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Nachhaltigkeit

Echter Klimaschutz oder nur Greenwashing?

Wie Apotheken das Megathema Nachhaltigkeit angehen sollten

Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz, gar „Klimarettung“ – der Aufmerksamkeitswert für diese Begriffe steigt wieder. Im Gefolge dessen werden nicht zuletzt exorbitante Summen bewegt, sodass dieses Thema an niemandem vorbeigehen wird, zumal es kaum einen Lebensbereich unangetastet lässt. Blicken wir vor diesem Hintergrund also auf unser Apothekensystem. Wie lässt sich dieses Generationenthema in jedem einzelnen Betrieb umsetzen? | Von Reinhard Herzog

Angesichts einer wohl noch bis Mitte des Jahrhunderts wachsenden Erdbevölkerung und global zunehmenden Wohlstandsbedürfnissen bei offenkundig begrenzten natürlichen Ressourcen ist unser „ökologisches Konto“ schon lange überzogen. Wir leben quasi auf Kredit unseres Planeten. Was wirtschaftlich zurzeit grenzenlos zu funktionieren scheint (aber eben nur scheinbar), stößt in einem auf naturwissenschaftlichen Grundsätzen beruhenden Ökosystem an harte, nicht verhandelbare Grenzen. Die Nachhaltigkeit („sustainability“) und damit letztlich das Ende des Ressourcenverbrauchs „auf Kredit“ rückt damit in den Mittelpunkt, und zwar immer kleinteiliger in immer mehr Lebensbereichen. Zentral ist dabei die künftige Energieversorgung, sind wir doch als vergleichsweise schwächliche Wesen, die eben mal einige Hundert Watt zu leisten imstande sind, aber gerne das Hundert- und Tausendfache z. B. via „Gaspedal“ in Gang setzen, elementar darauf angewiesen. Doch zählen auch die vielen Kleinigkeiten im Alltagsleben, angefangen bei Themen wie (Mikro-)Plastik über die ökologisch sehr bedeutsamen Fragen der (künftigen) Ernährung bis hin zum Thema Qualität – brauchen wir nicht viel mehr hochwertige, langlebige, „sauber“ hergestellte Produkte?

Endet die Systemgrenze an der Ladentür?

Ob im Alltag oder in der Apotheke – das Thema Nachhaltigkeit, mit der Treibhausgas-Problematik als einem zentralen Betätigungsfeld, ist äußerst vielschichtig. Skizzieren wir deshalb einmal eine vereinfachte Öko-Bilanz, welche hier die Treibhausgas-Emissionen in den Vordergrund rückt (in CO2-Äquivalenten, in welchen alle Treibhausgase, also neben CO2 auch Methan, Lachgas, Fluorkohlenwasserstoffe etc. abgebildet sind). Weltweit verantwortet jeder Erdenbürger jährlich rund 5 Tonnen (t) CO2, hierzulande sind es 10 t, EU-weit gut 8 t, in den USA rund 15 t, in China 8 t, in Indien nicht einmal 2 t. Die Werte streuen beträchtlich, je nachdem, inwieweit alle Treibhausgase (und nicht nur CO2) zugeordnet und inwieweit importierte bzw. exportierte Treibhausgase im Zuge der globalen Warenbewegungen verrechnet werden. Dieses Problem stellt sich auch, wenn wir z. B. für eine Apotheke eine Klimabilanz aufstellen möchten: Wo setzen wir die Systemgrenzen? An der Ladentür? Wie verrechnen wir unsere umgesetzte Verkaufsware, wie rechnen wir unseren Betriebsbedarf an – vom Klopapier über Reinigungsmittel und diverse Chemikalien bis zur Einrichtung samt den ganzen technischen Geräten und den immer zahlreicheren elektronisch-digitalen Gimmicks? Hier kommen wir ganz schnell an Grenzen der Erfassbarkeit mit vertretbarem Aufwand.

Je komplexer die Wertschöpfungskette – man denke z.B. bei Arzneimitteln nur an die vielen Prozessschritte und benötigten Komponenten sowie die zahlreichen Gerätschaften, aber auch an Umweltstandards je nach Fertigungsort – umso schwieriger wird eine sachgerechte Beurteilung. Zudem überwiegen bei einem Arzneimittel sicherlich die Themen Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit gegenüber einigen Gramm CO2 je Packung.

Gleichwohl können bereits wenige Fragen helfen, beim Bezug von Waren (umwelt-)intelligenter vorzugehen:

  • Benötigen wir dieses Produkt, diese Zugabe, dieses Werbematerial wirklich, und in welcher Menge?
  • Weist das Produkt umweltgefährdende Merkmale auf, erfordert seine Herstellung außergewöhnlich große Ressourcen bzw. Energie, werden (unnötigerweise?) seltene bzw. knappe Materialien benötigt?
  • Welche Folgekosten sind zu erwarten bzw. welche notwendigen Zusatzprodukte sind erforderlich (Stichworte Verbrauch, notwendige Batterien, Filter, allfällige Ersatzteile etc., Wartungserfordernisse)?
  • Bei technischen Geräten: Welche Lebensdauer ist zu erwarten (und welche bei ggf. höherwertigen Konkurrenzprodukten)? Ist das Gerät zerlegbar bzw. mit vertretbarem Aufwand zu reparieren?
  • Erfolgt die Herstellung unter menschenwürdigen Bedingungen?
  • Welche Alternativen gibt es, zu welchem (Mehr-)Preis?
Tab. 1: Ein CO2-Fußabdruck von „Otto Normalverbraucher“
Bereich
Verbrauch, Bemerkungen
CO2 pro Jahr (gerundet)
Stromverbrauch
Verbrauch 1.250 KWh, 0,40 kg CO2 je KWh
500 kg
Heizen + Warmwasser
Verbrauch 7.000 KWh für 45 qm
1400 kg (Erdgas)
1900 kg (Heizöl)
Pkw-Nutzung
1.000 Liter Benzin für ~ 13.000 km
2300 kg
Urlaubsflug
~ 3,5 Liter Kerosin je 100 km, 7.000 km
600 kg
Zwischensumme Energie:
4800 kg/5300 kg
Ernährung
Durchschnittsprofil
ca. 1800 kg
davon Fleisch: 750 kg
sonstiger Konsum
individuell unterschiedlich, Annahme
2500 kg
Summe direkt zuordenbar
9100 kg/9600 kg

Zurück zur Klimabilanz. „Otto Normalverbraucher“ weist, orientiert an bundesdeutschen Durchschnittswerten, in etwa einen CO2-Fußabdruck auf, wie ihn die Tabelle 1 beispielhaft illustriert. Den Löwenanteil macht dabei der direkte Energieverbrauch für Mobilität (meist vorrangig), Heizen und sonstigen Stromverbrauch aus. Der Rest verteilt sich auf die Ernährung (ebenfalls hoch relevant) sowie den ganzen sonstigen Alltagskonsum bis hin zu bezogenen Dienstleistungen. Wie schlägt sich dagegen die Apotheke?

Abb. 1: Beispiel-CO2- und Umweltbilanz der hypothetischen „Raben-Apotheke“, angelehnt an eine gut durchschnittliche Apotheke – mitsamt Ansatzpunkten.

Abbildung 1 illustriert ein Beispiel der hypothetischen, gut durchschnittlichen „Raben-Apotheke“ mit 60.000 Kunden und angenommenen 105.000 Packungen im Jahr. Rund 20 Tonnen beträgt ihr rein energetischer Fußabdruck, was einigermaßen typisch sein dürfte, also quasi vier Mal „Otto Normalverbraucher“. Pro Packung sind das 190 Gramm CO2 (die entscheidende Kennzahl), was gut ein bis zwei Kilometer Pkw-Fahrstrecke entspricht. Individuell sind die Unterschiede aber enorm, man denke nur an die kleine Landapotheke auf der einen und die hell erstrahlende Center-Apotheke mit über 300 Quadratmetern auf der anderen Seite. Wenn Sie selbst solch eine überschlägige Bilanz anhand Ihrer Verbrauchsabrechnungen vornehmen möchten, dann schauen Sie in Tabelle 2; dort sind die CO2-Emissionen gängiger Energieträger verzeichnet.

Tab. 2: CO2-Emissionen je Energieträger, gerundet
Energieträger
Einheit
CO2
Strommix D
KWh
0,40 kg
Benzin
Liter
2,3 kg
Diesel
Liter
2,6 kg
Kerosin
Liter
2,5 kg
Heizöl leicht
KWh
0,27 kg
Erdgas
KWh
0,20 kg
Flüssiggas
KWh
0,23 kg
Steinkohle
KWh
0,34 kg
Braunkohle
KWh
0,36 kg
Holzpellets
KWh
0,04 kg

Digitalisierung – Fluch und Segen

Das „importierte CO2“ können Sie durch eine entsprechende Auswahl Ihres Betriebsbedarfs und Ihrer selbst bestimmbaren Verkaufsware sowie die Planung Ihrer Großhandelstouren zumindest etwas steuern. Ein zunehmendes Problem stellt dabei die Digitalisierung dar. Nicht nur, dass die vielen Gimmicks auf die Verbrauchsbilanz wirken (man denke z. B. an eine Bildschirm-Sichtwahl). Gerade Elektronik benötigt sehr ausladende Wertschöpfungsketten, eine Menge teils sehr aufwendig und unter problematischen Abbaubedingungen gewonnene Rohstoffe sowie eine nochmals aufwendigere Infrastruktur in Form der Vernetzung (Internet). Eine Stunde Videostreaming wird z. B. im Bereich von 2 bis 3 Kilogramm CO2 gehandelt.

Klimakiller Versand?

Beim Thema Klimaschutz steht der Versandhandel am Pranger. So viele Lieferfahrzeuge, welche die Städte verstopfen, und dazu das ganze Packmaterial! Das kann doch nicht klima- und umweltfreundlich sein! Die Realität ist jedoch vielschichtiger.

Mal ganz einfach gedacht: Was ist wohl günstiger? Tausend Leute machen sich Tag für Tag auf den Weg zum Lebensmittler vor Ort (die meisten per Auto), oder aber einige Lieferfahrzeuge fahren alle Kunden ab und liefern frei Haus? Schon allein die gebündelte Auslieferung ist offenkundig ressourcenschonender, allein schon, weil typischerweise der Ladenkunde den Weg zweimal (nämlich hin und zurück) fährt. Betrachtet man jetzt noch den Aufwand für den Unterhalt des Ladens (den man sich im nächsten Schritt wegdenken könnte), verschiebt sich die Bilanz nochmals erheblich. An diesem Punkt wird es aber interessant: Wo steht dann das Großhandels- bzw. Auslieferungslager? Wie sieht die Logistik vom Großhändler bzw. Hersteller zum (bisherigen) Laden oder eben Auslieferungslager aus? Im Detail wird das dann weitaus komplexer.

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An diesem Punkt „importiert“ übrigens die Apotheke einige zehn Gramm CO2 je Packung im Gefolge ihrer komplexen, feingliedrigen Großhandelslogistik – kein dramatischer, aber durchaus beachtenswerter Punkt.

Tendenziell ist eine zentralisierte Logistik, klug aufgeteilt, sodass nicht zu lange Stecken zurückgelegt werden müssen, regelhaft günstiger. Die Logistikplanung ist eine Wissenschaft für sich und in höchstem Maße von Konzernen wie Amazon optimiert. Demzufolge bietet die Kombination von digitaler Rezeptübermittlung und ggf. Beratung in Kombination mit einem gut organisierten Botendienst mit effizienten Fahrzeugen durchaus ein ökologisches Potenzial in der Apotheke.

Bei den Packmitteln ist indes nicht allzu viel zu holen. Umweltverträgliche, wiederverwertbare und zunehmend sparsam verwendete Packmaterialien sind heute immer mehr Standard im Versand.

Der pauschale Fingerzeig auf den Versand als Klimakiller kann daher schnell nach hinten losgehen, zeigen dabei doch typischerweise drei Finger auf einen selbst zurück.

Andererseits kann die Digitalisierung auch entlastend wirken. Unsere Raben-Apotheke mit ihren 60.000 Kunden pro Jahr wird gerne mit dem Auto angefahren; 90% der Wegstrecken werden im Beispiel so zurückgelegt. Dies seien 3 km (hin und zurück) im Schnitt eines Kunden, woraus gut 160.000 km Pkw-Fahrstrecke resultieren. Diese kann man überschlägig mit etwa 25 Tonnen CO2 annehmen – also mehr, als die Apotheke selbst auf der energetischen Seite ausstößt. Dagegen verblassen dann auch die Arbeitswege der Mitarbeiter zur Apotheke, auch wenn dies ebenfalls ein Thema ist. Indes: Jeder Einzelfall sieht je nach Lage der Apotheke deutlich anders aus! Aber das Beispiel illustriert, dass es eben noch ganz andere Ansatzpunkte gibt. Durch Vorbestellsysteme, die eine oder andere Videoberatung, aber auch durch ein kluges Botendienstkonzept können womöglich eine ganze Menge an solchen gefolgten CO2-Emissionen und weiteren Umweltbelastungen eingespart werden.

Quellen zum Nachdenken

Ein aktuelles Abbild der Welt:
www.worldometers.info

Klimasimulationen online:
www.klimafolgenonline.com
http://mscm.dkrz.de
https://croadsworldclimate.climateinteractive.org
https://en-roads.climateinteractive.org

Individueller CO2-Zähler:
https://uba.co2-rechner.de

Dürremonitor (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung): 
www.ufz.de Suche Dürremonitor

Zum klassischen Lesen:
Schönwiese, Chr., Klimawandel kompakt. Ein globales Problem wissenschaftlich erklärt. Gebr. Borntraeger Verlag: Stuttgart 2019

Hier ist das Kommunikationsgeschick der Apotheke gefragt. Durch clevere „grüne“ Aktionen, Verzicht auf Billig-Zugaben (gerne mit viel Plastik!) und das Wecken des Bewusstseins bei den Kunden kann weitaus mehr bewirkt werden als mit dem Austausch z. B. einiger Leuchtmittel in der Apotheke selbst („Multiplikatorwirkung“).

Abbremsen, aufhalten, anpassen?

Richten wir den Blick nochmals auf das „große Ganze“. In mancher Hinsicht haben eine Pandemie und unsere Klimathematik erstaunliche Parallelen. Eine Infektionskette wird anfangs bei noch wenigen Infizierten kaum bemerkt, zumal wenn die Krankheit nicht extrem letal ist. Da ist man schnell geneigt, die Dynamik zu unterschätzen. Bewegen wir uns dann mit einer ausreichenden „Schwungmasse“ an aktiv Infizierten in eine exponentielle Fallzahlentwicklung mit Verdopplungszeiträumen von wenigen Tagen, ist schnell ein „epidemiologischer Kipppunkt“ erreicht. Die Infektionszahlen sind dann nicht mehr kontrollierbar und laufen zumindest regional bis zu einem neuen Gleichgewichtszustand aus Infizierbaren und Immunen durch.

Greenwashing und Ablasshandel

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Inzwischen hat sich eine regelrechte CO2-Kompensationsindustrie entwickelt, deren Geschäftsmodell darin besteht, dass man seinen CO2-Ausstoß durch Kauf entsprechender CO2-Kompensationsmengen quasi neutralisieren kann. Da CO2-Speichertechniken und die Nutzung als Rohstoff (z. B. für höhermolekulare, weiterverwendbare Stoffe) noch nicht breit einsetzbar sind, bleibt neben der Förderung von alternativen Energieprojekten insbesondere die Anpflanzung von Bäumen. Doch welchen Beitrag leistet ein Baum? Letztlich wird CO2 vermittels Fotosynthese (Hellreaktion) in Form von Biomasse „fixiert“, insbesondere in der Dauerform des Holzes. Die Holzzunahme repräsentiert im Wesentlichen die CO2-Bindewirkung. Blätter werden zwar ebenfalls aufgebaut, verfaulen aber auch wieder. Schnellwachsende Baumarten sind insoweit bevorteilt, soweit öko- und bodenverträglich. In den Tropen sind die Wachstumsgeschwindigkeiten übrigens erheblich höher als hierzulande. Ein 35 m hoher Baum, oft über 100 Jahre alt, hat eine Trocken-Holzmasse von etwa 1,5 bis 2 Tonnen. In CO2 umgerechnet entspricht das knapp dem Doppelten, also nicht ganz 3 bis 4 Tonnen – über die gesamte Lebenszeit. In unseren Breiten kann man so bei mittelgroßen bis großen Laubbäumen mit größenordnungsmäßig 10 kg bis 30 kg gebundenem CO2 jährlich rechnen, Nadelbäume etwas weniger. In den ersten Wachstumsjahren wird noch kaum nennenswertes CO2 gebunden. Die Mengen wie die Zeiträume illustrieren, dass die CO2-Kompensation durch Aufforstung nur einen ziemlich kleinen Teil unserer „Klimasünden“ schultern kann. Manche Kompensationsmodelle sind zudem schon vom Ansatz her so zweifelhaft, dass man eher von „Greenwashing“ sprechen kann.

Nicht ganz unähnlich verhält es sich mit dem Klimawandel, nur langsamer. Aus Tagen werden Jahre. Der Treibhausgas-Anteil in der Atmosphäre steigt seit Beginn der industriellen Revolution. Der globale Temperaturanstieg ist eindeutig. Nur: 420 ppm CO2 und 1,2 °C Erwärmung tun noch mitnichten wirklich weh. Doch die Dynamik der Wetterextreme wird zunehmend deutlich (siehe Kasten Extremereignisse), von regionalen Temperaturanomalien bis zu bereits spürbaren Auswirkungen wie Dürren, Waldbränden, Überschwemmungen oder Stürmen. Dass das komplexe, nicht lineare Klimasystem eine Reihe von Kipppunkten („tipping points“) aufweist, deren Überschreiten irreversible Veränderungen auslöst, ist wissenschaftlicher Konsens. Die spannendste Frage ist jedoch, ob wir bereits mitten in solchen „Kippprozessen“ stecken, wir also viele Veränderungen (an welchen Orten der Welt?) gar nicht mehr aufhalten können. Dann müssen wir nämlich viel mehr Augenmerk auf die Anpassung an diese neuen Umweltrealitäten vor Ort legen, ohne die Bekämpfung der Ursachen, nämlich die Treibhausgas-Emissionen, aus den Augen zu verlieren. Das erfordert eine sehr kluge Ressourcenallokation und eine Konzentration auf wirksame Maßnahmen mit möglichst geringem Aufwand – und keine administrativen Meisterwerke der Verkomplizierung und Lobbypolitik. Gleichzeitig gilt es, den Wandel durch Anpassung zu bewältigen. Wir sollten also tunlichst zweigleisig fahren.

Konkret bedeutet dies, nicht nur nachhaltiger zu wirtschaften, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und natürliche Ressourcen sparsamer einzusetzen, sondern sich konkrete Gedanken über den möglichen Wandel zu machen. Hierzu einige Denkanstöße:

  • Welche Konsequenzen sind für Haus und Hof und die Apothekenwerte sowie die unmittelbare Umgebung absehbar? Hinsichtlich der Klimatisierung muss beachtet werden, dass Sie älter und damit gern hitzeempfindlicher werden.
  • Werden die Apothekenlage und damit der Wert des Unternehmens (der Immobilie) langfristig leiden, da z. B. in stickiger Innenstadtlage? Welche Investitionen sind nötig?
  • Wer „grüne Investments“ tätigt, z. B. in Wälder, Ackerflächen etc., achte auf die dortige „climate resilience“.
  • Andererseits werden die enormen Beträge, die nun neu verteilt werden, viele Gewinner hervorbringen. Börsianer sollten aufmerken, aber Achtung: Die Trends sind durchaus erkannt, und manch spekulative Blase droht wie bei allen „gehypten“ Themen. Grundsolide Werte der „zweiten Reihe“, wie z. B. weltmarktführende Spezialzulieferer, könnten eine gute Wahl sein. Und beschäftigen Sie sich einmal mit dem Thema Zertifikaten – sowohl für CO2 als auch für diverse andere gefragte Rohstoffe der Zukunft.

Sie sehen: Die Themen Nachhaltigkeit sowie Umwelt- und Klimaschutz sind außerordentlich vielschichtig und können angesichts der enormen, gesellschaftsumfassenden Bedeutung kaum jemanden kalt lassen. Finden Sie Ihren Weg in dieser nicht einfachen Gemengelage – und nehmen Sie die Herausforderungen aktiv an! |

Autor

Apotheker Prof. Dr. Reinhard Herzog, Tübingen

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