Arzneimittel und Therapie

Kürzere Anwendung schützt das Herz

Trastuzumab-Therapie auch unter 12 Monaten ausreichend wirksam

Muss Trastuzumab bei Brustkrebspatientinnen zwingend zwölf Monate gegeben werden oder reicht möglicherweise auch eine kürzere Therapiedauer? In einer Metaanalyse wurde dieser Frage nachgegangen.
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Kürzen ist möglich: Eine kürzere Therapiedauer mit Trastuzumab war der zwölfmonatigen Standardtherapie nicht unterlegen.

Bei etwa 20% aller Mammakarzinompatientinnen wird der Wachstumsfaktorrezeptor HER2 übermäßig exprimiert, was mit einem aggressiveren Krankheitsverlauf verbunden ist. Daher wird bei diesen Patientinnen bereits im Frühstadium der Erkrankung neben anderen Behandlungen (Operation, neoadjuvante oder adjuvante Chemotherapie) eine zwölfmonatige Trastuzumab-Gabe empfohlen. Ob auch eine kürzere Therapiedauer möglich ist, wurde in einer Metaanalyse untersucht. Ihr Ziel war der Nachweis einer Nicht-Unterlegenheit einer kürzeren Therapiedauer im Vergleich mit der zwölfmonatigen Standardgabe. Dies hat unter anderem folgenden Hintergrund: Die Gabe von Trastuzumab kann zu einer kongestiven Herzinsuffizienz oder symptomlosen kardialen Dysfunktionen führen. Mit einer kürzeren Therapiedauer kann dieses Ri­siko verringert werden. Der primäre Studienendpunkt der Metaanalyse war das krankheitsfreie Überleben, sekundäre Endpunkte waren kardiale Toxizitäten und das Gesamtüberleben. Zur Auswertung kamen sechs randomisierte klinische Studien mit rund 11.600 Frauen. Die Dauer der Trastuzumab-Gabe erstreckte sich in den Studien zwischen neun Wochen und sechs Monaten. Im Hinblick auf das krankheitsfreie Überleben zeigte sich keine Unterlegenheit der Therapieschemata mit kürzerer Therapiedauer im Vergleich mit der zwölfmonatigen Gabe. Dies betrifft vor allem bestimmte Subgruppen mit geringem Rückfallrisiko wie etwa Frauen mit positivem Estrogenrezeptor-Status. Im Hinblick auf das Gesamtüberleben konnte die Nicht-Unterlegenheit einer kürzeren Trastuzumab-Gabe nicht bestätigt werden, was aber den Studienautoren zufolge an der Inkonsistenz der ausgewerteten Studien lag. Das Risiko für eine kongestive Herzinsuffizienz war unter der kür­zeren Behandlungsdauer signifikant geringer (3,9% vs. 6,9%; RR: 0,53).

Die Autoren schlussfolgern, dass für Patientinnen mit einer Low-risk-Erkrankung oder einer Prädisposition für kardiale Erkrankungen die verkürzte Trastuzumab-Gabe die bessere Wahl sein kann. |

Literatur

Gulia S et al. Evaluation of 1-Year vs Shorter Durations of Adjuvant Trastuzumab Among Patients With Early Breast Cancer: An Individual Participant Data and Trial-Level Meta-analysis. JAMA Netw Open. 2020 Aug 3;3(8):e2011777. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2020.11777. PMID: 32833018; PMCID: PMC7445596.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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