Gesundheitspolitik

Kommentar: Rechnung ohne die Apotheker

Christine Ahlheim

ABDA-Präsidentin Gabriele R. Overwiening brachte es beim Deutschen Apothekertag (DAT) auf den Punkt: Die Corona-Krise sei für die Apotheker eine positive Zäsur gewesen. Dabei verweist sie nicht nur auf die Leistungen, die der Berufsstand in der Pandemie erbracht hat, sondern auch auf die Anerkennung dieser Leistungen durch Politik und Gesellschaft. Die Apotheker könnten daher selbstbewusst in die Zukunft blicken.

Dieses neue Selbstbewusstsein kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt angesichts der Herausforderungen, denen der Berufsstand sich stellen muss. Zu nennen sind hier insbesondere die Plattformen der EU-Versender, vor deren Gefahren für die Gesundheit der Bürger die Apotheker nicht genug warnen können. So war Bundesgesundheitsminister Jens Spahn offenbar völlig ahnungslos, als er beim DAT damit konfrontiert wurde, dass man bei einzelnen Versendern starke Schmerzmittel bestellen kann, indem ein kooperierender Arzt anhand eines Fragebogens ein Rezept ausstellt. Spahn zog den Vergleich zur US-Opioidkrise und versprach, das Thema anzupacken.

Zudem forderte der DAT konkrete Maßnahmen: Mit großer Mehrheit angenommen wurden diverse Anträge der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR), die einem Missbrauch der E-Rezepte durch die EU-Versender begegnen sollen. Darüber hinaus lotet die AKNR derzeit die Wirksamkeit der bestehenden Regeln juristisch aus (s. S. 3).

Bislang haben die EU-Versender ihren Aktionären vollmundig versprochen, dass dank dem E-Rezept bald goldene Zeiten anbrechen. Gut möglich, dass sie die Rechnung ohne die Apotheker gemacht haben.

Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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