Gesundheitspolitik

Kommentar: Überfällig

Dr. Thomas Müller-Bohn

In diesem Herbst macht die ABDA in ihrer „Einfach un­verzichtbar“-Kampagne das E-Rezept zum Thema – endlich. Denn ausländische Versender haben den Kunden schon lange suggeriert, das E-Rezept sei mehr oder weniger ihr Projekt und eröffne eine neue Stufe des Versandhandels. Manch ein Patient mag dabei denken, dass Rezepte künftig nur noch online eingelöst werden können. Sicherlich würden sich die Versender über ein solches Missverständnis freuen. Darum ist eine Klarstellung aus den deutschen Apotheken vor Ort mehr als überfällig. Die zentrale Botschaft der ABDA lautet: „Mit dem E-Rezept ist alles wie immer. Nur digital.“ Puristen der Digitalisierung werden die Nase rümpfen. Denn Digitalisierung soll Prozesse verbessern und nicht einfach nur Analoges digital abbilden. Trotzdem ist die Aussage gut gewählt. Denn sie zielt auf die Patienten, die in die Apotheke kommen. Sie sollen erfahren, dass sich an ihren gewohnten Abläufen nichts ändern muss. Sie können zusätzlich vorab ihre E-Rezept-Zugangsdaten an die Apotheke senden und klären, wann alle Arzneimittel abholbereit sind. Die Apotheken vor Ort werden künftig unterschiedliche digitale Angebote machen. Digitale Services werden wahrscheinlich zu wichtigen neuen Instrumenten im Wettbewerb der Vor-Ort-Apotheken untereinander. Digital affine Patienten werden das schnell herausfinden und von sich aus im Netz verbreiten. Für die anderen wird es zum Thema beim Gespräch in der Apotheke – wann auch immer es soweit ist. Doch vorher muss es um die banale, aber ungeheuer wichtige Botschaft der Apotheken vor Ort gehen: Wir sind für Sie da, kommen Sie mit Ihrem Rezept zu uns – egal ob auf Papier oder auf dem Handy.

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