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Noventi bereitet Zava den Weg

Britische Online-Arztpraxis soll zukünftig mit deutschen Vor-Ort-Apotheken kooperieren

bro | Das Geschäftsmodell der britischen Online-Arztpraxis Zava ist umstritten. Beschränkt auf einige bestimmte Indikationen, wie etwa erektile Dysfunktion, können Patienten per Fragebogen und per Video mit einem Arzt in Kontakt treten und erhalten dann ein Rezept, das sie direkt an einen Versandhändler weiterleiten können. Der apothekereigene Dienstleistungskonzern Noventi ermöglicht den Briten nun den Zugriff auf das eigene deutsche Apotheken-Netzwerk.

Mit der Aufhebung des Fernbehandlungs- und des Fernverordnungsverbotes hat die britische Online-Arztpraxis Zava (ehemals: DrEd) hierzulande freie Fahrt. Bislang konnten die Rezepte aber nur über Versandhändler abgewickelt werden. Durch die jetzt bekanntgewordene Kooperation mit dem Apotheken-Dienstleistungskonzern Noventi hat Zava nun einen wichtigen Schritt bewältigt: die Anbindung an das Netzwerk der Vor-Ort-Apotheken in Deutschland. Beide Unternehmen teilten mit, dass Zava an die Arzneimittel-Vorbestell-App „Call my Apo“ von Noventi und somit an das etwa 5000 Apotheken starke Netzwerk angebunden werden soll. Die Zava-Ärzte sollen die Privatrezepte der Patienten demnach für die Handy-App freigeben, der Patient soll es an die Apotheke seiner Wahl weiterleiten. „Ein Umsatzplus für die Apotheken in Deutschland“, heißt es dazu in der Mitteilung. Sowohl für Patienten als auch für die Apotheken ist die Nutzung von „Call my Apo“ laut Noventi kostenfrei.

Der einzige Gesellschafter der Noventi-Gruppe ist der FSA e. V., der wiederum ausschließlich von Vor-Ort-Apothekern kontrolliert wird. Der Erhalt der Vor-Ort-Apotheken ist der Noventi also gewissermaßen in die DNA geschrieben. Doch handelt die Noventi mit ihrer neuen Kooperation wirklich im Sinne der Apotheker? Bei Zava bekommt der Nutzer das Gefühl, dass er rezeptpflichtige Arzneimittel ohne Arztkontakt in einem Shop bestellt und sofort online bezahlt. Und: Die Antworten auf die Fragen im Frage­bogen können beliebig oft geändert werden, sodass der Bogen letztlich so zusammengestellt werden kann, dass eine Direktbestellung möglich ist und Ärzte nur noch „quittieren“ müssen.

„Das Konzept ist sehr auf Rezepte-Shopping angelegt“

Auch aus diesem Grund ist die britische Online-Praxis Zava bei einem anderen Anbieter schon gescheitert. Denn die Online-Praxis wollte auch mit apotheken.de ins Geschäft kommen und das Apotheken-Netzwerk des zum Deutschen Apotheker Verlag gehörenden Unternehmens nutzen. „Wie schon beim Zava-Vorgänger DrEd ist das Konzept sehr auf das Rezepte-Shopping angelegt. Wir wollen unseren Kunden viel ermöglichen, aber das entspricht nicht unserer Auffassung von guter Gesundheitsversorgung in Deutschland“, erklärt Thomas Koch, Projektleiter bei apotheken.de.

Die Noventi wirbt in ihrer Mitteilung außerdem mit einem Satz für ihre neue Kooperation, dessen Wahrheitsgehalt zumindest hinterfragt werden sollte: Noventi-Chef Sommer wird mit Blick auf die neue Kooperation mit den Worten zitiert: „Das stärke die stationäre Apotheke, die bislang von tele­medizinischen Rezepten noch ausgeschlossen war.“

Bisher keine flächendeckende telemedizinische Lösung

Wahr ist: Flächendeckend gibt es noch keine Lösung, bei der Patienten ihre Rezepte aus einer telemedizinischen Beratung an Apotheken weiterleiten können. Allerdings gibt es schon länger einige andere Versorgungsmodelle, in denen dies gelebte Realität ist.

Der Telemedizin-Dienstleister Teleclinic und der Apotheken-Dienstleister apotheken.de bieten Patienten beispielsweise Online-Beratungen an, verbunden mit einer möglichen Arzneimittelabgabe (ausschließlich Privatrezepte) über die Apotheke vor Ort. Seit einigen Monaten testen auch die Apotheker in Baden-Württemberg (Kammer und Verband) ein ähnliches Projekt. Bei dem GERDA-Modell werden Patienten in der KV-eigenen Online-Arztpraxis „DocDirekt“ be­raten und können dann ein digital verordnetes GKV-E-Rezept in einigen Apotheken in zwei Testregionen einlösen. |

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