Foto: Matthew Collingwood/AdobeStock

Management

Wochenende Top, Montag Flop?

Tipps gegen Montagsblues und Co.

„Schon wieder Montag!“ Unlust und Müdigkeit sind an Montagen weit verbreitet. Der Montagsblues droht, unsere Leistungs­fähigkeit zu senken. Was steckt dahinter? Ist der Montag tatsächlich der schlimmste Tag der Woche? Wie kann der Leistungsknick überwunden beziehungsweise verhindert werden?

Im Arbeitsalltag gibt es Stressoren zur Genüge. Auch die Motivation kann leiden. An manchen Tagen scheint es jedoch besonders schwer zu sein, sich zu konzen­trieren und gut durch den Tag zu kommen. Egal welcher Beruf, schlechte Tage kennt wahrscheinlich so ziemlich jeder. Viele stellen jedoch fest, dass insbesondere der Beginn einer neuen Arbeitswoche – für die meisten Menschen ist dies der Montag – besonders schwerfällt. Müdigkeit, Unlust und schlechte Laune treten an Montagen gehäuft auf. Einen Namen hat dieses Phänomen auch: der Montagsblues.

Auch Apothekenteams bleiben von der Montagsmüdigkeit nicht verschont. Geht es uns nicht gut, fühlen wir uns schlapp, abgespannt und wenig leistungsfähig, fällt es besonders schwer, auf die vielfäl­tigen Anforderungen und Kundenwünsche angemessen zu reagieren. Selbst Alltägliches geht uns dann nicht so leicht von der Hand – zumindest nicht so, wie wir es uns wünschen. Was jeden Arbeitnehmer in seiner Leistungsfähigkeit behindert, kann in besonderem Maße in der Apotheke zu negativen Folgen führen. So ist möglicherweise die Qualität der pharmazeutischen Arbeit aufgrund fehlender Konzentration beeinträchtigt. Unsere Ausstrahlung ist gegebenenfalls auch in Mitleidenschaft gezogen. Kunden sind in der Folge unzufrieden – und wir letztlich auch.

Foto: Matthew Collingwood/AdobeStock

Montage können sein wie Kaugummi – unangenehm und sie ziehen sich in die Länge ... Aber betrifft das wirklich nur die Montage?

„I Don’t Like Mondays“ – Geldorf verewigt Amok-Montag

Songs wie „I Don’t Like Mondays“ von den Boomtown Rats nehmen sich des Themas auf eine ganz besondere Weise an. Der irische Rockmusiker Bob Geldorf ließ sich in diesem Song jedoch von einer realen Begebenheit inspirieren, dem Anschlag auf die Grover Cleveland Elementary School in San Diego. Es war ein Montag im Jahr 1979. Die 16-jährige Brenda Ann Spencer schoss damals aus einem Fenster ihres Elternhauses mit einem halbautomatischen Gewehr auf das Gelände der gegenüberliegenden Schule und tötete beziehungsweise verletzte dabei mehrere Menschen. Als Begründung für ihre Amoktat gab sie an, das Verbrechen aus Langeweile begangen zu haben – mit der zusätzlichen Begründung: „I don’t like Mondays.“

Montage nerven! – Oder?

Zugegeben, Montage sind anders, Montage nerven. Montage starten häufig müde und ziehen sich wie Kaugummi. Der sogenannte Montagsblues scheint weit verbreitet. Ob dem Phänomen belastbare Daten zugrunde liegen oder es sich doch eher um eine diffuse Empfindung handelt, ist Grund­lage etlicher Studien. Es soll sich um den meist erforschten Wochentag handeln. Die Forschungsergebnisse überraschen und bestätigen keinesfalls immer die allgemeine Vorstellung des „Depri-Montags“.

Studienergebnisse aus Deutschland und Schweden ermittelten den Sonntag als den Wochentag, der überraschenderweise als am betrüblichsten empfunden wird. Zusätzlich ergaben die Auswertungen, dass es einen Zusammenhang zum sozioökonomischen Status und zu demografischen Faktoren gibt. So zeigte sich in den unterschiedlichen Untersuchungen eine Häufung bei Verheirateten, Akademikern und berufstätigen Männern. Als Begründung wurde unter anderem angegeben, dass am Sonntag der Erholungs­effekt des Wochenendes schon wieder nachlasse und insbeson­dere bei beruflich angespannten Menschen mit hoher Verantwortung die bevorstehende Arbeits­woche zu vorauseilenden negativen Effekten führen könne.

Eine andere Studie wiederum ermittelte den Mittwoch als lust­losesten Tag und den Sonntag als den positivsten. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden über mehrere Jahre 2,4 Millionen Blog-Einträge ausgewertet. Der Sonntag führte in dem speziellen Umfeld der Blogger scheinbar zu einer positiven Inspiration und das schlug sich im Inhalt der Texte nieder.

Auf und Ab der Wochentage

Was steckt also hinter dem Phänomen Montagsblues? Warum empfinden wir unseren Akku ins­besondere an Montagen als be­sonders leer? Am Institut für Psychologie – Wilhelm Wundt der Universität Leipzig haben der Arbeitspsychologe Dr. Oliver Weigelt und sein Team eine Tagebuchstudie zur Thematik durchgeführt. Ver­öffentlicht wurde diese im März 2021 im „Journal of Organizational Behavior“. 87 Personen sollten an zwei Wochenenden und in der dazwischenliegenden Arbeits­woche morgens, mittags und nachmittags „Tagebuch“ führen. Sie wurden hierbei zu ihrem zum jeweiligen Zeitpunkt subjektiven Empfinden der eigenen Vitalität und Erschöpfung befragt. Zudem sollten Einschätzungen zur Er­holung und zur Schlafqualität abgegeben werden. Auch die Erwartungen im Hinblick auf den anstehenden Arbeitstag wurden festgehalten und ergänzt mit Angaben zur jeweiligen statt­gefundenen Arbeitsanstrengung.

Das Ergebnis mag erstaunen. Tatsächlich seien keine grundsätzlichen Unterschiede des Wohlbe­findens an Montagen gegenüber Dienstagen, Mittwochen oder Donnerstagen zu finden. An Freitagen steige die Vitalität – wahrscheinlich im Sinne einer Vorfreude auf das Wochenende – sogar noch an. Insgesamt zeige sich das Bild einer Auf- und Abwärtsbewegung des Wohlbefindens im Verlauf der Woche.

Schwierig gestalte sich jedoch insbesondere der Übergang vom Wochenende zum Wochenbeginn. Der Kontrast zwischen Sonntag und Montag sei besonders hoch – und somit eine der Erklärungen, warum wir den Montag häufig als besonders beschwerlich empfinden. Zu beobachten seien sehr wohl eine Erholungsphase und eine ansteigende Vitalität im Laufe des Wochenendes, jedoch könne diese Erholung nicht vollständig in die neue Woche gerettet werden. Ein wichtiger Hinweis war die Veränderung der Schlafqualität, die in der Nacht zum Montag schon wieder nachlasse.

Interessanterweise konnten die Forscher nicht feststellen, dass Vitalität und Erschöpfung in direktem Zusammenhang mit beruflichen Anstrengungen stehen. Eher erleichtere dagegen die Lust auf die Arbeit, also die Motivation, den Übergang von Erholung am Wochenende und Arbeitswoche. Der Montagsblues wird gedämpft oder fällt ganz aus.

Wichtige Funktion: Schlaf-Wach-Rhythmus und innere Uhr

Wochenenden sind normalerweise zur Erholung gedacht. Der persönliche Akku soll wieder aufgeladen werden. Der Mensch soll sich entspannen – oder einfach mal was anderes als während des Arbeitsalltags erleben. Allerdings ver­ändert sich dabei häufig auch der Schlaf-Wach-Rhythmus und die innere Uhr gerät außer Takt. Das kann sich auf die Vitalität zu Wochenbeginn auswirken.

Wir alle unterliegen einem Wechsel aus Schlafen und Wachen. Dieser Schlaf-Wach-Rhythmus wird geregelt durch die innere Uhr. Die zirkadiane Uhr kann schnell durcheinandergeraten, wie am Beispiel des Jetlags gut zu erkennen ist. Manche Menschen reagieren besonders sensibel auf Ver­änderungen, beispielsweise bei der Umstellung von Sommer- auf Winterzeit beziehungsweise vice versa.

Schlaf- und Wachphasen sind an äußere Reize wie Uhrzeit und Arbeitszeit angepasst. Dies entspricht allerdings nicht immer der inneren Uhr. Der Körper kann sich zwar im gewissen Maße anpassen. Jedoch zeigt der Fall der Schicht­arbeit, die häufig negative Konsequenzen aufweist, dass es Grenzen der Anpassungsfähigkeit gibt. Die innere Uhr wird beeinflusst durch äußere Parameter wie das Licht. Unser Schlaf wird zudem durch Hormone beeinflusst. Die wichtigste Rolle spielen dabei Melatonin, Cortisol und Serotonin. Schlaffördernd ist das durch Licht gesteuerte Melatonin. Morgens wiederum ist die Cortisol-Ausschüttung am höchsten. Wir werden wach. Tagsüber halten uns Cortisol und Serotonin – zusammen mit einer Vielzahl von Botenstoffen – wach und aktiv. Eine Störung dieses komplizierten Zusammenspiels durch ein ver­ändertes Schlaf-Wach-Verhalten hat großen Einfluss auf unsere Schlafqualität und in der Folge auf unsere Vitalität.

Wann sollte gehandelt werden?

Meist beeinträchtigt uns der Montagsblues nicht so sehr, dass ein dringender Handlungsbedarf entsteht. So handeln viele Menschen deshalb auch nach dem Motto: „Augen zu und durch.“ Das ist durchaus eine legitime Möglichkeit. Wen es dennoch stört, an Montagen häufig lustlos in die Arbeitswoche zu starten, dem seien unsere Tipps am Ende des Artikels ans Herz gelegt.

Handlungsbedarf gibt es jedoch, wenn die Müdigkeit den Gesundheitszustand der Betroffenen ernsthaft zu beeinträchtigen droht. Deshalb sollte immer sichergestellt sein, dass die fehlende Vitalität nicht auf Probleme am Arbeitsplatz, ein zu hohes Stresslevel oder auch auf private Sorgen zurückzuführen ist. Hält der Zustand an, sollte nach den Ursachen geforscht und Gegenmaßnahmen in Betracht gezogen werden.

Tipps gegen den Montagsblues

Mit verschiedensten Möglichkeiten können wir versuchen, dem Montagsblues zu entgehen oder ihn zumindest abzumildern. Da uns bleierne Müdigkeit und Lustlosigkeit am Arbeitsplatz nicht nur an Montagen quälen können, steht einer Anwendung an jedem beliebigen Tag der Woche selbstverständlich nichts im Wege. Versuchen Sie es einfach!

Beim Montagsblues können fol­gende Anregungen hilfreich sein:

  • 1. Gesunder Schlafrhythmus: Da häufig ein über das Wochen­ende veränderter Schlafrhythmus die innere Uhr stört und somit Ursache der Müdigkeit ist, sollte der Schlafrhythmus an Wochen­enden, wenn möglich, nicht zu sehr von dem während der Arbeitswoche abweichen. Sorgen Sie für einen erholsamen Schlaf und eine passende Schlafatmosphäre. Ihr Schlafzimmer sollte hierfür weder zu hell noch zu warm sein. Achten Sie, wenn möglich, auf Ihre eigene innere Uhr und Ihren speziellen Chronotyp. Denken Sie daran, es gibt Lerchen und Eulen.
  • 2. Kreislauf anregen: Schon morgens im Bett ist ein Recken und Strecken hilfreich. Kalt-warme-Wechselduschen regen den Kreislauf an. Gehen Sie spazieren. Genießen Sie die frische Morgenluft. Auch das regt den Kreislauf an und hebt die Stimmung. Wer dafür keine Zeit hat, könnte einfach den Weg zur Apotheke ganz oder teilweise zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen.
  • 3. Ohne Hektik in den Tag starten: Der Tag sollte möglichst nicht zu hektisch starten. Pro­bieren Sie es doch mal mit etwas früherem Aufstehen. Klingt vielleicht nicht verlockend, gibt aber die Gelegenheit, Stress am frühen Morgen zu vermeiden und stattdessen lieber ein gesundes Frühstück zu sich zu nehmen.
  • 4. Vorfreude schaffen, Höhepunkte setzen: Wer sich immer wieder durch den Montagsblues den Tag „verderben“ lässt, sollte sich bewusst auf den Feierabend freuen. Wie geht das am besten? Indem wir uns etwas Schönes vor Augen führen, wie z. B. das Buch, das wir unbedingt weiterlesen wollen. Oder noch besser: Schaffen wir uns an einem solchen Tag einen interessanten Höhepunkt wie beispielsweise eine Verab­redung mit Freunden oder netten Kollegen, einen Kinobesuch oder mit dem Lieblingssport. Alles, was uns mit Vorfreude den Tag besser überstehen lässt, ist willkommen.
  • 5. Arbeitstag nicht überfrachten, Pausen nicht vergessen:Wer schon weiß, dass der Wochenbeginn immer eine besondere Durststrecke für ihn darstellt, sollte während des Tages nicht vergessen, dass die Pausen der Erholung dienen sollten. Gehen Sie auch bei schlechtem Wetter lieber ein wenig an die frische Luft, anstatt im Pausenraum der Apotheke weiterhin die Arbeit vor Augen zu haben. Wann immer möglich sollte zudem an einem „schlechten“ Tag versucht werden, das Arbeitspensum nicht zu hoch zu halten. Akzeptieren Sie in diesem Fall, dass nicht jeder Tag gleich gut verlaufen kann. Manches kann auch warten.
  • 6. Wochenende gemütlich ausklingen lassen: Das nächste Wochenende kommt bestimmt – und mit ihm auch wieder der Sonntag und somit der anstrengende Übergang zur neuen Arbeitswoche. Vermeiden Sie deshalb allzu viel Freizeitstress an den Sonntagen. Gehen Sie es etwas gemütlicher an und gestalten Sie vor allem den Sonntagabend entspannt. |

Inken Rutz, Apothekerin und freie Journalistin

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.