Prisma

Musik in unseren Ohren

Warum wir manche Geräusche mögen und andere nicht

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us | Der Ton macht bekanntlich die Musik. Doch das ist nicht alles, denn zu einem echten Hit gehört noch mehr. Forscher des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik in Frankfurt beschäftigen sich mit solchen Klangphänomenen. Etwa mit der Wahrnehmung von Sprache. Um schnell hintereinander ausgesprochene mehrsilbige Wörter verarbeiten zu können, muss das Gehirn die Töne zeitlich sehr präzise in Fenstern zwischen 20 und 80 Millisekunden auflösen können. Parallel sind auch längere Fenster von 200 bis 300 ms notwendig, um die Betonung der Silben zu verarbeiten, etwa wenn es darum geht, den Unterschied zwischen Ironie und Ernst zu bemerken. Möglich macht das die Oszillation ­bestimmter Neuronen. Die Zellen schwingen mit einer Frequenz von 25 bis 35 Hertz (Gamma-Wellen) für kurze Zeitfenster und mit drei bis acht Hertz (Theta-Wellen) für lange Zeitfenster. Mithilfe neuronaler Oszillation wird auch Musik im Gehirn verarbeitet. Be­sonders gut lässt sich die ­Synchronisation der neuronalen Oszillationen mit der Geschwindigkeit der Musik bei geübten Musikern beobachten. Was ein Musikstück zum potenziellen Hit macht, erklären Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Sie ließen 745 Superhits der US-Charts aus den Jahren 1958 bis 1991 von einem maschinellen Lernmodell analysieren und stellten fest, dass besonders erfolgreiche Stücke ihre Hörer immer wieder durch unerwartete Akkordfolgen überraschten. Aber auch unerfreuliche Geräusche, wie Schreie, nahmen Max-Planck-Forscher unter die Lupe. Hat ein Geräusch durch Veränderung der Amplitude eine zeitliche Struktur, die das Gehör nicht mehr auflösen kann, empfinden wir es als unangenehm. Ohne dass es uns bewusst ist, vollbringt das Gehirn also eine beachtliche Leistung bei der Entschlüsselung feiner Details in jedem Geräusch. |

Literatur

Herrmann T (2020) Das geht ins Ohr. Max-Planck-Gesellschaft. https://www.mpg.de/15011606/schall-klingt-gut?c=2191. Zuge­griffen: 20. Juli 2020

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