein Fazit: „Wenn es passt, dann wird das auch was!“

Ein Junggründer berichtet

Ein besonderes Highlight des für die Teilnehmer sicher anstrengenden Tagesprogramms war der Erfahrungsbericht von Dr. Falk Schulte, ein junger Apotheker, der den Schritt in die Selbstständigkeit vor erst 15 Monaten gewagt hat. Er schilderte anschaulich, wie er seine Engel-Apotheke gefunden hat und welchen besonderen und manchmal ungeahnten Herausforderungen er sich zum Start in die Selbstständigkeit gegenübersah. Sein Credo: „Sie müssen es wirklich wollen und Sie sollten die richtigen Partner an ­Ihrer Seite haben.“

Und woher bekomme ich das Geld für den Apotheken-Kauf? Dieser Frage ging Andreas Sagert, Bankbetriebswirt von der Deutschen Apotheker- und ­Ärztebank und Spezialist für Finanzierungen, nach. Er führte die Teilnehmer in die Grundlagen der ­Investitions- und Finanzierungsplanung, in unterschiedliche Darlehensformen und Entschuldungsvarianten ein. Seine zentrale Botschaft und für viele Teilnehmer eine unerwartete Erkenntnis: „Zur Finanzierung einer Apotheke brauchen Sie kein Eigen­kapital.“

Aber was bleibt am Ende des Monats übrig, wenn ich selbstständig arbeite – und was davon gehört dem Finanzamt? „Das hat viel damit zu tun, wie Sie das steuerlich gestalten“, erklärten die Steuerberater Yvonne Gauß und Michael Koller, beide Leiter der Niederlassung Stuttgart der Treuhand Hannover. Sie führten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ein wohl für die meisten unbekanntes Terrain: Die steuerliche Gestaltung eines eigenen Betriebs, auch unter Berücksich­tigung größerer privater Investitionen. An Fallbeispielen wurden unter anderem die Vorteile eines abweichenden Steuerjahres, aber auch die Regeln für Investitionen, Abschreibungen und Rückstellungen erklärt. Hinzu kam ein Crash-Kurs in der richtigen Deutung einer Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA). „Es ist unglaublich wichtig, dass Sie die BWA des Betriebes lesen können und auch verstehen“, mahnten die Treuhand-Experten.

Die Teilnehmer beendeten den Online-Tag mit einer Mahnung von Patrick Schäfer: „Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Weg in die Selbstständigkeit und stehen Ihnen zur Seite. Aber vergessen Sie bei all den Zahlen und Entscheidungsparametern die Pharmazie nicht – denn das ist unser Beruf!“ |

LAV Baden-Württemberg

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