Arzneimittel und Therapie

Mit Antimalariamittel gegen Krebs

Lumefantrin in präklinischen Versuchen vielversprechend

Multiforme Glioblastome (GBM) sind bösartige Hirntumore, die nach derzeitigem Stand nicht geheilt werden können. Eine Therapie kann den Verlauf der Krankheit zwar verzögern, oft entwickeln die Tumorzellen dabei aber Resistenzen gegen Strahlung und Chemotherapeutika. Die Tumorprogression und der Resistenzerwerb in GBM-Zellen korrelieren mit einer erhöhten Expression von Hitzeschockproteinen (HSP). Besonders die Variante HSPB1 scheint eine entscheidende Rolle für das unkontrollierte Wachstum und die Hemmung der Apoptose in den Hirnzellen zu spielen. Für die Überexpression von HSPB1 verantwortlich ist der Transkriptionsfaktor Fli-1 (Friend leukemia integration 1). Hier versuchten amerikanische Wissenschaftler anzugreifen, um eine neue Therapie für die bösartige Erkrankung zu entwickeln. Sie sichteten einen Katalog bekannter Moleküle nach einem Kandidaten, der als Inhibitor für Fli-1 infrage kommt.

Lumefantrin im Test

Das Antimalariamittel Lumefantrin zeigte die niedrigste Toxizität gegenüber gesunden Astrogliazellen. Gleichzeitig wirkte das Antiprotozoikum wachstumshemmend auf zwei GBM-Zelllinien und in höherer Konzentration auch auf zwei GBM-Zelllinien mit Strahlungs- und Temozolomid-­Resistenz. Auch in einem GBM-Maus-Modell zeigte Lumefantrin Wirkung. Tumore in Tieren, denen intrakranial Lumefantrin injiziert worden war, waren kleiner und leichter als Tumore in unbehandelten Tieren. In immunhistochemischen Analysen wiesen die Forscher außerdem nach, dass die Konzentrationen der Proteine Fli-1 und HSPB1 im Gewebe behandelter Tiere deutlich reduziert waren. Der Weg von der präklinischen zur klinischen Entwicklung zum Krebsmedikament dürfte enorm erleichtert werden, da Lumefantrin bereits in vielen Ländern Europas und in den USA zugelassen ist. |

Literatur

Rajesh Y et al. Lumefantrine, an antimalarial drug, reverses radiation and temozolomide resistance in glioblastoma. Proc Natl Acad Sci USA 2020;117:12324–12331. doi:10.1073/pnas.1921531117

Ulrich Schreiber, M. Sc. Toxikologe

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.