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Pharmagroßhandel: Gehe und Alliance Healthcare Deutschland bündeln Kräfte

Pharmahandelskonzerne verkünden Vollzug des angekündigten Joint Ventures

ks | Im Dezember 2019 wurde bekannt, dass die beiden internatio­nalen Pharmahandelskonzerne McKesson Europe und Walgreens Boots Alliance (WBA) einen neuen Riesen auf dem deutschen Pharma­großhandelsmarkt schaffen wollen: Ihre beiden deutschen Großhandelstöchter Gehe Pharma Handel und Alliance Healthcare Deutschland (AHD) sollen in einem Joint Venture ihre Aktivitäten bündeln. Nun startet die neue Zusammenarbeit.

Am Montag dieser Woche meldeten die beiden Unternehmen den Vollzug der Transaktion – im August hatte bereits die EU-Kommission grünes Licht für den Zusammenschluss gegeben. Einen neuen Namen für das Gemeinschaftsunternehmen, an dem WBA 70 Prozent und McKesson 30 Prozent hält, gibt es bislang nicht. „Beide Unternehmen bestehen zunächst als rechtlich selbstständige Einheiten unter ihrem jeweiligen Namen weiter“, hieß es bei AHD auf Nachfrage. Umstellungen gibt es auch an der Gehe Unternehmensspitze: Der bisherige Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr. Peter Schreiner, habe das Unternehmen „auf eigenen Wunsch ver­lassen“. Aline Seifert, Vorsitzende der Geschäftsführung von Alliance Healthcare Deutschland, ist nunmehr auch Mitglied der Geschäftsführung und Arbeitsdirektorin von Gehe.

In der gemeinsamen Pressemeldung zeigen sich die Unternehmensspitzen höchst zufrieden: „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit McKesson in diesem Joint Venture“, sagte Ornella Barra, Co Chief Operating Officer von Walgreens Boots Alliance. „Es ist ein bedeutender Schritt und eine einmalige Chance für unseren Großhandels­bereich, innovative Dienstleistungen für Apotheken und Hersteller in Deutschland weiterzuentwickeln.“

Kevin Kettler, Chairman of the Management Board und President von McKesson International, erklärt: „Der Abschluss dieser strategischen Partnerschaft mit Walgreens Boots Alliance ermöglicht uns, unser Pharma­großhandelsgeschäft im deutschen Markt zu stärken und für die Zukunft zu sichern.”

Gemeinsam erklären die Unternehmen, das neue Joint Venture möchte in Anbetracht der künftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen „die heilberufliche Stellung des Apothekers stärken, innovative Services entwickeln, Digitalisierung voran­treiben und Mehrwerte für Patienten schaffen“. Wie ist das genau zu verstehen? Auf Nachfrage der DAZ weist AHD darauf hin, dass beide Unternehmen die Apotheker als Heilberufler schon heute unterstützen – zum einen bei betriebswirtschaftlichen und marketingtechnischen Themen. Mit den Kooperationen „Alphega“ und „gesundleben“ werde ihnen zugleich ermöglicht, sich mehr auf die heil­berufliche Expertise zu fokussieren. „Denn darum geht es: im Wettbewerb mit dem Versandhandel macht die persönliche fachliche Beratung vor Ort mit attraktiven Mehrwertleistungen den Unterschied“. Auch die „innova­tive Services“ würden schon heute geboten – und mit Blick auf das kommende E-Rezept sei noch mehr denkbar. Genaueres will man noch planen.

Wie geht es weiter mit pro AvO?

Eine weitere Frage ist: Hat die Fusion eine Auswirkung auf die Initiative „pro Avo“? Gehe zählt neben Noventi, Sanacorp, dem Wort & Bild Verlag und BD Rowa zu den Initiatoren. Dazu erklärte eine Gehe-Sprecherin auf Nachfrage der DAZ: „Unabhängig von Personen ist die Gehe Teil der Initia­tive pro AvO“. In unterschiedlichen „Workstreams“ seien die Kollegen der Gehe auch weiterhin mit großem Engagement an Bord. Gemeinsam mit Dr. ­Peter Schreiner hätten sie viele Dinge in der pro AvO vorangetrieben. Sie betont: „Die Themen der Digitalisierung des Apotheken- und Gesundheitsmarktes sind für das neue ­Gemeinschaftsunternehmen – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Umstellung vom Papier- auf das E-Rezept Anfang 2022 – definitiv im Fokus.“ |

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