Betriebsjubiläum: 200 Jahre Blankenstein-Apotheke in Gladenbach
Die Wurzeln der Apotheke reichen bereits bis in das 18. Jahrhundert zurück, als um 1760 der Amtschirurg Ernst Diel, der sich nebenher mit der Herstellung von Arzneimitteln beschäftigte, bereits eine nicht genehmigte, aber tolerierte „Apotheke“ betrieb. Während Ärzte ihn als Kurpfuscher bezeichneten, genoss er bei der Bevölkerung ein gewisses Ansehen, ersparte er ihnen doch den weiten Weg nach Biedenkopf, Marburg oder Gießen. Nach Diels Tod erhielten die Amtsärzte die Genehmigung, den Betrieb als Hausapotheke weiterzuführen und sie taten es gern, denn sie hatten dadurch eine eigene Wohnung sowie nähere und persönliche Bindung mit den Menschen und konnten zugleich ihr jährliches, geringes und häufig nicht hinlängliches Einkommen aufbessern. So ist es verständlich, dass der seit 1798 praktizierende Amtsphysikus Dr. Nies († 1826) eine Apothekengründung in Gladenbach zu verhindern wusste.

Im Wandel der Zeiten (v. l.) Die Apotheke um 1900, 1963 und im Jahr 2019.
Startklar für die Zukunft
Doch der Provisor der Professor Nebelschen Apotheke (heute Pelikan-Apotheke) in Gießen, Lebrecht Lang (1782 – 1856), erhielt trotzdem am 15. Dezember 1819 eine von Großherzog Ludwig I. unterzeichnete Konzession zur Gründung einer Apotheke, deren Eröffnung nach seiner Einbürgerung in Hessen und der Ablegung von Huldigungs- und Apothekereid am 28. August 1820 erfolgte. Lang leitete die Apotheke 36 Jahre bis zu seinem Tod, ihm folgten Karl Buff (1826 – 1870), Karl Sames (1841 – 1908) und nach einer Übergangsphase durch den Provisor Emil Arlt schließlich Robert Sames (1882 – 1944). Nach dessen Tod verpachtete die Witwe Grete Sames die Apotheke bis 1960. In diesem Jahr kaufte sie Hans Georg Schmidt (1925 – 2004), der sie in „Blankenstein-Apotheke“ umbenannte und schon bald mit einem Umbau der Geschäftsräume begann, dem 1977 nach dem Erwerb eines Nachbargrundstücks ein kompletter Neubau von Haus und Apotheke mit einer modernen und zeitgemäßen Einrichtung folgte. Schmidts Tochter Petra Reibenwein stand der Offizin von 1993 bis 2009 vor, dann übergab sie diese an den heutigen Besitzer Alexander Stauß.

Das Beratungsteam der Blankenstein-Apotheke 2020.
Stauß war hier schon fünf Jahre zuvor als Angestellter beschäftigt und führt seitdem das traditionsreiche Haus mit Kurs in die Zukunft fort. Dazu gehört auch, dass er 2017 die Sonnen-Apotheke in Lohra als Filiale übernahm. In den kommenden Jahren stehen größere Herausforderungen für den Apotheker und sein Team an – darunter zum Beispiel auch das elektronische Rezept, das es den Kunden ermöglicht, ihre benötigten Medikamente auch außerhalb der Öffnungszeiten der Apotheke einfach per Handy-App zu bestellen. „Wir haben in diesen 200 Jahren schon viele Krisen und sogar Kriege überstanden. Wir sind auf jeden Fall startklar für die Zukunft“ sagt Alexander Stauß – auch nach 200 Jahren noch. Zum Jubiläum ist eine 100 Seiten umfassende Festschrift erschienen, die der Unterzeichner verfasst hat.
Peter Hartwig Graepel, Gladenbach