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„Faktoren in den Vordergrund stellen, die wichtiger sind als der Preis“

Foto: Wort & Bild Verlag

Peter Menk, Geschäftsführer von „Pro AvO“

Fünf der größten Unternehmen im Apothekenmarkt schlossen sich im Dezember 2018 zu „Pro AvO“ zusammen, um für die Apotheken vor Ort künftige Entwicklungen bei der Digitalisierung gemeinsam zu bestreiten – dazu gehören der Wort & Bild Verlag, der Großhändler Gehe, die Noventi-Gruppe, der Automatenhersteller ­Rowa sowie die Apothekergenossenschaft Sanacorp.

Nächste Woche Mittwoch wird die Initiative in Hamburg ihre Plattform-Lösung für die Vor-Ort-Apotheken präsentieren. Wir haben mit ­Peter Menk, Geschäftsführer von „Pro AvO“, über das Thema „Verfügbarkeitsabfragen“ im Apotheken­sektor gesprochen.

DAZ: Herr Menk, halten Sie eine Verfügbarkeitsabfrage der Kunden bei den Vor-Ort-Apotheken prinzipiell für sinnvoll?

Menk: Wenn Menschen online bestellen, dann nicht zuletzt deshalb, weil das häufig der schnellste Weg zum Produkt ist und sie so Zeit und vergebliche Wege sparen können. Auch bei Versandapotheken kann der Kunde direkt bestellen. Das tut er in der Regel wegen des Preisvorteils – allerdings muss er dann mindestens ein bis zwei Tage auf die Lieferung warten. Wenn dagegen die Apotheke vor Ort im Netz nur eine Vorbestellung anbietet, verliert sie ihren größten Wettbewerbsvorteil: Same-Day-Delivery. Denn nur wenn der Kunde sofort bestellen kann, bestellt er auch sofort. Und das tut er dort, wo das Produkt verfügbar ist.

DAZ: Und hier wollen Sie die Apo­theken mit „Pro AvO“ gezielt unterstützen?

Menk: Ganz genau, deshalb zeigen wir auf unserer Plattform dem ­Nutzer, welche Apotheken am gewünschten Standort zur gewünschten Zeit den Artikel verfügbar haben. Damit sind wir schneller als jede Versandapotheke. Der beste Weg zum Medikament – einfach, schnell und sicher in der Apotheke vor Ort.

DAZ: Wie soll das Ihrer Meinung nach im Rx-Bereich gelöst werden?

Menk: Das ist eine der spannenden Fragen bei der Gestaltung des E-Rezeptes. Auf deren Details sind wir auch sehr gespannt. In jedem Fall ist es natürlich möglich, die Apotheken anzuzeigen, die eine der erlaubten Belieferungsmöglichkeiten aus den Rabattverträgen vorrätig haben. Die Entscheidung über die Abgabe muss aber selbstverständlich dem Apotheker vor Ort überlassen bleiben.

DAZ: Sollte es eine Verfügbarkeitsabfrage für Kunden und Patienten auch auf höherer Handelsebene, also beim pharmazeutischen Großhandel, geben?

Menk: Wenn der Apotheker ein Produkt nicht verfügbar hat, bestellt er es in der Regel beim Großhandel. Wenn ein Kunde eine Bestellung ­tätigt, möchte er wissen, wann er die Ware bekommt. Durch die Abbildung der erweiterten Lieferfähigkeit über den Großhandel wird die Lieferfähigkeit der Apotheke aus Sicht des Kunden natürlich erhöht. Und deshalb bilden wir mit unserer Plattform bereits die Lieferfähigkeit der Apotheke über den Großhandel ab. Dabei kann der Apotheker die Zeitfenster selbst eingeben, im Sinne von „bis XX Uhr bestellt, abholbereit ab YY Uhr“.

DAZ: Sollte ein Preisvergleich im Apothekenbereich eine über- oder untergeordnete Rolle besitzen?

Menk: Preissuchmaschinen sind häufig der Grund für einen ruinösen Wettbewerb, wie das Beispiel der Versand-Apotheken gezeigt hat, wo eine hohe Transparenz bereits Realität ist und häufig der billigste Anbieter den Zuschlag bekommt. Deshalb gilt es, Faktoren in den Vordergrund zu stellen, die für den Endkunden wichtiger sind als der Preis es ist. Zum Beispiel die sofor­tige Verfügbarkeit der gewünschten Medikamente oder die schnelle Lieferung noch am gleichen Tag. Denn das ist der große Wettbewerbsvorteil einer digitalen Plattform mit allen Apotheken vor Ort.

DAZ: Wie sollte die Verfügbarkeitsabfrage auf Kunden- und Apothekenseite Ihrer Meinung nach technisch gelöst werden?

Menk: Die Endkundentools müssen mit den Warenwirtschaften in den Apotheken verbunden werden. Das ist im Übrigen absolut im Sinne der Apotheken, weil dann die Bestellung unmittelbar auf den Arbeitsplatz gehen kann. Eine Kundenbestellung ist dann eine ­Kundenbestellung – egal ob persönlich in der Offizin oder digital über ein Bestelltool.

DAZ: Herr Menk, vielen Dank für das Gespräch.

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