Wirtschaft

Parallelexporte steigen

Immer mehr AMNOG-Produkte werden ausgeführt

ks | In Deutschland hält man nach wie vor an der in Fachkreisen höchst umstrittenen Importquote fest. Mittlerweile zeigt sich aber: Es werden immer mehr zentral zugelassene Arzneimittel parallelexportiert – von Deutschland aus in andere Länder.

Um die Importförderung ist es nicht zuletzt dank der Corona-Krise still geworden. Die Zweifel bleiben jedoch bestehen: Durch Parallel­importe, die auf intransparenten Wegen quer durch Europa verfrachtet werden, kann unter Umständen die Arzneimittelsicherheit aufs Spiel gesetzt werden – und das für teilweise bescheidene Einsparungen. Denn während Deutschland früher als Hochpreisland insbesondere für patentgeschützte Arzneimittel galt, scheint sich die Situation zu ändern, seit die AMNOG-Regeln greifen. Diese sorgen dafür, dass die Hersteller patentgeschützter Arzneimittel den Preis nur noch im ersten Jahr nach Markteintritt frei bestimmen können – dann gilt ein Erstattungsbetrag.

Auch wenn die Diskussion kontrovers ist und u. a. die Krankenkassen nach wie vor zu hohe Preise bei einigen Arzneien beklagen: Herstellerverbände weisen darauf hin, dass die deutschen Preise im internationalen Vergleich immer stärker sinken. Wenn die Präparate nun im Ausland vielfach teurer sind, lohnt der Import nicht mehr – dafür können die vergleichsweise günstigen deutschen Produkte Käufer aus anderen Ländern locken.

Laut dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) zeigt eine Auswertung der EMA-Notifizierungen für den Parallelvertrieb in den vergangenen Jahren genau diese Entwicklung: Die Zahl der AMNOG-Produkte, die aus Deutschland durch Zwischenhändler pa­rallelexportiert werden, steigt demnach Jahr um Jahr. 2020 sei sogar ein Rekordniveau erreicht worden. Ein „Arzneimittelhöchstpreisland“ könne Deutschland in Europa also nicht sein, folgert der Verband.

Und der vfa mahnt: Steigende Pa­rallelexporte seien zum einen nicht gut für die Patientenversorgung in Deutschland – es bestehe die Gefahr, dass gerade Spezialpräparate abfließen und hierzulande schwer verfügbar werden. Zum anderen erinnert der vfa an die kritische Arzneimittelsicherheit: Ob beispielsweise Temperaturanforderungen durchgängig eingehalten wurden, ist angesichts der unübersichtlichen Lieferwege oft schwer zu sagen. |

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