DAZ aktuell

Apothekennotdienst weiterentwickeln

BAK-Symposium befasst sich mit Notfallversorgung

ks | Der Apothekennotdienst war Thema des diesjährigen Symposiums der Bundesapothekerkammer (BAK). Wie lässt sich dieses wich­tige Angebot der Apotheken weiter verbessern? Zwei Pilotprojekte haben dies bereits ausgelotet.

Der Notdienst gehört zu den Gemeinwohlpflichten der Apotheken. Im Jahr 2019 wurden mehr als 400.000 Notdienste geleistet. Bundesweit sind pro Nacht und an Sonn- und Feiertagen etwa 1300 Apotheken dienstbereit. Doch die Zahl der Betriebsstätten nimmt ab. Damit steigt die Belastung für die verbleibenden Apotheken. Aber auch Patienten tun sich zuweilen schwer, eine nahe Notdienstapotheke zu finden. Wie lässt sich die Notdienstorganisation also verbessern? Gibt es zum Beispiel Möglichkeiten, sich besser mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst zu vernetzen? Diese Themen wurden am 17. September im Berliner ABDA-Haus diskutiert. Für die Zuschauer fand das BAK-Symposium mit dem Titel „Apothekennotdienst: Stresstest für eine flächendeckende Arzneimittelversorgung“ Corona-bedingt virtuell statt. Vor Ort trafen sich unter der Moderation von ABDA-Kommunikationschef Dr. Reiner Kern der BAK-Vizepräsident Thomas Benkert, der Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses Erwin Rüddel (CDU), Dr. Bernhard Gibis (Dezernat Versorgungsmanagement bei der Kassenärztlichen Bundes­vereinigung – KBV), Doris Wettmann, Justiziarin der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz und Gabriele Overwiening, Präsidentin der Apo­thekerkammer Westfalen-Lippe.

Dass es seitens der Ärzteschaft die Bereitschaft gibt, Apotheken in Notfallversorgungskonzepte einzube­ziehen, zeigte Gibis auf. Schon jetzt klappe die Abstimmung vor Ort meist gut. Aber noch sind die Apotheken nicht fester Bestandteil der Konzepte von KBV, Kliniken und Rettungsdiensten. Gibis findet aber: „Wir müssen alle aus den Silos raus.“ Wichtig sei dabei vor allem, dass die Ärzte und ihre Partner die Organisation selbst in ihren frei­beruflichen Strukturen übernehmen und sie nicht anderen überlassen.

„Apolot“ und „Frag das A“

Wie die Arzneimittelversorgung im Notdienst besser funktionieren kann, zeigen zwei Modellprojekte aus der Apothekerschaft. Ausgangspunkt beider Projekte ist: Es darf nicht sein, dass ein Patient eine zu weit entfernte Notdienstapotheke aufsucht, weil er die näher gelegene nicht findet. Und es darf nicht passieren, dass er dann auch noch kein Arzneimittel bekommt, weil das Präparat nicht vorrätig und ein Aut-simile-Austausch nicht möglich ist. Da gibt es zum einen in Rheinland-Pfalz „Apolot“ – der Apotheker als Lotse in der ärztlichen Bereitschaftsdienstzentrale (BDZ), das Doris Wettmann vorstellte. Es sorgt dafür, dass Patienten mithilfe einer internetbasierten Datenbank von der BDZ tatsächlich in die nächstgelegene Apotheke geleitet werden. Zugleich können sie sich informieren, ob die Apotheke das gewünschte Arzneimittel vorrätig hat – anderenfalls kann vor Ort in der BDZ mit dem diensthabenden Arzt die Verordnung angepasst werden. Zu berücksichtigen ist dabei: Eine zuvor durchgeführte Befragung von 24 Apotheken in drei eher unterversorgten Gebieten zeigte: Etwa die Hälfte der Notdienstkunden kommt unabhängig von einer Inanspruch­nahme des ärzt­lichen Notdienstes.

Über das Pilotprojekt „Frag das A“ in Westfalen-Lippe berichtete Gabriele Overwiening. Es wurde entwickelt, nachdem 2011 der ärztliche Notdienst reformiert wurde. In der Folge wurde die Zahl der Notfallpraxen von 340 auf 59 reduziert– dass das längere Wege für Patienten bedeutet, ist offensichtlich. Wie kann man nun also dafür sorgen, dass die Strecken, die dann noch die Apotheke umfassen, nicht zu ausufernd werden? „Frag das A“ ist Apolot im Ansatz ganz ähnlich – nur kommt es in Form einer App (zunächst ebenfalls vorgesehene Stelen in den Notfallpraxen, die einen Zugang über ein Tablet ermöglichen, bewährten sich zum Bedauern Overwienings nicht). Beteiligt am Projekt, das noch bis Ende 2020 läuft, sind vier Notfallpraxen (darunter zwei kinderärztliche), 127 Apotheken rund um Detmold und 165 rund um Bochum. Über die App lässt sich die nächste notdienstbereite Apotheke finden, dabei kann man zum Beispiel bewusst nach einer auf dem Weg nach Hause suchen. Zudem gibt es eine Chatfunktion zwischen Notarztpraxis und Apotheke. Laut Overwiening läuft das Projekt technisch einwandfrei. Allerdings sei es in puncto Nutzerzahl noch „sehr ausbaufähig“.

Benkerts Resümee zum Symposium lautete: Der Notdienst der Apotheken ist eine eigenständige Säule der Notfallversorgung und soll als solche weiterentwickelt werden. Apotheker seien wohnortnahe Versorger, die zusätzlich eine Lotsenfunktion übernehmen. „Das wird und darf sich nicht ändern.“ Gleichzeitig sieht der BAK-Vize aber Verbesserungsbedarf für die Kommunikation zwischen Patienten und Notdienstapotheken und zwischen Ärzten und Apothekern. „In der Notdienstversorgung müssen Barrieren abgebaut werden“. Die Modellprojekte aus Rheinland-Pfalz und Westfalen-Lippe zeigten, dass dies möglich und sinnvoll sei. |

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