Arzneimittel und Therapie

Auch Phytosterole wirken atherogen

Von präventiver ­Supplementierung wird abgeraten

Während die NPC1L1-Transporter für die Resorption von Cholesterol aus dem Darmlumen verantwortlich sind, ist ein anderes Transportsystem, die sogenannten ABC-Transporter G5/8 (ABCG5/8), dafür zuständig, das Cholesterol aus dem Blut zurück in das Darmlumen zu transportieren. Mutationen in den ABCG5/8-Genen müssten demzufolge die Blutspiegel von Cholesterol und Phytosterolen und damit auch das kardiovaskuläre Risiko beeinflussen. Dieser Fragestellung ist ein internationales Forschungskonsortium nachgegangen [1]. Hierzu wurden knapp 950.000 Blutproben ausgewertet, in denen der Zusammenhang von ABCG5/8-Varianten auf den non-HDL(High-Density-Lipoprotein)-Cholesterol-Spiegel, die Phytosterol-Level und das Risiko einer koronaren Herzkrankheit untersucht wurde. Zudem wurde überprüft, ob der Einfluss der ABCG5/8-Varian­­ten auf das kardiovaskuläre Risiko allein über einen Anstieg des non-HDL-Cholesterol-Werts zu begründen ist. Neun ABCG5/8-Varianten wiesen tatsächlich sowohl eine signifikante Erhöhung des non-HDL-Plasmaspiegels als auch des Phytosterol-Levels auf. Damit verbunden war ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit. Eine ABCG5/8-Varianten-bedingte Erhöhung des non-HDL-Cholesterols um 1 mmol/l war hierbei mit einer Verdopplung des kardiovaskulären Risikos verbunden (Odds Ratio = 2,01; 95%-Konfidenzintervall: 1,75 bis 2,31, p = 9,8 × 10– 23). Die Autoren stellten zudem fest, dass das erhöhte kardiovaskuläre Risiko bei ABCG5/8-­Varianten nur zum Teil auf den Anstieg von non-HDL-Cholesterol zurückzuführen ist und dass andere Faktoren zusätzlich zum Tragen kommen müssen. Sie gehen davon aus, dass dazu auch die erhöhten Phytosterol-Spiegel beigetragen haben. Eine vermeintlich präventive Supplementierung mit pflanzlichen Sterolen ist demzufolge laut den Autoren bei Risikopatienten zu hinterfragen. |

Literatur

[1] Helgadottir A et al. Genetic variability in the absorption of dietary sterols affects the risk of coronary artery disease. European Heart Journal 2020; 41:2618-2628

Apotheker Dr. Peter Meiser

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