DAZ aktuell

Securpharm: Viele Fehlalarme, eine Fälschung

Wo es ein Jahr nach Einführung von Securpharm noch hakt

ks | Seit einem Jahr gehört die Echtheitsprüfung von Arzneimitteln zum Apothekenalltag. Viele haben sich an das neue europäische Fälschungsschutzsystem gewöhnt, andere hadern weiterhin damit. Bei Securpharm e. V. selbst ist man sich bewusst, dass noch Verbesserungen am System nötig sind: Auch wenn die Fehlalarme über die vergangenen zwölf Monate hinweg weniger geworden sind – es sind noch immer zu viele, räumt Securpharm-Geschäftsführer Martin Bergen ein.

Bei Securpharm e. V. blickt man grundsätzlich zufrieden auf das erste scharfgeschaltete Jahr mit dem EU-weiten Fälschungsschutzsystem für die legale Arzneimittellieferkette zurück. Der Start am 9. Februar 2019 verlief pünktlich und flächendeckend. Mittlerweile gibt es hierzulande täglich rund 6,2 Millionen Transaktionen, bei denen Arzneimittelpackungen verifiziert oder ausgebucht werden. In der dritten Kalenderwoche 2019 waren es rund 34 Millionen. Sind erst einmal alle verifizierungspflichtigen Packungen mit den Sicherheitsmerkmalen – dem Data-Matrix-Code und dem Erstöffnungsschutz – versehen, dürften es täglich etwa 10 Millionen Transaktionen sein. Bergen ist zuversichtlich, dass diese Zahl noch in diesem Jahr erreicht wird, erklärte er am 7. Februar bei einem Pressegespräch in Berlin. Dass die Marke noch nicht erreicht ist, liegt daran, dass nach wie vor Packungen im Markt sind, die vor dem 9. Februar 2019 in Verkehr gebracht wurden – erst seit diesem Tag muss neue Ware die Sicherheitsmerkmale tragen. Doch die Zahl der in die Herstellerdatenbanken hochgeladenen Packungsdaten steigt täglich. 65 Millionen waren es vor einem Jahr, jetzt sind es bereits 1,05 Milliarden.

Bergen gab auch einen Einblick in die Höhen und Tiefen der Nutzungsdaten. So war im Spätsommer 2019 ein erstaunlicher Verifikationspeak von rund 35 Millionen Transaktionen in einer Woche zu verzeichnen, während es zuvor und danach nur etwa 22 Millionen waren. Ursache war ein Softwarefehler. Durch diesen wurde eine einzige Packung immer und immer wieder verifiziert. Doch man habe das Problem erkannt und letztlich gebannt. Eine echte Delle in den Nutzungszahlen gab es dagegen zu den Weihnachtstagen – was nachvollziehbar ist, denn normaler Apotheken­betrieb herrschte hier nicht. Dafür waren die Transaktionszahlen kurz vor Weihnachten in die Höhe geschnellt.

Wie kommt es zu Fehlalarmen?

Bergen verschweigt nicht, dass es im ersten Jahr Beeinträchtigungen gab. Unvergessen ist der 8. August 2019, als der Server über mehrere Stunden nicht erreichbar war. Mehr als 16 Länder waren damals betroffen, rund 80 Prozent des Marktes. Grund war die Fehlbedienung einer Systemkomponente. Auch hier habe man den Fehler gefunden und abgestellt, so Bergen. Seitdem habe es ein solches Vorkommnis nicht mehr gegeben. Der Securpharm-Geschäftsführer räumt aber ein: Für die Nutzer, nicht zuletzt die Apotheken, sind solche Ausfälle eine echte Belastung. „Das ist nicht schön, und wir stecken viel Energie rein, dass das System stabiler wird“, verspricht er.

Noch liegt die Quote der Fehlalarme bei 0,42 Prozent (KW 3/2020). Das klingt wenig – auch im Vergleich zu den 4,9 Prozent der Anfangszeit. Aber: Dahinter stecken täglich 15.000 bis 20.000 Alerts. Und das, so Bergen, ist eindeutig zu viel. Diese Fehlalarme haben unterschiedliche Ursachen. Es kann eine Fehlkonfiguration von Soft- und Hardware sein. Ein Beispiel hierfür ist, dass der Scanner versehentlich Klein- und Großschreibung nicht unterscheiden kann oder auf eine englische Tastatur eingestellt ist, sodass z und y verwechselt werden. Um solche Fehler zu vermeiden, hält Securpharm einen Scanner-Test parat, über den jeder Nutzer seine Hardware ausprobieren kann.

Ein weiterer Grund für einen Fehl­alarm kann die fehlerhafte Bedruckung der Packung sein. So kommt es vor, dass der Data-Matrix-Code einfach schlecht oder verwischt gedruckt ist. Es können auch Bugs schuld am Alarm sein. Das System kann sich überdies in einer Weise verhalten, die man nicht vorsah – einfach, weil es so hochkomplex ist. Handhabungsfehler wie eine versehentliche doppelte Ausbuchung sind eine weitere Ursache von Fehl­alarmen. Ebenso ein fehlender und unvollständiger Daten-Upload durch den Hersteller. Letzteres sei vor allem anfänglich öfter vorgekommen, werde nun aber immer weniger, so Bergen.

Tatsache ist: Im ersten Betriebsjahr fand sich in ganz Europa erst eine einzige Fälschung über das neue Schutzsystem. Es tauchte in den Niederlanden auf und war für den ostdeutschen Markt bestimmt. Der Apotheker, bei dem es Alarm schlug, untersuchte die Packung genauer und meldete sie seiner Aufsicht. Nun kann man sich fragen, ob dort, wo eine Fälschung ist, nicht auch noch mehr sein müssten. Doch bislang ist offenbar keine weitere aufgetaucht.

Bergen ist zuversichtlich, was das zweite Jahr im Echtbetrieb betrifft. Man werde alles tun, um Fehlalarme weiter zu reduzieren und die Systemperformance zu verbessern. So seien nationale wie internationale Arbeitsgruppen eingesetzt, um daran zu arbeiten. Die Ursachen würden gründlich erforscht und analysiert. Um möglichst wenige Störungen zu verursachen, würden Wartungsarbeiten in die Nacht verlegt und überdies angekündigt. |

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Jahr Securpharm

Noch immer zu viele Fehlalarme

ABDA veröffentlicht neue Handlungsempfehlungen und Optionen

Wie sich Securpharm-Fehlalarme vermeiden lassen

Von Samstag auf Sonntag

Wartungsarbeiten bei Securpharm

Securpharm-Fehlalarme vermeiden

Scannertest jetzt in Warenwirtschaft integriert

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.