Pandemie Spezial

Notfallzulassung für AZD1222 in England

In Großbritannien steht nun auch der AstraZeneca-Impfstoff zur Verfügung

du | Die britische Arzneimittelbehörde MHRA hat in Großbritannien nun nach dem mRNA-Impfstoff ­Comirnaty® auch für den Adeno­virusvektor-basierten Impfstoff AZD1222 von AstraZeneca per Notfallzulassung den Weg frei gemacht. Auch in Indien wurde eine Notfallzulassung erteilt. In der EU befindet sich dieser Impfstoff im Rolling-Review-­Verfahren.
Foto: imago images/xinhua

AZD1222 ist eine monovalente Vakzine bestehend aus einem rekombi­nanten, nicht vermehrungsfähigen Schimpansen-Adenovirus (ChAdOx1), der als Vektor die Erbinformation des SARS-CoV-2-Spike-Proteins in die Muskelzellen befördern soll. Vor Kurzem wurde in der Fachzeitschrift „The Lancet“ eine gepoolte Analyse der bislang vorliegenden Ergebnisse zu AZD1222 aus vier klinischen Studien veröffentlicht, so auch aus der noch laufenden Phase-III-­Studie (s. DAZ 2020, Nr. 51 S. 36). Die Wirksamkeit bezogen auf die Verhinderung von COVID-19-Erkrankungen wird mit 70% angegeben und liegt damit unter der der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, die zu über 90% COVID-19-Erkrankungen verhindern sollen. Insgesamt traten in der Verumgruppe keine schweren COVID-19-Verläufe und -Todesfälle auf, die Fallzahl mit zehn schweren Erkrankungen und einem Todesfall in der Kontrollgruppe war allerdings gering. Der Impfstoff erwies sich bislang als gut verträglich, zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Myalgien, Arthralgien und Übelkeit. Wie bei dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer waren auch hier bei älteren Menschen (über 65 Jahre) die Nebenwirkungen seltener und weniger stark ausgeprägt. Vorteile der Adenovirus-basierten Vakzine liegen in der günstigen Produktion großer Impfstoffmengen. Zudem muss der Impfstoff nicht tiefgekühlt werden und kann bei 2 bis 8 °C gelagert und transportiert werden. Auch mit diesem Impfstoff muss zweimal geimpft werden, wobei die zweite Dosis vier bis zwölf Wochen nach der ersten Impfung vorgesehen ist.

In diesem Zusammenhang war aufgefallen, dass Probanden, die versehentlich bei der ersten Impfung nur die halbe Dosierung erhalten hatten, zu 90% vor einer COVID-19-Erkrankung geschützt waren. Diese Daten lösten Spekulationen über die Rolle der Immunantwort auf das als Vektor genutzte Schimpansen-Adenovirus ChAdOx1 aus. Im Raum steht die Frage, ob die erste Impfung mit normaler Dosierung zu höheren Antikörpertitern gegen den Vektor geführt haben, die dann bei der Boosterung eine effektivere Immunantwort gegen SARS-CoV-2 verhindert haben könnten. |

Literatur

Pressemitteilung der Medicines & Healthcare products Regulatory Agency, www.gov.uk/government/news/oxford-universityastrazeneca-covid-19-vaccine-approved, 30. Dezember 2020

Information for Healthcare Professionals on COVID-19-Vaccine AstraZeneca, 30. Dezember 2020

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