Arzneimittel und Therapie

Bisphosphonat bei Kniearthrose

Wirkt Zoledronsäure gegen Knorpelschwund?

Pilotuntersuchungen erwecken die Hoffnung, dass intravenös applizierte Zoledronsäure Knieschmerz und Knochenmarksläsionen bei Kniearthrose-Patienten reduzieren könnte. Eine kontrollierte Langzeitstudie sollte daher Aufschluss darüber geben, ob dieser Behandlungsansatz Einzug in die therapeutische Praxis nehmen sollte.

Von einer Arthrose sind weltweit ­mindestens 250 Millionen Menschen betroffen. Die Kniearthrose ist durch Knieschmerz und strukturelle Veränderungen im Gelenk charakterisiert. Die zum Teil starke körperliche Beeinträchtigung geht mit einer verringerten Lebensqualität einher. Obwohl in unserer alternden Bevölkerung diese Problematik von zunehmender gesellschaftlicher Relevanz ist, sind die therapeutischen Möglichkeiten begrenzt. Mehr als die Hälfte der Betroffenen klagt über eine unzureichende Kontrolle des Knieschmerzes. Krankheitsmodifizierende Therapien, die der strukturellen Progression der Arthrose entgegenwirken, stehen bisher nicht zur Verfügung. Für Bisphosphonate konnte im Tiermodell eine Verringerung des Knorpelabbaus durch eine Hemmung der Knochenresorption unterhalb des Knorpels gezeigt werden.

Foto: Richard Villalon – stock.adobe.com

Arthrose ist keine entzündlich degenerative Erkrankung. Vielmehr liegen hier Abnutzungserscheinungen der Gelenkknorpel zugrunde.

Zoledronsäure im Test

Auch eine Pilotstudie für Zoledronsäure zur Anwendung beim Menschen zeigte Potenzial, Knieschmerz und die Größe von Knochenmarksläsionen zu verringern. Knochenmarksläsionen korrelieren mit einem verstärkten Knorpelvolumenverlust, einem wichtigen Indikator für die Arthroseprogression. Forscher der University of Tasmania gingen der Frage nach, ob intravenöse Zoledronsäure das Fortschreiten einer Kniearthrose verzögern kann. Dazu wurden im multizentrischen, doppelblinden und Placebo-kontrollierten Studienansatz 223 Patienten mit symptomatischer Kniearthrose in die zweijährige Untersuchung eingeschlossen.

Zu Beginn der Studie und nach zwölf Monaten wurden 113 Patienten 5 mg Zoledronsäure in 100 ml isotoner Kochsalzlösung infundiert, der Kontrollgruppe (n = 110) ausschließlich 100 ml isotone Kochsalzlösung. Als Primärparameter wurde das tibiofemorale (das Schienbein oder den Oberschenkel betreffende) Knorpelvolumen mithilfe von Magnetresonanztomografie nach 24 Monaten bestimmt. Sekundärparameter waren Veränderungen im Knieschmerz, bestimmt anhand einer visuellen Analogskala von 0 (kein Schmerz) bis 100 (unerträglicher Schmerz), der Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index von 0 (kein Schmerz) bis 500 (unerträglicher Schmerz) sowie Veränderungen im Ausmaß der Knochenmarksläsionen.

Enttäuschendes Ergebnis

Daten von 190 Teilnehmern konnten über den kompletten Studienzeitraum ausgewertet werden. In keinem der untersuchten Parameter wurde ein signifikanter Unterschied festgestellt.

Das tibiofemorale Knorpelvolumen nahm unter Zoledronsäure um 878 mm3, unter Placebo um 919 mm3 ab (p = 0,50). Die Wahrnehmung des Knieschmerzes verbesserte sich in beiden Gruppen nicht signifikant in visueller Analogskala (-11,5 unter Zoledronsäure vs. -16,8 unter Placebo; p = 0,17) und Western Ontario and ­McMaster Universities Osteoarthritis Index (-37,5 unter Zoledronsäure vs. -58,0 unter Placebo; p = 0,21). Auch Veränderungen in Knochenmarksläsionen unterschieden sich nicht signifikant (-33 mm2 vs. -6 mm2 für Zoledronsäure bzw. Placebo; p = 0,60). Unter Zoledronsäure wurden vermehrt unerwünschte Effekte festgestellt (96% vs. 83% unter Placebo), zumeist handelte es sich um akute Reaktionen innerhalb von 3 Tagen nach der Infusion. Die Autoren kommen insgesamt zu dem Schluss, dass ihre Ergebnisse den Einsatz von Zoledronsäure bei ­Arthrose nicht stützen. |

Literatur

Cai G et al. Effect of Intravenous Zoledronic Acid on Tibiofemoral Cartilage Volume Among Patients With Knee Osteoarthritis With Bone Marrow Lesions: A Randomized Clinical Trial. JAMA 2020;323(15):1456-1466

Apotheker Dr. Peter Meiser

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