Arzneimittel und Therapie

Kinder unter „Ritalin“ wachsen langsamer

Verzögerung des Längenwachstums lässt sich nicht verhindern

Der Einsatz von Psychostimulanzien wie Methylphenidat bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird immer wieder mit einer Wachstumshemmung in Verbindung gebracht. In einer randomisierten, kontrollierten Studie ist nun der Einfluss verschiedener Maßnahmen zur Wachstumsförderung bei mit Psychostimulanzien behandelten Kindern untersucht worden.

230 Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren, die zuvor noch nicht dauerhaft mit zentral stimulierenden Arzneimitteln behandelt worden waren, wurden nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis 4 : 1 in zwei Gruppen eingeteilt. Die medikamentöse Behandlungsgruppe umfasste 78% der Studienteilnehmer. Diese erhielten 30 Monate lang täglich Psychostimulanzien, wobei überwiegend retardiertes Methylphenidat (OROS, osmotic controlled drug delivery system) eingesetzt wurde. Die andere Gruppe erhielt im gleichen Zeitraum eine Verhaltenstherapie. Die Behandlung mit Psychostimulanzien war mit einer signifikanten Reduktion von Körpergewicht und Körpergröße verbunden. Nach mindestens sechs Monaten wurden Kinder mit einem anhaltend abnehmenden Body-Mass-Index (BMI) in eine von drei Gruppen mit unterschiedlichen Maßnahmen zur Gewichtszunahme randomisiert: In der Monitoring-Gruppe wurden lediglich regelmäßige Kontrollen von Körpergröße und -gewicht durchgeführt. Die 24 Kinder dieser Gruppe nahmen täglich ihre Medikation ein.

In der Drug-Holidays-Gruppe wurden die Psychostimulanzien nur an Schultagen verabreicht. An den anderen Tagen wurde die Therapie bei den 23 Kindern dieser Gruppe ausgesetzt. Um medikamentenfreie Tage zu gewährleisten, sind hier auch Methylphenidat-Präparate mit einer veränderten Freisetzungskinetik eingesetzt worden.

Foto: Oksana Kuzmina - stock.adobe.com

Zur Therapie von Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen wird Methylphenidat eingesetzt. Eine langfristige Therapie mit dem Psychostimulanz kann die Wachstumsgeschwindigkeit von Kindern verringern.

Die dritte Gruppe mit 24 Kindern erhielt zusätzlich zur täglichen Medikation jeden Abend eine kalorische Ergänzung von 150 kcal.

Eine Dosiserhöhung der stimulierenden Medikation war in keiner der drei Gruppen zulässig. Körpergröße und -gewicht wurden monatlich gemessen.

In allen drei Gruppen konnte zwar durch die entsprechenden Maßnahmen das Gewicht signifikant erhöht werden, das durch die Stimulanzien verminderte Längenwachstum wurde jedoch in keiner der drei Gruppen beeinflusst. Andere Studien zeigten ebenfalls, dass eine Unterbrechung der Therapie (Drug Holidays) einen Einfluss auf das Gewicht, nicht aber die Körpergröße hat. Die Autoren schlussfolgern, dass möglicherweise eine noch stärkere Reduktion der Medikation nötig ist, um auch das Längenwachstum positiv zu beeinflussen. |

Literatur

Waxmonsky JG et al. A randomized controlled trial of interventions for growth suppression in children with attention-deficit/hyperactivity disorder treated with central nervous system stimulants. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 2019; doi:10.1016/j.jaac.2019.08.472

Apothekerin Dr. Daniela Leopoldt

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