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Neuigkeiten zu SARS-CoV-2 in Kürze

mab | Die Corona-Pandemie hält die Welt seit Monaten in Atem. Nach wie vor wird an verschiedenen Therapieoptionen, Impfstoffen und Eigenschaften von SARS-CoV-2 geforscht. Daraus ergeben sich täglich neue Publikationen. Die wichtigsten Erkenntnisse und Mitteilungen über SARS-CoV-2 haben wir im Folgenden zusammengefasst.

SARS-CoV-2 als blinder Passagier

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Trotz Corona-Pandemie wagen es viele Menschen, sich über Stunden in ein Flugzeug mit unbekannten Menschen zu setzen. Eine Forschergruppe der Uniklinik Frankfurt hat das Übertragungsrisiko in einem Flugzeug genauer unter die Lupe genommen. 102 Passagiere sind am 9. März 2020 innerhalb von etwa vier Stunden und 40 Minuten von Tel Aviv nach Frankfurt geflogen. Da damals die Pandemie gerade erst begonnen hatte, trug keiner der Fluggäste einen Mund-Nasen-Schutz. Eine Reisegruppe von 24 Personen hatte sieben Tage vor Abflug Kontakt mit einem Hotelmanager, der später positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden war. Vor Abflug noch negativ auf das Coronavirus getestet, konnte unmittelbar nach der Landung bei sieben Personen der Reisegruppe eine SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen werden. Von den 78 weiteren Fluggästen konnte einige Zeit später bei zwei weiteren Personen SARS-CoV-2 ebenfalls detektiert werden. Da beide im Abstand von zwei Reihen zu einem ­Infizierten der Reisegruppe gesessen hatten und sonst keinen bekannten Kontakt mit einem COVID-19-Erkrankten hatten, kann man davon ausgehen, dass die Übertragung des Virus im Flugzeug stattgefunden hat. Da die Zahl der Infizierten außerhalb der Reisegruppe relativ gering war, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Luftfilteranlagen im Flugzeug zwar die Wahrscheinlichkeit einer Virusübertragung reduzieren, aber nicht verhindern können. Sie empfehlen daher, auf jeden Fall einen Mund-Nasen-Schutz während der Flugzeit zu tragen [Hoehl S et al. JAMA 2020. doi:10.1001/jamanetworkopen.2020.18044].

Grafik: GEMINI – stock.adobe.com

Symptomkontrolle nicht ausreichend

Und nach dem Urlaub steht wieder der Schulbesuch an. Mit Blick auf die Infektionskontrolle ist es wichtig, infizierte Kinder für Quarantänezwecke möglichst früh zu identifizieren. Um herauszufinden, wie das am besten zu bewerkstelligen ist, hatten Forscher des Massachusetts General Hospital 192 Kinder und Jugendliche im Alter bis 22 Jahre hierzu untersucht. Bei 49 von ihnen wurde mittels Nasen- und Rachenabstrich und/oder einem Bluttest eine SARS-CoV-2-Infektion detektiert. Von den Infizierten hatte nur knapp jedes zweite Kind Fieber. Auch andere Symptome wie Husten, erschwerte Nasenatmung, Rhinorrhö oder Kopfschmerzen waren nicht spezifisch und können zudem auch auf andere Erkältungskrankheiten hinweisen. Lediglich der Verlust des Geruchssinns könnte ein spezifisches Symptom sein: So konnten bei 24 Prozent der positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Kinder Geruchsstörungen detektiert werden, bei den negativ getesteten waren es zwei Prozent. Aufgrund der niedrigen Probandenzahl ist dieses Ergebnis aber nicht repräsentativ. Auffällig war, dass die Kinder in den ersten beiden Krankheitstagen sehr hohe Viruslasten aufwiesen, die sogar höher waren als die in einer Vergleichsgruppe von erwachsenen COVID-19-Patienten, die aufgrund eines schweren Krankheitsverlaufs in ein Krankenhaus eingewiesen worden waren. Generell konnten die Forscher feststellen, dass das Alter der jungen Patienten keinen Einfluss auf die Viruslast hatte. Allerdings wiesen die jüngeren Kinder eine geringere ACE-2-Expression (p = 0,004), ein Protein, das SARS-CoV-2 zum Eintritt in die Zelle benötigt, auf als die älteren. Aufgrund der großen Variation von Symptomen und teilweise asymptomatischem Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern, die trotzdem eine hohe Viruslast aufwiesen, raten die Forscher, sich bei der Öffnung der Schulen nicht allein auf die Kontrolle von Symptomen zu verlassen, sondern weitere Schutzmaßnahmen aufrechtzuerhalten [Yionker LM et al. The Journal of Pediatrics 2020. doi:10.1016/j.jpeds.2020.08.037].

Auch ein leichter Verlauf zerstört Neuronen

SARS-CoV-2 schädigt nicht nur die Lungen, wie zu Anfang der Pandemie gedacht wurde, sondern auch etliche weitere Organe. Immer wieder steht hier auch das neuronale System im Fokus, auf das sich das Coronavirus in Form von Geruchs- und Geschmacksverlust, Kopfschmerzen bis hin zu Wahn- und Angstzuständen auswirken kann. Dabei können auch leichte COVID-19-Verläufe mit einer Schädigung von Nervenzellen einhergehen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Kinder-Uniklinik aus Regensburg in einer Studie an 100 Probanden aus dem Gesundheitssystem, von denen 28 positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren. Keine der Personen wies einen schweren Krankheitsverlauf auf, trotzdem konnten die Forscher signifikant höhere Konzentrationen von Neurofilamenten im Blut nachweisen. Diese Eiweißmoleküle kommen physiologisch nur in Neuronen vor und dienen auch bei anderen Erkrankungen als spezifische Biomarker zur Quantifizierung von geschädigten Neuronen des peripheren und zentralen Nervensystems. Wie sich diese Neuronenschädigungen auf lange Zeit auswirken können, ist bisher unklar. Weitere Studien sind dazu erforderlich [Ameres M et al. Journal of Neurology 2020. doi:10.1007/s00415-020-10050-y].

Zwei von drei haben an Tag 14 noch ein positives Testergebnis

Gibt es Unterschiede bezüglich der Viruslast bei symptomatischen und asymptomatischen SARS-CoV-2-Infizierten? Dieser Frage ist die Gruppe um Lee S. aus Südkorea nachgegangen und hat die Viruslast von 303 in Quarantäne stehenden Probanden im durchschnittlichen Alter von 25 Jahren näher untersucht. 193 Infizierte waren symptomatisch, von den 110 asymptomatischen Patienten entwickelten 21 im Laufe der Isolierung Symptome. An Tag 8, 9, 15 und 16 wurden das Sputum und der Nasen- und Rachenabstrich auf die RNA von SARS-CoV-2 gescreent. Je nach ärztlichem Ermessen wurden die Proben an weiteren Tagen untersucht. Dabei konnten die Forscher feststellen, dass in der Gruppe der asymptomatisch Erkrankten nach 14 Tagen nur etwa jeder Dritte einen negativen PCR-Test aufwies, in der symptomatischen Gruppe waren es 29,6%. Nach 21 Tagen war das Virus bei etwa einem Viertel der Patienten ohne Symptome noch nachweisbar, in der symptomatischen Gruppe bei etwa einem Drittel. Die durchschnittliche Zeit, bis das Testergebnis von positiv auf negativ sprang, lag bei der symptomlosen Gruppe bei 17 Tagen und 19,5 Tagen bei der zweiten Gruppe (p = 0,07). Die Viruslast war in beiden Gruppen ähnlich hoch, allerdings nahm sie etwas langsamer ab, wenn ein Patient Symptome aufwies. Die Forscher schließen daraus, dass auch symptomlose Patienten sich ausreichend lange in Quarantäne begeben sollten, um eine weitere Ausbreitung von SARS-CoV-2 möglichst einzuschränken [Lee S et al. JAMA 2020. doi:10.1001/jamainternmed.2020.3862]. |

 

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