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Neuigkeiten zu SARS-CoV-2 in Kürze

mab | Welcher Impfstoff macht das Rennen? Welche Therapieoptionen kommen bei einer COVID-19-Erkrankung infrage? Und welche noch unbekannten Angriffspunkte bietet das Coronavirus? Auf der Suche nach Therapie-Optionen einer SARS-CoV-2-Infektion ergeben sich täglich neue Publikationen.
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Die wichtigsten Erkenntnisse und Mitteilungen über SARS-CoV-2 haben wir im Folgenden zusammengefasst.

Junger Studienteilnehmer stirbt in Brasilien

Brasilien zählt zu den Ländern mit den meisten SARS-CoV-2-Infektio­nen. Etliche Hersteller führen ihre klinischen Studien von COVID-19-Impfstoffen in dem lateinamerikanischen Land durch, so auch das schwedische Unternehmen AstraZeneca mit seinem Impfstoffkandidat AZD1222. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass ein Proband dieser Studie in Brasilien verstorben ist. Nach An­gaben der brasilianischen Zeitung „O Globo“ soll es sich um einen 28-jährigen Arzt aus Rio de Janeiro handeln. Laut dem Bericht soll er an den Komplikationen einer COVID-19-Erkrankung verstorben sein. Ohne Angabe von Quellen heißt es weiter, dass er der Kontrollgruppe angehört haben soll. Offiziell bestätigt wurde das jedoch bisher nicht. Die brasilianische Gesundheitsbe­hörde Anvisa will jetzt den Todesfall prüfen, die Studie wird aber fortgesetzt. Erst vor wenigen Wochen war die Studie zu dem Impfstoff, den AstraZeneca zusammen mit der University Oxford entwickelt hatte, aufgrund eines Zwischenfalls zum zweiten Mal pausiert worden, dann aber wieder aufgenommen worden [Toter bei Corona-Impfstoff-Studie in Brasilien, Tagesschau, 22. Oktober 2020].

Remdesivir offiziell in den USA zugelassen

Die amerikanische Arzneimittelbehörde hat vor wenigen Tagen Remdesivir (Veklury®) offiziell grünes Licht gegeben: Am 22. Oktober 2020 hat das Nukleotid-Analogon, das die Replikation von SARS-CoV-2 unterbindet, als erstes Arzneimittel eine offizielle Zulassung in den USA bekommen und kann zur Behandlung von hospitalisierten COVID-19-Erkrankten, die mindestens 12 Jahre alt sind, eingesetzt werden. Zuvor war das Virustatikum seit Anfang Mai den Patienten auf Grundlage einer Notfallzulassung zugänglich gemacht worden. Ihre Entscheidung begründet die FDA mit drei randomisierten kontrollierten Studien, unter anderem der kürzlich veröffentlichten ACTT-1-Studie, in der eine Verkürzung der Genesungszeit unter Remdesivir um fünf Tage gezeigt werden konnte. Parallel zur offiziellen Zulassung für Erwachsene hat die FDA aber noch eine Notfallzulassung von Remdesivir für hospitalisierte Kinder unter zwölf Jahren erlassen, die zwischen 3 und 40 kg wiegen. In Europa ist Remdesivir seit Juli 2020 im Rahmen einer Notfallgenehmigung verfügbar, jedoch nur für ein kleineres Patientenkollektiv: Hier können Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren, die an einer SARS-CoV-2-bedingten Lungenentzündung mit zusätzlichem Sauerstoffbedarf leiden, mit dem Virustatikum behandelt werden [Pressemeldung Gilead Sciene, 22. Oktober 2020].

Unkomplizierte Verläufe durch niedrig dosiertes ASS?

Schwer erkrankte COVID-19-Patienten erleiden häufig thrombotische Ereignisse. Da es sich bei den Patienten gleichzeitig häufig um ältere Patienten mit Komorbiditäten handelt, nehmen diese häufig auch niedrig dosierte Acetylsalicylsäure ein. Ob diese einen positiven Effekt auf den COVID-19-Krankheitsverlauf von den Patienten haben könnte, wurde in einer amerikanischen Studie untersucht. In die retrospektive Beobachtungsstudie wurden 412 Patienten eingeschlossen, von denen 23,7% (98) innerhalb von sieben Tagen nach Krankenhausaufnahme oder bereits davor ASS in niedriger Dosierung eingenommen hatten, die übrigen 314 Patienten (76,3%) waren nicht mit dem Thrombozytenaggregationshemmer behandelt worden. In der ASS-Gruppe mussten signifikant weniger Patienten (35,7%) mechanisch beatmet werden (Vergleichsgruppe: 48,4%, p = 0,03), und signifikant weniger Patienten (38,8%) mussten auf eine Intensivstation verlegt werden (Vergleich: 51,0%, p = 0,04). Keine Assoziation konnte dagegen zur Sterblichkeit gesehen werden: 22,5% der mit ASS behandelten Patienten verstarben, im Vergleich zu 23,2%, die kein ASS erhalten hatten (p = 0,02). Nach Bereinigung von acht Störvariablen ergab sich jedoch für alle drei Endpunkte ein um die Hälfte gesenktes Risiko bei der mit ASS behandelten Gruppe (me­chanische Beatmung Hazard Ratio [HR] = 0,56, p = 0,007; Verlegung auf eine Intensivstation HR = 0,57, p = 0,005; Mortalität HR = 0,53, p = 0,02). Die Studien­autoren merken an, dass diese Ergebnisse mit weiteren randomisierten Studien untermauert werden müssen [Chow J et al. Anesthesia &Analgesia 2020. doi: 10.1213/ANE.0000000000005292].

Wenig Evidenz für Tocilizumab

Eine gefürchtete Komplikation bei COVID-19-Patienten ist der Zytokinsturm. Off label wurde dagegen häufig Tocilizumab angewendet, das den Interleukin-6-Rezeptor blockiert. Drei vor Kurzem veröffentlichte randomisierte Studien weisen jedoch auf eine geringe Evidenz des Antikörpers hin. So wurde in einer im „JAMA“ veröffentlichten Studie Tocilizumab randomisiert an 126 COVID-19-Patienten untersucht. Nach 14 Tagen hatte sich der klinische Zustand bei 28,3% der Verumpatienten und bei 27% der mit der Standard­therapie behandelten Patienten verschlechtert. In der Tocilizumab-Gruppe starben zwei Patienten und sechs Patienten mussten künstlich beatmet werden (Vergleichsgruppe: ein Patient verstarb, fünf mussten beatmet werden). Die Studie wurde daraufhin abgebrochen. Ebenso konnte in der CORIMUNO-19-Studie, die ebenfalls im „JAMA“ veröffentlicht wurde, keine ausreichende Wirksamkeit von Tocilizumab gezeigt werden. Hier hatten 131 COVID-19-Patienten aus Frankreich randomisiert Tocilizumab oder Standardtherapie erhalten. An Tag 14 mussten in der Tocilizumab-Gruppe geringfügig weniger Patienten beatmet werden oder waren verstorben. In der 28-Tage-Mortalität war jedoch kein Unterschied zwischen den beiden Behandlungsgruppen erkennbar. Bei der im „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Studie hatten 243 COVID-19-Patienten im Verhältnis 2 : 1 Tocilizumab oder Placebo erhalten. Auch hier konnte nicht gezeigt werden, dass Tocilizumab die künstliche Beatmung oder den Tod der Patienten verhindern konnte [Salvarani C et al. JAMA Intern 2020. doi:10.1001/jamainternmed.2020.­6615; Hermine O et al. JAMA Intern 2020. doi:10.1001/jamainternmed.2020.6820; Stone J H et al. NEJM 2020. doi: 10.1056/NEJMoa2028836]. |

 

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