Arzneimittel und Therapie

Computerspielen gegen ADHS

25 Minuten am Tag führen zu erhöhter Aufmerksamkeit

Digitale Technologien werden immer häufiger in der Gesundheitsfürsorge angewendet. Einen neuen Ansatz in der Behandlung von ADHS haben nun die Forscher um Prof. Dr. Scott Kollins in den USA getestet. Sie zeigten, dass die Nutzung eines computerspielähnlichen Programms der Firma Akili Interactive Labs die Konzentrationsfähigkeit bei Kindern mit ADHS steigern kann.

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern. Weltweit sind etwa 5% der Menschen betroffen. Die Behandlung besteht häufig aus einer Kombination aus Pharmako- und Verhaltenstherapie. Gerade der Einsatz von Arzneimitteln wie Methylphenidat (z. B. Ritalin®) ist jedoch umstritten. Digitale Technologien könnten hier neue Möglichkeiten der Therapie er­öffnen. Kollins et al. haben das videospielartige Programm AKL-T01 in einer vierwöchigen randomisierten Doppelblindstudie an 384 Kindern zwischen acht und zwölf Jahren ge­testet. Fünf Tage pro Woche mussten die Probanden für 25 Minuten die Aufgaben des AKL-T01 oder die eines Kon­trollprogramms lösen. Arzneimittelbehandlungen wurden während der Studie abgesetzt (mindestens drei Tage vor Studienbeginn). Der Effekt der Intervention auf die Aufmerksamkeit wurde mithilfe eines weiteren Softwareprogramms ermittelt, dem Test of Variables of Attention (TOVA) Attention Performance Index (API). Der TOVA-API-Score zeigte eine signifikante Steigerung der Aufmerksamkeit in der AKL-T01-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe.

Foto: pololia – stock.adobe.com

Unerwünschte Ereignisse können auch bei Computerspielen auftreten: Frustration (3%) oder Kopfschmerzen (2%) waren während der Studie die häufigsten Formen in der Interventionsgruppe.

Im Gegensatz zu anderen digitalen Therapieansätzen basiert AKL-T01 nicht auf Gedächtnis- oder Neurofeedbacktraining. Das videospielartige Programm zielt eher darauf ab, die Aufmerksamkeit bewusst zu kontrollieren und zwischen verschiedenen Aufgaben zu verlagern. So werden je nach Fortschritt mehrere Aufgaben gleichzeitig bearbeitet und die Fähigkeit des „Multitaskings“ trainiert. Die aktuellen Therapiestandards kann AKL-T01 zwar noch nicht ersetzen, doch könnten digitale Therapien in der Zukunft eine wichtige Rolle bei der Behandlung von ADHS spielen. |

Literatur

[1] Kollins SH et al. A novel digital intervention for actively reducing severity of paediatric ADHD (STARS-ADHD): a randomised controlled trial. Lancet Digit Health 2020; doi:https://doi.org/10.1016/S2589-7500(20)30017-0

[2] Polanczyk GV et al. ADHD prevalence estimates across three decades: an updated systematic review and meta-regression analysis. Int J Epidemiol 2014;43(2):434-42

[3] Catalá-López F at al. The pharmacological and non-pharmacological treatment of attention deficit hyperactivity disorder in children and adolescents: A systematic review with network meta-analyses of randomised trials. PLoS One 2017;12(7):e0180355

Laura Kneller, MSc

Das könnte Sie auch interessieren

Auch bei längerer Anwendungsdauer wird das kindliche Wachstum nicht gebremst

Methylphenidat ist über zwei Jahre sicher

Neue Daten bestätigen Wirksamkeit und Nebenwirkungen von Stimulanzien

Schlechter schlafen mit Methylphenidat

Die Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätstörung

Pharmako-logisch! UPDATE – ADHS

Folgen einer medikamentösen ADHS-Therapie

Weniger riskantes Verhalten

Schmerzen in der Schwangerschaft werden als eigentliche Ursache für erhöhtes Asthmarisiko beim Kind diskutiert

Freispruch für Paracetamol

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.