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Falscher Frieden?

Ein Kommentar

Christina Müller ist Apothekerin und Redakteurin bei DAZ.online

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gibt den Widerstand gegen Grippeimpfungen in den Apotheken auf? Wohl eher nicht. Der an­gebliche Schulterschluss, den die KBV mit der ABDA sucht, ist eher als Provokation zu verstehen – und als ziemlich plumper Versuch, die ABDA im Ringen um die geplanten Modellprojekte blöd dastehen zu lassen.

Das kommt überraschend: Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) lobt ABDA-Chef Friedemann Schmidt für sein Statement, Impfen sei zwar primär eine ärztliche Angelegenheit, in bestimmten Fällen – zum Beispiel bei Grippe – wollten die Apotheken jedoch helfen. Man habe „eine gemeinsame Linie“ gefunden, sagt dazu KBV-Vize Stephan Hofmeister. Wirklich? Keine Proteste? Keine Gefahr mehr für den Patienten?

Jetzt mal im Ernst: Dieser Apfel scheint vergiftet. Immerhin betiteln die Kassenärzte ihre Pressemitteilung mit „KBV stimmt ABDA zu: Impfen ist Ärztesache“. Dass da jemand den ABDA-Präsidenten falsch verstanden haben könnte – eher ­unwahrscheinlich. Denn am Ende der Mitteilung gibt die KBV Schmidt korrekt wieder.

Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine Spitze gegen die Apotheker handelt, die sich erdreisten, in ärztliches Hoheitsgebiet vorzudringen. Was übrigens nicht hausgemacht ist, sondern der ausdrückliche Wille der Politik. Aber es ist ja so viel leichter, gegen die Apotheker zu ­sticheln, als sich dem Bundes­gesundheitsminister zu stellen.

Wie soll man als Journalist und Apotheker mit solch einer irritierenden Pressemeldung umgehen? Der DAZ.online-Weg: Wir nehmen die KBV einfach mal beim Wort. Das wäre doch was, sollten diese versöhnlichen Töne von Herzen kommen! Vielleicht hat die Bundesver­einigung ja tatsächlich eingesehen, dass ein Miteinander der Gesundheitsberufe für alle Beteiligten – und erst recht für die Patienten – von Vorteil sein kann. Oder haben wir da etwas falsch verstanden?

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