Arzneimittel und Therapie

Kontinuierliche Wirkspiegel dank Lecigon

Pumpentherapie hilft bei fortgeschrittenem Parkinson

mab | Schwankende Wirkspiegel sind die Folge jahrelanger Therapie mit Dopamin-haltigen Arzneimitteln und gehen häufig mit Dyskinesien und anderen Komplikationen bei Parkinson-Patienten einher. Hier könnte die kontinuierliche Wirkstoffapplikation mittels Dünndarmsonde helfen.
Foto: Lobsor

Etwa 50.000 Menschen in Deutschland leiden unter einem fortgeschrittenen Stadium der Parkinson-Krankheit. Aufgrund der jahrelangen The­rapie zeigt die orale Medikation mit Levodopa häufig nicht mehr den gewünschten Erfolg, und die Betroffenen leiden nicht nur an motorischen Fluktuationen und Dyskinesien, sondern auch an nicht motorischen Komplikationen. Neben der Tiefenhirnstimulation und der subkutanen Injektion von Apomorphin steht diesen Menschen auch die direkte Verabreichung von Levodopa in den Dünndarm als Option zur Verfügung. Die Stada Arzneimittel AG hat vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass sie mit ihrem Produkt Lecigon® diese Therapieoption nun auch Parkinson-Patienten in Deutschland und Österreich zur Ver­fügung stellen wird. Ein Milliliter des Gels enthält 20 mg Levodopa, 5 mg Carbidopa als peripherer Decarboxy­lase-Inhibitor sowie 20 mg des Catechol-O-Methyltransferase(COMT)-Hemmers Entacapon. Durch die gelförmige Darreichungsform, die über eine Pumpe direkt in den Dünndarm gepumpt wird, kann eine konstante Bioverfügbarkeit von Levodopa erreicht werden. Die Pumpe ist dabei leicht im Gewicht und kann diskret unter der Kleidung getragen werden. Beim Duschen oder Baden kann sie aber auch problemlos abgenommen werden. Das Arzneimittel wird über drei patientenindividuell einstellbare Dosierungen verabreicht: Die morgendliche Dosis soll dabei schnell einen therapeutischen Wirkspiegel aufbauen. Anschließend erfolgt eine kontinuierliche Erhaltungsdosis, die bei Bedarf (Hypokinesien) durch Bolusdosen ergänzt werden kann. Da Entacapon die Wirkung von Levodopa verstärkt, empfiehlt Stada, bei der Umstellung von einer oralen Therapie mit Levodopa/Carbidopa zunächst mit einer auf 65% der vorherigen täglichen Levodopa-Einnahme reduzierten Dosis die Therapie zu beginnen. Einige Patienten, die dopamin­erge Arzneimittel anwenden, entwickeln ein Dopamin-Dysregulationssyndrom. Bei dieser Suchterkrankung kommt es zu einem Missbrauch höherer Dosen dopaminerger Arzneimittel. Für diesen Fall verfügt die Pumpe über einen Sperrschalter. |

Literatur

Fachinformation Lecigon® 20 mg/ml + 5 mg/ml + 20 mg/ml Gel zur intestinalen Anwendung, Stand: Dezember 2020

Stada führt mit Lecigon innovative Therapie zur Behandlung von Parkinson in Deutschland und Österreich ein, Pressemitteilung der Stada Arzneimittel AG, 15. Februar 2021

Wie behandelt man am besten Patienten in fortgeschrittenen Stadien der Parkinson-Krankheit. Informationen des National Centre for Excellence in Research on Parkinson’s Disease (NCER-PD), www.parkinson.lu/de/nachrichten/news/therapien-parkinson-krankheit, Abruf am 9. März 2021

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