Prisma

Ein Blick in die Augen

Depressionen spiegeln sich in den Pupillen wider

Foto: HQUALITY – stock.adobe.com

us | Depressionen sind weit verbreitet und verursachen der Gesellschaft jährlich hohe Kosten, etwa durch frühzeitige Arbeitsunfähigkeit. Die Ursachen sind von außen nur schwer nachzuvollziehen und nicht vollständig verstanden. Bei der Diagnose muss sich ein Arzt bisher vor allem auf die Angaben des Patienten verlassen. Forschern des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München ist es nun gelungen, ihren Patienten die Depression an den Augen abzulesen. Sie untersuchten 41 Probanden mit unterschiedlich schweren Depressionen im Magnetresonanztomografen (MRT), während diese eine Aufgabe bearbeiteten, für die den Teilnehmer bei Erfolg eine kleine Belohnung erwartete. Gleichzeitig zeichnete ein Eye-Tracker die Pupillen der Probanden auf. Keiner der Teilnehmer nahm zum Zeitpunkt der Untersuchung antidepressive Medikamente ein. Zum Vergleich wiederholten die Forscher den Versuch mit 25 gesunden Personen. Bei den depressiven Personen beobachteten die Wissenschaftler eine gestörte Verhaltenserregung in Erwartung auf die Belohnung. Bei den gesunden Kontrollpersonen äußerte sich diese Erregung durch eine deutliche Pupillenerweiterung, die bei den kranken Testpersonen, abhängig von der Schwere der Symptome, schwächer ausfiel. Zu Beginn des Versuches hatten die Pupillen beider Gruppen vergleichbare Größen. Was genau die Pupillenerweiterung verursacht ist noch unklar. Sowohl cholinerge als auch noradrenerge und serotonerge Systeme können die Pupillengröße beeinflussen. Zumindest aber die Schwere einer Depression könnte die Erkenntnis der Max-Planck-Wissenschaftler von außen messbar machen. |

Literatur

Schneider M et al. Pupil Dilation during Reward Anticipation Is Correlated to Depressive Symptom Load in Patients with Major Depressive Disorder. Brain Sci 2020, 10:906. https://doi.org/10.3390/brainsci10120906

Das könnte Sie auch interessieren

Emotionale Pupillenweitung bleibt bei Depressionen aus

Von den Augen ablesen

Wie sich Fleischverzicht emotional ­auswirkt

Schlank, aber auch glücklich?

Bei prämenstrueller dysphorischer Störung könnte intermittierende Einnahme ausreichen

Serotonin-Reuptake-Inhibitoren nur über wenige Tage einsetzen

Zuckerreiche Snacks verändern Belohnungsschaltkreise

Süßer Teufelskreis

Gehirn erkennt Gegenstände anhand von 49 Eigenschaften

Objekt(iv) gesehen

Schnelle und anhaltende Wirkung

Psilocybin bei schweren Depressionen

Add-on-Therapie mit Minocyclin wirkt

Ein Antibiotikum gegen Depressionen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.