Die Seite 3

Orientierung in der Krise

Foto: DAZ/Kahrmann

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Die Nachrichten rund um die Coronavirus-Pandemie überschlagen sich auf allen Kanälen. Das öffentliche Leben steht nahezu still, während Apotheken die medizinische Versorgung der Bevölkerung unter erschwerten Bedingungen aufrechterhalten müssen. Denn auch Apothekerinnen und Apotheker, PTA und PKA sind nicht vor Ansteckung gefeit, im Gegenteil, sie sind einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Personal- bzw. Mitarbeiterschutz bekommen in diesen Zeiten eine ganz neue Bedeutung, Kreativität ist gefragt, von Maßnahmen gegen Personalmangel über Plexiglasscheiben bis hin zum Bedienen über die Notdienstklappe. Dann die bange Frage, was geschieht, wenn beim Apothekenpersonal tatsächlich eine SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen wird und Quarantäne angesagt ist. Wie sieht es mit der Lohnfortzahlung aus, wer zahlt den Ausfall (s. S. 50)?

Sorgen, die Sie umtreiben, zusätzlich zu dem normalen, schon ebenfalls Kräfte raubenden Betrieb, in dem besorgte Patienten verstärkt versuchen, sich mit ihren zum Teil lebensnotwendigen Medikamenten zu be­vorraten, in dem durch die Medien verunsicherte Menschen Desinfektionsmittel, Masken und jetzt auch noch Paracetamol horten möchten.

Einer Entwicklung, der das BfArM zumindest mit der Anordnung zur Kontingentierung von wichtigen Arzneimitteln und jetzt auch das BMG mit der Aufforderung zur Einschränkung der Paracetamol-Abgabe entgegenzuwirken versuchen (s. S. 12).

Dabei sind diese Maßnahmen nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was durch die geplanten Änderungen des Infektionsschutzgesetzes noch auf Apotheken zukommen kann (s. S. 9). So will sich das Bundesgesundheitsministerium unter Jens Spahn den Durchgriff nicht zuletzt auf Maßnahmen zur Grundversorgung mit Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln sichern. Anordnungen im Falle von Lieferengpässen könnten ebenso auf der Tagesordnung stehen wie Änderungen zum Aufrechterhalten des Apothekenbetriebs.

All das muss auch von Ihnen verfolgt und umgesetzt werden. Und das zusätzlich zu der Aufklärung und Beratung Ihrer besorgten Kunden und Patienten, die von Ihnen beispielsweise wissen wollen, was ein negatives Test­ergebnis tatsächlich zu bedeuten hat, ob man nicht selbst einen Schnelltest machen kann, wie lange eine COVID-19-Erkrankung dauert, wie lange man ansteckend ist, ob das Bluthochdruckmittel gefährlich ist und so weiter und so fort.

Oft gibt es keine eindeutigen Antworten, täglich werden neue Erkenntnisse preisgegeben, mal mehr und mal we­niger fundiert, oft genug auch widersprüchlich. In dieser ganzen Informa­tionsflut den Überblick zu behalten, ist momentan im laufenden Apotheken­betrieb kaum möglich. Selbst wir hier in der Redaktion, die nichts anderes zu tun haben, als die Meldungen zu sichten und einzuordnen, geraten anlässlich der unzähligen Berichte mit immer kürzerer Halbwertszeit an unsere Grenzen.

Vieles, was heute so schlüssig und plausibel klingt, kann morgen schon wieder ganz anders sein. Doch unser Anspruch ist und bleibt es, Ihnen verlässliche Orientierung in dieser Krise zu geben, für Sie die Nachrichtenlage zu sichten und neuen Entwicklungen auf den Grund zu gehen, zu klären, was Fake News sind und was ernst zu nehmen ist. Mit diesem Anspruch haben wir auch diese Pandemie-Spezial-Ausgabe konzipiert und hoffen, dass sie Ihnen in diesen schwierigen Zeiten hilft, den Überblick zu behalten und gesund zu bleiben.

Doris Uhl

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