Aus den Ländern

Apotheker und Ärzte als Teamplayer

Neujahrsempfang der AK Nordrhein hebt das gemeinsame Wirken für Patientenwohl heraus

Gemeinsam mit 200 Repräsentanten des Gesundheitssystems aus Nordrhein-Westfalen sowie aus anderen Bundesländern läutete die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) am 13. Januar das neue Kammerjahr mit ihrem traditionellen Neujahrsempfang in Düsseldorf ein. „Das ­beweist uns und mir, dass wir uns im Sinne unseres Gesundheits­systems sehr gerne zusammentun, um etwas zu bewegen. Und das ist heute wohl notwendiger als jemals zuvor“, sagte AKNR-Präsident Dr. Armin Hoffmann mit Blick in das volle Maxhaus.
Foto: AK Nordrhein

Sichtbares Zeichen für die interdisziplinäre Zusammenarbeit: Dr. Armin Hoffmann, Präsident der AK Nordrhein (re.), übergab Rudolf Henke, Präsident der ­Ärztekammer Nordrhein, ein Trikot „A-Team – Für die Patienten“.

Sich zusammentun, zusammenrücken – auf diese Wortspiele griff der Kammerpräsident in seiner Begrüßungs­rede immer wieder zurück. Denn nur so funktioniere auch eine hervorragende Versorgung von Patienten – indem alle, die sich tagtäglich für die Gesundheit der Menschen in NRW engagieren, zusammenstehen. Wäre da nicht die Bürokratie, „die uns im Gesundheitswesen das Leben mehr als schwer macht ...“, wurde Hoffmann deutlich. Als Stich- oder besser gesagt als Reizworte aus dem Alltag der Apotheken nannte er in diesem Zusammenhang Lieferengpässe, Retaxationen und Securpharm.

„Zusammenrücken heißt für mich übrigens keinen Platz wegnehmen, sondern seinen Platz finden“, erläuterte Hoffmann. Und so war das gewiss kein Zufall, dass Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, beim Neujahrsempfang als Gastredner dabei war. „Dass Sie, lieber Herr Henke, heute unser Gastredner sind, ist für mich das beste Zeichen für dieses Zusammenrücken“, sagte Hoffmann.

Wie wichtig die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern ist, verdeutlichte Hoffmann mit konkreten Beispielen. Zum einen erwähnte er die Initiative CIRS-NRW, ein Lern- und Berichtssystem für kritische Ereignisse in der Patientenversorgung. Durch den Beitritt der AKNR zu diesem wichtigen Netzwerk im vergangenen Jahr würde die Apothekerschaft ihre „pharmazeutische Expertise zum weiteren Ausbau einer konstruktiven Risiko- und Sicherheitskultur“ einbringen. Zum anderen gelte dies auch für das von der AKNR entwickelte Athina-Projekt zur Arzneimitteltherapiesicherheit in den Apotheken, welches inzwischen elf Kammern umsetzen (siehe Artikel "Mit Athina für künftige pharmazeutische Dienstleistungen gewappnet" in dieser DAZ). Ferner belege auch die vor wenigen Monaten publizierte PHARM-CHF-Studie („Pharmacy-based interdisciplinary Program for Patients with Chronic Heart Failure“), wie bedeutend eine kontinuierliche und interdisziplinäre Intervention für Patienten mit Herzinsuffizienz sei. Mit Blick auf die Ergebnisse dieser Studie „befürwortet auch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie eine Zusammenarbeit zwischen Arztpraxen und Apotheken, wie sie in der Studie erprobt wurde“, erläuterte Hoffmann.

Der Schlüssel zum Erfolg

Nicht nur die Bürokratie, vielmehr auch die Kommerzialisierung, Ökonomisierung und Industrialisierung seien „erhebliche Bedrohungen für unsere freien Heilberufe und für unsere unabhängigen Apotheken und Praxen“, kritisierte Hoffmann. Auch hier müssten Ärzte und Apotheken daher stets eng zusammenstehen und schauen, wer für welche Aufgabe besser geeignet ist; schauen, welche Berufsgruppe hier ihre besondere Kompetenz einbringen kann. „Apotheker, Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten sind Profis, haben schon so viele Spiele erfolgreich bestritten und für die ­Gesundheit der Menschen erfolgreich gekämpft. Zur rechten Zeit abspielen, den besser postierten Mitspieler finden, sich gemeinsam bis zum Tor­erfolg kombinieren, das ist der Schlüssel zum Erfolg unseres frei- und heilberuflichen Teams“, so Hoffmann.

Eine Regeländerung

Aber: „Da war doch noch was: Ja richtig, das Impfen.“ Mit diesem einen Satz sorgte Hoffmann für Spannung im Maxhaus. Ja, Impfen sei das Beste, was je für die Gesundheit entwickelt wurde, erklärte der Präsident vorab, um Missverständnisse zu vermeiden. Darum hätten sich die beiden Kammern, die AKNR und die Ärztekammer Nordrhein, im Mai 2019 mit einem gemeinsamen Impfappell an die Bevölkerung im Rheinland gewandt. Doch nun sei eine „Regeländerung eingetreten, nach der wir nicht gerufen haben, die aber der oberste Regelhüter beschlossen hat und die uns in die Pflicht nimmt“, sagte Hoffmann in Anspielung auf das im Dezember vom Bundestag beschlossene Modellvor­haben zu Grippeschutzimpfungen in den Apotheken. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das hinkriegen, sehr geehrter Herr Henke“, sagte Hoffmann in Richtung des Präsidenten der Ärztekammer Nordrhein.

Inakzeptabel und ­unzumutbar

Ähnlich wie sein Vorgänger Lutz Engelen das EuGH-Urteil aus dem Jahr 2016 auf den Neujahrsempfängen scharf kritisierte, so fand auch Hoffmann für dieses „einsame“ Urteil deutliche Worte: Es sei „unverständlich, inakzeptabel und unzumutbar“. „Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die Vor-Ort-Apotheken stärken, so zumindest der Titel seines Gesetzentwurfs. Aber mit der Aufgabe des einheitlichen Arzneimittelpreises gefährdet er eine tragende Säule des deutschen solidarischen Krankenversicherungssystems, er zerstört die Arzneimittelpreisbindung“, beanstandete der AKNR-Präsident.

Rudolf Henke betonte in seinem Gastbeitrag ebenso wie Hoffmann immer wieder, wie unabdingbar heutzutage eine enge Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Ärzten sei. Ein aktuelles Beispiel aus der Praxis seien die Lieferengpässe von Arzneimitteln.

„Um die Patienten in solchen Fällen bestmöglich und individuell zu versorgen, brauchen wir enge Absprachen zwischen dem behandelnden Arzt und dem Apothekenteam“, bekräftigte Henke. Außerdem wies er auf die Vorzüge einer „sinnvollen Arbeitsteilung“ hin, die sich schon seit Langem bewähre: „Jeder sollte das machen, was er am besten kann. Und wir in der Ärztekammer Nordrhein sind unverändert davon überzeugt, dass wir Impfen in Apotheken genauso wenig brauchen wie etwa ein Dispensierrecht für uns Ärzte“, so der Präsident der nordrheinischen Ärztekammer.

„A-Team – Für die Patienten“

Um die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker auch bildlich zu ver­deutlichen, übergab Hoffmann dem Präsidenten seiner Schwesterkammer anschließend ein Trikot mit der Aufschrift „A-Team – Für die Patienten“. Schließlich sei die interdisziplinäre Weiterentwicklung des Gesundheitssystems ihm und der Vizepräsidentin Kathrin Hollingshaus ein wesentliches Anliegen. Aber nicht nur das: „Wir haben im Jahr 2020 noch sehr viel vor“, sagte Hoffmann. Unter anderem möchte die neue Führungsspitze an einer zukunftsorientierten Weiterentwicklung der inhabergeführten Apothekenwelt, der Erneuerung des Berufsbildes für Apotheker sowie an der Nachwuchsgewinnung arbeiten. |

AK Nordrhein

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