Therapien im Gespräch

Zeit zu handeln

Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Die epidemieartige Ausbreitung von Übergewicht und Adipositas stellt eine Bedrohung für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen dar. Wie wichtig ein frühzeitiges Handeln ist, betont die neue S3- Leitlinie zur Prävention und Therapie der Adipositas im Kindes- und Jugendalter. Apotheken spielen eine wichtige Rolle bei der Vermittlung der in der Leitlinie zusammengetragenen Empfehlungen und Botschaften.

Die Autoren der Leitlinie fordern flächendeckende Therapieprogramme in Deutschland. Diese sollten multimodal aufgebaut sein und die Komponenten Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie umfassen. Die Studien­lage spricht dabei für sogenannte „Gewichtsabnahme-Camps“, die als stationäre Reha-Maßnahmen zur Gewichtsreduktion oder als kommunale kombinierte Therapieprogramme angeboten werden. Isolierte Maßnahmen führen zu keinem langfristigen Erfolg. Je eher mit einer Therapiemaßnahme begonnen wird, umso größer sind die Erfolgsaussichten.

Auch die Prävention der Adipositas wurde als neues Kapitel in die aktualisierte Leitlinie aufgenommen. Sie setzt bereits in der Schwangerschaft ein. Da metabolische Programmierung beim ungeborenen Kind beginnt, sollten Schwangere ihre Gewichtszunahme in Grenzen halten. Ein Schlüsselfaktor zur Vorbeugung von Übergewicht ist zudem, dass Kinder bereits in der frühen Kindheit an einen gesunden Lebensstil herangeführt werden. Bei der Lebensmittelauswahl kann die Ernährungspyramide der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) helfen. Die Leitlinie befürwortet zudem die Kategorisierung nach dem Ampelsystem und nach der „optimierten Mischkost“. In puncto Bewegung werden altersabhängig mindestens 90 Minuten moderate bis intensive Aktivität am Tag empfohlen, 60 Minuten davon durch Alltagsaktivitäten. Kinder sollten in der Freizeit nicht länger als eine, Jugendliche maximal zwei Stunden sitzen. Der Schwerpunkt muss zukünftig auf verhältnispräventiven Maßnahmen liegen, die auf eine Änderung der Lebensverhältnisse hin zielen, z. B. durch ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, eine Zuckersteuer oder Programme in Kinder­gärten und Schulen. (DAZ 1, S. 40) |

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