DAZ aktuell

AstraZeneca-Impfungen ausgesetzt

Meldungen zu Sinusvenenthrombosen in Verbindung mit Thrombozytopenie / Warten auf die EMA

ks | Die COVID-19-Vakzine von AstraZeneca hat schwer zu kämpfen. Von Anfang war die Bevölkerung skeptisch, weil der Impfstoff zunächst als vermeintlich weniger wirksam galt. Doch nun setzt ein Land nach dem anderen die Impfung aus – Deutschland folgte am vergangenen Montag. Der Grund: Es sind schwerwiegende thrombo­tische Ereignisse bei den Geimpften aufgetreten. Nun warten alle auf ein Signal der Europäischen Arzneimittelagentur EMA – es wird für diesen Donnerstag erwartet.

„Das Paul-Ehrlich-Institut empfiehlt nach intensiven Beratungen zu den in Deutschland und Europa aufgetretenen schwerwiegenden thrombotischen Ereignissen die vorübergehende Aussetzung der Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca“ – diese Mitteilung des PEI sorgte am vergangenen Montag für reichlich Unruhe. Man sehe eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen (Sinus­venenthrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen in zeit­licher Nähe zu Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff, so das PEI.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verkündete daraufhin den vorläufigen Impfstopp. Impftermine wurden deutschlandweit abgesagt, verunsichert wurden vor allem auch jene, die eine erste Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff erhalten haben – was wird nun aus dem zweiten Termin? Die COVID-19-Impfungen laufen in Deutschland ohnehin nur schleppend, das macht der Wegfall eines zugelassenen Präparats nicht besser. Zuletzt wurde zudem um einen Start der Impfungen in den Arztpraxen gerungen. Und dabei hat man vor allem den AstraZeneca-Impfstoff vor Augen. Die Ärzte stehen dafür bereit – und auch die Apotheken sollen dann ein­bezogen werden. Am Mittwochabend dieser Woche sollte ein Impfgipfel von Bund und Ländern über die Impfkampagne und die Einbeziehung der Hausärzte beraten, die Gesundheitsministerkonferenz hatte dazu eine Beschlussempfehlung vorgelegt. Doch die Telefonkonferenz wurde nach der Empfehlung aus dem PEI verschoben. Nun will man erst eine Entscheidung der EMA zum AstraZeneca-Impfstoff abwarten. Die EMA hatte am Montag erklärt, derzeit alle Daten im Zusammenhang mit thromboembolischen Ereignissen eingehend zu analysieren. Am Donnerstag, den 18. März, sollte eine außerordentliche Sitzung stattfinden, um über die gesammelten Informationen und etwaige weitere Maßnahmen zu beschließen. EMA-Chefin Emer Cooke bestätigte den Zeitplan am vergangenen Dienstag nochmals. Sie betonte zugleich, dass die EMA nach wie vor der Ansicht sei, dass die Vorteile des AstraZeneca-Impfstoffs zur Vorbeugung einer COVID-19-Erkrankung die Risiken von Nebenwirkungen überwiegen. Aber die EMA nehme die Meldungen ernst. Diese häuften sich aktuell aufgrund der gestiegenen Aufmerksamkeit sogar, was die laufenden Untersuchungen aber unterstütze, so Cooke.

Verunsicherte Impflinge – was tun?

Was können Sie raten, wenn Sie auf verunsicherte Menschen treffen, die gerade erst mit dem AstraZeneca-Impfstoff geimpft wurden? Das PEI weist darauf hin, dass sich Personen, die diese Vakzine erhalten haben und sich vier bis 14 Tage nach der Impfung zunehmend unwohl fühlen – z. B. wegen starker anhaltender Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen – unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben sollten.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn unterstrich am Montag, die Entscheidung sei eine „reine Vorsichtsmaß­nahme“. AstraZeneca werde in vielen Ländern auf der Welt millionenfach verimpft. In Deutschland gebe es bislang sieben berichtete Fälle von Hirnvenenthrombosen bei über 1,6 Millionen Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca – darunter drei Todesfälle. Laut BMG ist es auffällig, dass auch jüngere Menschen betroffen sind – besonders Frauen. „Um das Vertrauen in den Impfstoff zu erhalten, müssen wir unseren Expertinnen und Experten in Deutschland und der Europäischen Union jetzt Zeit geben, die jüngsten Vorfälle zu überprüfen“, sagte Spahn. Dabei gehe es auch um die Frage, ob der Nutzen der Impfung weiterhin größer sei als die Risiken. |

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