Arzneimittel und Therapie

Nur Johanniskraut aus der Apotheke überzeugt

Stiftung Warentest testet Präparate gegen den Winterblues

mab | Wenn es in der Winterzeit wieder dunkler wird, schlägt sich das bei vielen Menschen auf die Gemütslage nieder. Nicht selten greifen Betroffene dann auf Präparate mit Johanniskraut (Hypericum perforatum) zurück. Die Stiftung Warentest hat in ihrer November-Ausgabe Johanniskraut-Produkte genauer unter die Lupe genommen.
Foto: Printemps – stock.adobe.com

Hyperforin wirkte in Studien nachweislich antidepressiv, für Hypericin ist diese Wirkung nur schlecht belegt.

Bei den untersuchten Präparaten handelt es sich um 10 apothekenpflichtige Arzneimittel mit Trockenextrakten (3 verschreibungspflichtig) und 8 freiverkäufliche Präparate in Form von Tees, Säften, Dragees und Kapseln mit Johanniskrautpulver. Für den Apotheker wenig verwunderlich kam die Stiftung Warentest zu dem Ergebnis, dass nur die apothekenpflichtigen Produkte ausreichend hoch dosiert sind und daher zur kurzzeitigen Behandlung von leichten depressiven Phasen empfohlen werden können. Die Tagesdosis sollte dabei bei 900 mg Trockenextrakt liegen, bei leichteren Beschwerden reichen auch 500 bis 750 mg aus. Auch auf ein zeitlich verzögertes Ansprechen der Therapie wird hingewiesen, ebenso, dass bei ausbleibender Besserung ein Arzt aufgesucht werden sollte. Stiftung Warentest weist außerdem darauf hin, dass bei allen Johanniskraut-Präparaten die erhöhte Hautempfindlichkeit auf Sonne und die erhöhte Wechselwirkungsgefahr mit anderen Arzneimitteln (z. B. oralen Kontrazeptiva, Phenprocoumon, Theophyllin) beachtet werden müssen. Ob dieser Hinweis allerdings in den Reformhäusern, Supermärkten und Drogerien beim Verkauf der freiverkäuflichen Präparate gegeben wurde, bleibt zu bezweifeln. Zudem wurden alle Präparate auf 28 Pyrro­lizidinalkaloide und deren N-Oxide gescreent: Bei allen getesteten Präparaten konnte nur eine geringe bis sehr geringe Belastung mit Pyrrolizidinalkaloiden festgestellt werden. Pyrrolizidinalkaloide, die von der Pflanze zum Schutz vor Fraßfeinden gebildet werden, können durch mitgeerntete Beikräuter in die Präparate gelangen. Bestimmte Pyrrolizidinalkaloide können laut Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung die Leber schädigen. In Tierversuchen konnte außerdem gezeigt werden, dass sie kanzerogen und erbgutverändernd wirken können. |

Literatur

Raus aus dem Tief. Stiftung Warentest, November 2020, S. 90 – 94

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