DAZ aktuell

Trotz Corona den Notruf wählen!

Fachgesellschaften sorgen sich um Patienten – Appelle auch an Apotheken

du | Deutlich weniger Einweisungen wegen Herzinfarkten in Deutsche Kliniken treiben nicht nur Klinikbetreiber und Ärzte um. Auch die DAK Gesundheit verweist auf eine Sonderanalyse, nach der im März die Zahl der Krankenhauseinweisungen mit Verdacht auf Herzinfarkt unter ihren Versicherten um 25 Prozent zurückgegangen ist. Sie warnt davor, aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus nicht den Notruf zu wählen. Mit dieser Warnung ist sie nicht alleine.

Operationen wurden verschoben, Corona-Stationen in Kliniken eröffnet, Intensivbetten freigemacht für den befürchteten Andrang von schwer an COVID-19 erkrankten Patienten. Geschäfte, Kitas, Kindergärten und Schulen wurden geschlossen, Menschenansammlungen sind ebenso verboten wie Besuche von pflegebedürftigen Angehörigen. Todkranke Menschen müssen auf die Begleitung ihrer engsten Vertrauten verzichten. All diese drastischen Maßnahmen haben die Menschen zutiefst verun­sichert. Sie haben Angst, gehen nicht mehr zum Arzt, und scheinen auch in Notsituationen auf medizinische Versorgung zu verzichten. Jetzt schlagen die Fachgesellschaften Alarm und richten dringende Appelle auch an Apothekerinnen und Apotheker (s. Kasten unten und rechts). Onkologische Patienten, Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt und Schlaganfall, Patienten mit chronischen Erkrankungen oder auch Schwangere, sie alle benötigen ärzt­liche Betreuung.

Hotline für Krebspatienten

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Krebsgesellschaft hatten Mitte März ein gemeinsames Frühwarnsystem aufgebaut, um Veränderungen in der onkologischen Versorgung während der COVID-19-Pandemie zu beobachten. Das aktuelle Fazit: Bislang mussten Krebspatienten im Regelfall keine bedrohlichen Versorgungsengpässe befürchten, doch Einschränkungen durch die Krisen­situation sind spürbar. Besonders besorgt ist die „Task Force“ der drei Institutionen über ausgesetzte Abklärungs- und Früh­erkennungsuntersuchungen. Auch Patienten selbst entscheiden sich häufig gegen den Arztbesuch: So kann sich eine Bugwelle an zu spät diagnostizierten Krebsfällen auf­bauen, so die große Sorge.

In einer gemeinsamen Pressemeldung appelliert die Task Force, Untersuchungstermine zur Abklärung verdächtiger Symptome und eventuell verschobene Therapien unbedingt so bald wie möglich wahrzunehmen.

Patienten können für weiterführende Informationen zur COVID-Pandemie auf die Hotlines vom

verwiesen werden.

HIV: Sorge um Adhärenz

Foto: Privat

Prof. Dr. med. Jürgen Rockstroh

Auch die Therapeuten die sich bevorzugt um HIV-Patienten kümmern, sorgen sich. Prof. Dr. med Jürgen Rockstroh, Ambulanz für Infektiologie & Immunologie der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums Bonn, erklärt dazu:

„Bei deutlich eingeschränktem ambulanten Betrieb in den HIV-Ambulanzen oder Praxen während der Corona Pandemie ist es extrem wichtig, auf die Notwendigkeit einer guten Therapie Adhärenz hinzuweisen, damit die andauernde Kontrolle der Virusvermehrung nicht gefährdet wird. Für Menschen mit fraglichem HIV-Risikokontakt und eingeschränktem Zugang zu HIV-Testangeboten ist auch auf die mögliche Nutzung des mittlerweile in der Apotheke verfügbaren HIV-Heimtests hinzuweisen. Fragen um den Heimtest können über die Hotline der AIDS-Hilfe oder angeschlossener Checkpoint Einrichtung beantwortet werden. Für HIV-Patienten mit akuten Erkrankungssymptomen sind alle Einrichtungen selbstverständlich weiterhin offen und sollten entsprechend auch aufgesucht werden, um rechtzeitig medizinisch eingreifen zu können.“ |

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