Prisma

Halb Mann, halb Frau

Genetik der Ovotestis bei weiblichen Maulwürfen erforscht

Foto: Mr Korn Flakes – stock.adobe.com

us | Unter den Säugetieren haben einige Maulwurfarten ein Alleinstellungsmerkmal. In mindestens acht Spezies entwickeln die Weibchen statt Eierstöcken sogenannte Ovotestis. Diese ungewöhnlichen Zwitterdrüsen bestehen aus einem ovarialen Teil, der den Tieren die Fortpflanzung ermöglicht, und einem testikulären Teil, der zwar keine Spermien produziert, aber ansonsten aus typisch männlichen Zellen wie zum Beispiel Androgen-produzierenden Leydig-Zellen besteht. Weibliche Maulwürfe entwickeln dadurch markante Muskeln und legen ein aggressives Verhalten an den Tag. Forscher des Max-Planck Instituts für molekulare Genetik in Berlin haben die molekularen Grundlagen für das ungewöhnliche Organ erforscht. Dazu untersuchten sie das Genom des Iberischen Maulwurfs Talpa occidentalis. Sie stellten fest, dass die Tiere drei ­Kopien eines Gens besitzen, das ein wichtiges Enzym (CYP17A1) für die Androgensynthese codiert. RNA-­Analysen zeigten jedoch, dass die beiden zusätzlichen Kopien nur für etwa fünf Prozent der CYP17A1-Transkripte verantwortlich sind. Stattdessen scheint ein Transkriptionsverstärker, der ebenfalls als Duplikat im Genom der Maulwürfe vorliegt, für erhöhte Androgenkonzentrationen zu sorgen. Wurde dieser Verstärker in den murinen CYP17A1-Lokus geklont, stieg die CYP17A1-Expression der Mäuse um das Zwei- bis Dreifache. Gleichzeitig stiegen auch die Testosteronlevel bei Männchen und Weibchen. Dass die Weibchen des Iberischen Maulwurfs trotz der hohen Konzentrationen an männlichen Hormonen fortpflanzungsfähig sind, ist dem Hormon ­Aromatase zu verdanken. Aromatase kommt ausschließlich im ovarialen Teil der Ovotestis vor und wandelt ­Androgene in Estrogene um. |

Literatur

M Real F et al. The mole genome reveals regulatory rearrangements associated with adaptive intersexuality. Science (New York, N.Y.) 2020, 370:208–214. doi:10.1126/science.aaz2582

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