Gesundheitspolitik

Kommentar: Die Ängste werden bleiben

Christine Ahlheim

Pünktlich zum Start des E-Rezepts in der Modellregion Berlin/Brandenburg hat ABDA-­Präsidentin Gabriele Regina Overwiening die Apotheker aufgefordert, ihre Ängste davor abzubauen und bei den Kunden um Vertrauen dafür zu werben. Das ist gut gemeint und als ABDA-Präsidentin darf Overwiening auch nichts anderes sagen.

Doch die Wahrheit ist: Man kann jeden Apotheker verstehen, der dem E-Rezept mit Bangen entgegensieht. Die EU-Versender sind mit allen Wassern gewaschen. Und in den gesetz­lichen Krankenversicherungen finden sie Partner, denen Einsparungen bei den Arzneimittelausgaben weitaus wichtiger sind als die Existenz der Vor-Ort-Apotheken. Man mag sich gar nicht ausmalen, mit welchen Tricksereien und finanziellen Angeboten in Zukunft versucht werden wird, die E-Rezepte über die niederländische Grenze zu lenken.

Dass die Vor-Ort-Apotheken weitaus mehr zu bieten haben als die Versender, haben sie nicht zuletzt in der Pandemie bewiesen: Ohne das flächendeckende Netz an öffentlichen Apotheken wäre Deutschland weitaus schlechter durch die Krise gekommen – und das haben Politik und Bürger wohlwollend zur Kenntnis genommen. Inwieweit das allerdings reicht, damit sie dauerhaft der Konkurrenz der EU-Versender standhalten können, ist dennoch fraglich. Bei vielen Apothekern werden daher die Ängste bleiben, dass sie am Ende die Verlierer der ­Digitalisierung sein könnten. Nehmen kann ihnen diese nur die Politik: Indem sie klarstellt, dass die Sicherung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung hohe Priorität hat – und dass das Rx-Versandverbot hierfür immer noch eine Option ist.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.