Prisma

Unverständliche Sprache

Fachjargon bewirkt Desinteresse

Foto: Ohio State University

us | In Zeiten von Impfgegnern und Leugnern des Klimawandels wird es immer wichtiger, wissenschaftliche Erkenntnisse für eine breite Masse verständlich und glaubhaft zu formulieren. Besonders die Verwendung von zu vielen Fachbegriffen, selbst wenn sie definiert werden, scheint dem im Wege zu stehen. Psychologen der Ohio State University führten ein Experiment zur Verarbeitung von wissenschaftlichen Informationen mit 650 Teilnehmern durch. Dabei testeten sie die Fähigkeit der Probanden, wissenschaftliche Informationen mit oder ohne Fachausdrücken flüssig zu verarbeiten. Die Versuchspersonen wurden für ein Online-Experiment randomisiert und mussten kurze Absätze über selbstfahrende Autos, Bio-3D-Druck und robotergestützte Operationen lesen. Eine Gruppe erhielt Texte mit Fachausdrücken, die andere Gruppe erhielt Texte, in denen die Fachsprache mit einfachen Worten umschrieben war. So wurde beispielsweise der Begriff „laparoscopy“ (Laparoskopie) durch „minimally invasive surgeries“ (minimal­invasive Operationen) ersetzt. Zusätzlich erhielt ein Teil der Testpersonen eine Definition für die verwendeten Fachausdrücke, der andere Teil nicht. Zum Ausgleich konnten auch die Teilnehmer die Erklärungen einsehen, deren Texte einfach formuliert waren. Im Anschluss beantworteten die Probanden Fragen zu ihrem Verständnis der gelesenen Texte. Fachausdrücke unterbrachen auf signifikante Weise den Verarbeitungsfluss, daran konnten auch die bereitgestellten Definitionen nichts ändern. Das hatte zur Folge, dass die Probanden nach eigenen Angaben weniger bereit waren, sich mit dem Thema zu beschäftigen. In medi­zinischen Berufen könnten diese Erkenntnisse helfen, die Kommunikation mit den Patienten zu verbessern. |

Literatur

Shulman HC et al. The Effects of Jargon on Processing Fluency, Self-Perceptions, and Scientific Engagement. J Lang Soc Psychol 2020; doi:10.1177/0261927X20902177

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