Wirtschaft

Mehr Arbeit, weniger Umsatz

Apobank-Umfrage zur Stimmung unter den Heilberuflern nach einem Jahr Pandemie

cha | Für ein Zwischenfazit nach einem Jahr Pandemie befragte die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) insgesamt 389 Ärzte, Zahnärzte und Apotheker unter anderem nach ihrer wirtschaftlichen Lage. Alle drei Berufsgruppen eint, dass die Corona-Krise ihnen mehr Arbeit, aber weniger Umsätze beschert hat.

Besonders interessant sind dabei die Angaben der 104 Apotheker, von denen knapp die Hälfte selbstständig ist. Dabei geben 79 Prozent der Befragten an, dass ihr Arbeitspensum gestiegen ist. Doch dies schlägt sich keineswegs in gestiegenen Umsätzen nieder: Nur knapp jeder Fünfte berichtet über einen Zuwachs beim Umsatz, bei 45 Prozent ist er gleich geblieben und bei 37 Prozent rückläufig. Ähnlich verhält es sich mit der Kundenzahl: Bei knapp jedem Fünften hat sie zugelegt, bei jeweils rund 40 Prozent ist sie unverändert oder gesunken.

Das Ganze geht natürlich nicht spurlos an den Betrieben vorbei. Immerhin 30 Prozent der Apotheker geben an, dass sie in den letzten zwölf Monaten Privatvermögen umgeschichtet haben, um den Betrieb aufrechterhalten zu können, oder dass sie dies planen.

Doch welche Aufgaben empfinden die Apotheker aktuell als besonders herausfordernd? Jeweils 89 Prozent nennen die Einbindung in die Test- und Impfstrategie sowie die Warenbeschaffung. 77 Prozent stellt die Planung des Personaleinsatzes sowie der Umgang bei Ausfall vor besondere Herausforderungen, 72 Prozent nennen die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben.

Apotheker fühlen sich nicht zeitnah informiert

Generell schätzen die Apotheker die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Gesundheitssystem (77 Prozent) und ihren Beruf (48 Prozent) als (sehr) hoch ein. Zwar haben 52 Prozent der Befragten Verständnis für die Maßnahmen der Bundesregierung – allerdings fühlen sich nur 14 Prozent zeitnah und ausreichend informiert, um ihren Alltag entsprechend anzupassen. Hier dürfte insbesondere die Versorgung der vulnerablen Gruppen mit FFP2-Masken durch die Apotheken, deren Durchführung in der Vorweihnachtszeit im Hauruckverfahren vom Bundesgesundheits­ministerium beschlossen und angeordnet wurde, ein einschneidendes Erlebnis gewesen sein.

Die Umfrage wirft auch einen Blick in die Zukunft. So sind 30 Prozent der Apotheker dazu bereit und verfügen über die notwendige Ausstattung, um in ihrer Apotheke gegen das Coronavirus zu impfen.

Verständnis für Maßnahmen nimmt ab

Bereits im April 2020 hatte die Apobank ein erstes Stimmungsbild unter den Heilberuflern eingefangen. Der Vergleich der beiden Umfragen zeige, heißt es in der Pressemeldung, dass nach einem Jahr Pandemie das Verständnis für die Maßnahmen der Bundesregierung zur Pandemiebekämpfung ab­nehme. Zwar kann gut die Hälfte der befragten Ärzte, Zahn­ärzte und Apotheker die Regelungen wie Lockdown, Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren nachvollziehen; doch im Vergleich zum vergangenen Jahr (64 Prozent) ist der Anteil deutlich gesunken. Während im April 2020 noch jeder zweite Befragte das Gesundheitssystem in der Lage sah, die Krise wirksam zu bewältigen (51 Prozent), stimmen der Aussage heute nur noch 37 Prozent zu. Besonders kritisch empfinden die Befragten dabei die Reaktionszeit und den Umfang der staatlichen Maßnahmen: Lediglich 7 Prozent betrachten diese als angemessen – vor einem Jahr waren es noch 37 Prozent.

Verlässliche Aussagen und weniger Bürokratie

„Die Ergebnisse der Umfrage aber auch die zahlreichen Kommentare dazu offenbaren neben den wirtschaftlichen Herausforderungen deutliche Kritik an dem Umgang des Staates mit der Eindämmung der Pandemie“, kommentiert dazu Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik der Apobank. Die Befragten hätten sich gewünscht, viel früher und stärker in die strategischen Überlegungen einbezogen worden zu sein. „Diese Stimmen sollten nicht ignoriert werden, vielmehr sollte die Fachexpertise derjenigen, die am nächsten an den Patienten sind, künftig stärker integriert werden.“ Die Gesundheitspolitik sei gefordert, bei den Prozessen nachzujustieren: „Frühzeitige, umfassende und verlässliche Aussagen zur Bewältigung des Arbeitsalltags und weniger Bürokratie werden benötigt.“ |

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